Berlin. Der Drogenbeauftragte fordert ein Alkoholverbot für alle unter 18. Gut so – aus medizinischer Sicht. Allerdings trinken die Eltern oft viel mehr.

Ob Sektfrühstück, Weinbegleitung oder Feierabendgetränk: Der Deutsche trinkt im Schnitt zwölf Liter Reinalkohol pro Jahr. Alkohol ist eben fest in unserer Gesellschaft verankert, wird als Volksdroge bezeichnet, so die Haltung, die dahintersteckt. Hinzu kommt: Deutschland ist gemeinsam mit Belgien und Österreich eines der wenigen Länder in Europa, in denen bereits 16 bis 18-jährige Bier und Wein kaufen können.

Begleitetes Trinken: Kinder dürfen bereits ab 14 Jahren Alkohol trinken

Obendrein dürfen Kinder schon bereits ab 14 Jahren in Begleitung der Eltern Bier und Wein im Restaurant konsumieren – und tun es auch. Kein Wunder, dass, wie neulich beobachtet, die Mutter im Restaurant einen Cocktail für ihren 15-jährigen Sohn bestellen will – und sich nichts dabei denkt, obwohl das Gehirn von Jugendlichen noch in der Entwicklung steckt. Schließlich greift jeder Tropfen Alkohol die Nervenzellen an. Je jünger die Konsumenten, desto schwerwiegender sind die Folgen. 

Diane Krzyzanski
Diane Krzyzanski, Praktikantin in der FUNKE Zentralredaktion. © privat | Privat

Dass nun der Drogenbeauftragte Jugendlichen den Zugang zu Alkohol erschweren will, wird Zeit – allein aus medizinischer Sicht. Und doch greift der Vorstoß zu kurz. Denn nur den jüngeren Menschen Alkohol zu verbieten, verändert – kurzfristig jedenfalls – noch lange nicht den Alkoholkonsum innerhalb der Gesellschaft.

Altersgrenze wird Trinkfreudige kaum abschrecken können

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Denn zur Wahrheit gehört auch: Wer Bier, Wein oder auch harten Alkohol trinken will, findet einen Weg, um auch dranzukommen. Das wissen wir längst aus dem Umgang mit Cannabis. Ob sich Jugendliche von einer Altersgrenze abschrecken lassen, ist unwahrscheinlich. Eher ist die Gefahr groß, dass sie die legalen Wege verlassen.

Abgesehen davon haben viele Jugendliche selbst erkannt, dass ihnen Alkohol nicht guttut. Sie brauchen kein Feierabend-Bier. Das haben sie ihren Eltern voraus. 

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