Pompeji. Forscher in Italien sind alarmiert: Die archäologischen Funde in Pompeji sind in Gefahr. Jetzt sollen „geflügelte Wächter“ den Ort retten.
Tauben können mehr als lästig sein, vor allem ihre ätzenden Ausscheidungen. Der Leiter des archäologischen Parks von Pompeji jedenfalls ist schier in Alarmstimmung. Der Kot der Tauben sei aufgrund der Säurehaltigkeit hochaggressiv, sodass er eine ernsthafte Gefahr für die Fresken und empfindlichen archäologischen Funde darstelle.
Nichts habe geholfen, sich vor der Taubenplage zu schützen. Doch nun soll alles anders werden. Die Hoffnungen liegen auf den „geflügelten Wächtern“: auf Falke Aria und Bussard Gianna. Als Dreamteam der Lüfte sollen sie die Ausgrabungen in der historischen Stätte Pompeji in Italien schützen.
Pompeji: Wie Raubvögel lästige Tauben verscheuchen sollen
Doch mancher fragt sich, was zwei Vögel gegen Massen von Tauben ausrichten können? Allein die Anwesenheit der trainierten Jäger reiche aus, um Vogelkolonien davon abzuhalten, in archäologischen Gebieten zu nisten und zu rasten, so die Erklärung des archäologischen Parks am Vulkan Vesuv.
Es müsse unbedingt etwas geschehen, denn der Vermehrungsdruck der Tauben sei enorm. Ihre angezüchtete Fähigkeit, selbst im Winter Eier zu legen, sorge für eine Flut an Nachkommen, die vor allem in Pompeji als große Störung betrachtet werden, klagen die Schützer der historischen Stätte.
Falknerei wichtiges Instrument zum Schutz der Ausgrabungen
Und schon sieht es so aus, als wäre die Vogel-Aktion keine Mission Impossible. Im Gegenteil: Gianna und Aria, die am Himmel über Pompeji kreisen, seien in den Augen der Tauben wohl mehr als furchteinflößend. Die Raubvögel jagten ihnen Angst ein, heißt es begeistert aus dem Ausgrabungspark. Das Ergebnis könnten sich sehen lassen: Die fliegenden Wächter verunsicherten die Tauben mit ihren eleganten und kraftvollen Schwingen und hinderten sie so daran, ihre Behausungen zu bauen.
„Die Falknerei ist ein wertvolles Instrument zum Schutz der Ausgrabungen. Unsere Priorität ist die Erhaltung dieser archäologischen Stätte für künftige Generationen mit umweltfreundlichen Methoden. Natur und Technik können zusammenarbeiten, um das kulturelle Erbe zu schützen“, betont die Biologin Paola Barile, die mit ihrem Assistent Pasquale Giorgio in Pompeji als Falknerteam im Einsatz ist.
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Die Flugabwehr sei kein Hexenwerk, heißt es. Man nutze den natürlichen Jagdtrieb der Greifvögel. Allerdings musste man auch mit den beiden höchst behutsam umgehen. Aria und Gianna wurden erst einmal ganz locker mit dem Gelände vertraut gemacht. Danach stiegen sie ab und zu mal in die Lüfte.
Der Schlüssel zum Erfolg sei eine stetige, aber unregelmäßige Präsenz. Nur so gelinge die totale Verunsicherung. Tauben müsse man überlisten, sie seien sehr intelligent und würden schnell erkennen, ob es sich nur um den alltägliche Ausflug der Raubvögel oder um eine echte Gefahr handele. Je unberechenbarer, desto beängstigender sei es für die Tauben. Also musste die Präsenz der Raubvögel stark variieren.
Pompeji: Werden die Greifvögel in Zukunft durch Drohnen ersetzt?
Der deutsche Direktor des archäologischen Parks, Gabriel Zuchtriegel, ist zufrieden mit der Aktion. „Unser Ziel ist, die Kolonisierung der Gegend durch die Tauben zu verhindern. Wir wollen vermeiden, dass sie sich hier niederlassen, denn sie bewirken große Schäden. Die Kosten zur Säuberung des Kots sind hoch. Daher denken wir, dass wir mit den Falknern weiter zusammenarbeiten werden“, sagt Zuchtriegel gegenüber unserer Redaktion.
Das System der Raubvögel hatte Zuchtriegel bereits während seiner Amtszeit als Direktor des archäologischen Parks im Paestum in Süditalien getestet. „Das Areal dort ist jedoch viel kleiner, der Einsatz der Raubvögel in Pompeji ist also eine größere Herausforderung“, betont der Archäologe.
Doch es gibt noch Methoden, mit denen Aria und Gianna in den Schatten gestellt werden können. Andrea Lunerti, einer der bekanntesten Experten im Umgang mit Greifvögeln, Schlangen, Wildschweinen und Hirschen, hat jetzt eine Drohne entwickelt, die Tauben und Möwen von Terrassen und Balkons fern hält. Die Drohne gibt Töne und Lichtimpulse ab, die die Vögel in die Flucht schlagen. Das kleine, überaus wendige Gerät, wird von einem Piloten mit Helm gesteuert.
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„Aus Angst vor den Geräuschen der Drohne entfernen sich die Vögel und verzichten, an dem Ort ihre Nester zu bauen. Sie kehren dann nicht mehr zurück, weil sie diesen Ort als unsicher betrachten. Die Drohne hat einen Propeller aus Gummi, der niemandem schadet. Wir befinden uns noch in der Testphase, aber die Resultate im Kampf gegen Möwen sind ermutigend“, berichtet Lunerti gegenüber unserer Redaktion.
Schädlinge setzen sich in Hauswänden fest
Das Problem des Taubenkots sei auch die sogenannte Taubenzecke, die als besonders gefährlich gilt, so Lunerti. „Diese Zecke nistet auch in den Wänden der Häuser und kann gesundheitsgefährdend sein“, betont der Ethologe. Die Spinnentiere halten sich tagsüber in Höhlen, Löchern oder Ritzen in der Nähe der Nester ihrer Wirtstiere auf. Jedes Larvenstadium muss zur weiteren Entwicklung einmal für mehrere Tage Blut saugen. Die erwachsenen Weibchen nehmen mehrmals kurz für 20 bis 40 Minuten Blut auf und legen danach jeweils zwölf bis 70 Eier ab. Bisher wurden am Menschen allergische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock sicher nachgewiesen, so Experten.