Berlin. Ungelöste Verbrechen beschäftigen die Öffentlichkeit oft jahrelang Warum die Ermittler in drei spektakulären Fällen nicht weiterkommen.
- Ungeklärte Verbrechen werden früher oder später zu sogenannten Cold Cases
- Oft sind es aufsehenerregende Mord- oder Entführungsfälle, die ganze Gesellschaften prägen
- Diese drei ungelösten Kriminalfälle bewegen Deutschland bis heute
Ungelöste Kriminalfälle, sogenannte Cold Cases, üben auf viele Menschen eine große Faszination aus. Für die Angehörigen der Opfer sind die Fälle besonders tragisch, weil sie möglicherweise niemals erfahren werden, was mit ihren Kindern, Eltern oder Geschwistern wirklich geschah.
Einige dieser Verbrechen sind Jahrzehnte nach der Tat noch ungelöst und haben sich ins kollektive Gedächtnis der Deutschen eingebrannt. Zwar werden immer wieder Cold Cases gelöst, meist dank verbesserter Kriminaltechnik. Doch in vielen Fällen bleiben die Spuren kalt.
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Cold Cases: Der Fall Peggy Knobloch ist bis heute ungeklärt
So etwa im Fall der 2001 verschwundenen Peggy Knobloch. Die damals Neunjährige war auf dem Heimweg von der Schule, als sie unweit ihres Elternhauses verschwand. Die Ermittlungen zogen sich hin, eine Sonderkommission konnte keine Erfolge erzielen. 2003 wurde ein geistig behinderter Mann angeklagt, im folgenden Jahr für den Mord an Peggy verurteilt. Doch nach einem Wiederaufnahmeverfahren wurde das Urteil 2014 aufgehoben.
Erst zwei Jahre später, im Juli 2016, wurden Überreste, die Peggy Knobloch zugeordnet werden konnten, in einem Waldstück in Thüringen gefunden. 2018 nahm die Polizei Ermittlungen gegen einen weiteren Tatverdächtigen auf. Er gab in einer Vernehmung an, den leblosen Körper von einem Dritten bekommen und zum späteren Fundort der Leiche gebracht zu haben. Später zog er dieses Geständnis zurück, musste aus der Untersuchungshaft entlassen werden. 2020 stellte die Polizei die Ermittlungen in dem Fall ein – fast 20 Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens.
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Der Fall Maria Bögerl: Hat die geplatzte Geldübergabe ihr Schicksal besiegelt?
Wie sehr die Angehörige der Opfer unter deren rätselhaftem Schicksal leiden können, zeigt auch der Fall der 2010 ermordeten Maria Bögerl. Sie war zuvor aus ihrem Haus entführt worden. Schnell meldeten sich die Entführer mit einer Lösegeldforderung bei ihrem Ehemann, dem Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Heidenheim. 300.000 Euro sollten an der Autobahn abgelegt werden. Doch die Übergabe scheiterte, weil das Geld nicht rechtzeitig beschafft werden konnte.
Die Entführer meldeten sich nach der geplatzten Geldübergabe nie wieder. Zwei Tage später wurde das Auto der Frau entdeckt, daran DNA-Spuren. Doch von Maria Bögerl fehlte weiter jede Spur. Trotz einer großangelegten Suchaktion in einem Waldstück wurde die damals 54-Jährige nicht gefunden. Zwei Wochen später entdeckte ein Spaziergänger die Leiche der Frau. Das brachte der Polizei erhebliche Kritik ein.
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2011 nahm sich Thomas Bögerl, der Ehemann der Entführten, das Leben. Die Kinder des Paares sparten in der Todesanzeige nicht mit Kritik an der Polizei. Ihr Vater habe „die erfolglosen polizeilichen Ermittlungen“ und „unsäglichen Verleumdungen“ nicht mehr ertragen, hieß es da. Es hatte Gerüchte gegeben, Bögerl sei von der Polizei verdächtigt worden. Beide Parteien bestritten das stets. Trotz mehrerer Massen-DNA-Tests konnte kein Täter identifiziert werden. Eine Sonderkommission ermittelte jahrelang ohne Erfolg. 2023 wurden die Ermittlungen ergebnislos eingestellt.
Cold Case Günther Stoll: Was bedeutet die Buchstabenfolge YOGTZE?
Ein besonders merkwürdiger Cold Case ist der sogenannte YOGTZE-Fall aus dem Jahr 1984. Das Opfer: Günther Stoll, ein damals 34-Jähriger aus Nordrhein-Westfalen. Der Fall ist bis heute einer der mysteriösesten Kriminalfälle Deutschlands. Die Polizei konnte viele Geschehnisse rekonstruieren, doch die Hintergründe sind bis heute ungeklärt.
Günther Stoll habe nach Aussagen seiner Frau unter Paranoia und Verfolgungswahn gelitten. Seine Frau berichtete, am Abend vor seinem Tod habe er gesagt, er habe Angst, dass „die“ im etwas antäten. Im Laufe des Abends sagte Stoll plötzlich: „Jetzt geht mir ein Licht auf.“ Er schrieb die Buchstabenfolge YOG‘TZE auf einen Zettel und strich diese sofort wieder durch. An diesen Zettel erinnerte sich seine Frau allerdings erst ein halbes Jahr nach seinem Tod. Sie hatte die Notiz, der der Fall seinen Namen verdankt, noch am selben Abend entsorgt.
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Gegen 23 Uhr verließ Stoll das Haus, fuhr in eine Kneipe, bestellte ein Bier. Doch bevor er es trinken konnte, fiel er vom Stuhl, zog sich eine Kopfverletzung zu. Warum? Unklar. Wenig später tauchte er in seinem Heimatort auf. Dort klingelte er bei einer Nachbarin seiner Mutter. Sie sagt aus, er habe verwirrt gewirkt, ihr gesagt, in der Nacht werde noch etwas „Fürchterliches“ passieren. Anschließend verschwand Stoll in der Nacht.
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Gegen 3 Uhr morgens wurde sein Auto in der Böschung an einer Autobahnabfahrt entdeckt. Auf dem Beifahrersitz: Günther Stoll, nackt, schmutzig, schwer verletzt. Dem Lkw-Fahrer, der ihn fand, sagte Stoll, er sei mit drei anderen Personen im Auto gewesen. Wenig später starb er. Ebenjener Lkw-Fahrer will auch einen Mann an Stolls Auto gesehen haben. Doch dieser ist verschwunden. Und der YOGTZE-Fall bis heute ungeklärt.