Gronau. Bei Untersuchungen in NRW sind bemerkenswert gut erhaltene Funde ausgegraben worden. Auch der Kampfmittelräumdienst ist im Einsatz.

Bevor der geplante Neubau des historischen Rathauses in Gronau starten kann, laufen auf dem geplanten Areal archäologische Untersuchungen, die durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) unterstützt werden. Dabei erweitern die Ausgrabungen nicht nur die Kenntnisse zur Baugeschichte. Die eingesetzte archäologische Fachfirma konnte auch bemerkenswerte Funde ausgraben - diese sind reif für das Museum. Lesen Sie hier: Große Überraschung bei Archäologen: Sind die 1000 Jahre alten Gräber erst der Anfang?

Ausgrabungen in NRW: „Verfüllung nach Bombeneinwirkungen“

Die Arbeiten finden im ehemaligen Rathauskeller statt und bieten einen Blick in die Ursprungszeit des Rathauses. „Bei den südöstlichen freigelegten Kellerbereichen handelt es sich um bis in jüngste Zeit bestehende Kellerstrukturen, die entsprechend mit jüngerem Schutt vom Abriss des Drilandmuseums verfüllt waren“, sagt Grabungsleiterin Dr. Heike Tausendfreund. „Die westlichen beziehungsweise nördlichen Kellerstrukturen sind jedoch auf den Ursprungsbau von um 1900 bzw. deren Verfüllung nach den Bombeneinwirkungen von 1945 zurückzuführen.“

So sieht der Turm des historischen Rathauses in Gronau heute aus. Foto: LWL-AfW/A. Wunschel
So sieht der Turm des historischen Rathauses in Gronau heute aus. Foto: LWL-AfW/A. Wunschel

Die Herausforderung bei dieser Ausgrabung sind nach Angaben des LWL mögliche Kriegsrelikte. Deswegen ist auch der Kampfmittelräumdienst bei den Arbeiten in Gronau miteingebunden. Auch interessant: Archäologie in Italien: „Authentisches Juwel“ gefunden – So stilvoll wohnten die alten Römer

Höhepunkt bei Ausgrabungen: Besondere Gedenktafel

Nach Angaben des LWL sind es bemerkenswerte Funde, die ausgegraben wurden. Ein Highlight neben zahlreichen Architekturfragmenten ist eine besondere Gedenktafel. Diese wurde in einem Keller gefunden, der mit Schutt aus der Zeit um den Zweiten Weltkrieg verfüllt wurde. Die Tafel ist dem ehemaligen Bürgermeister August Hahn gewidmet. Hahn starb im Jahr 1907. Zu dem Zeitpunkt besaß Gronau noch keine zehn Jahre die Stadtrechte. 1898 wurde er zum ersten Bürgermeister der Stadt gewählt - einstimmig. Unter seiner Leitung entstand auch das Rathaus.

Die Gedenktafel ist dem ehemaligen und ersten Bürgermeister Gronaus gewidmet: August Hahn. Foto: Denkmal3D/H. Tausendfreund
Die Gedenktafel ist dem ehemaligen und ersten Bürgermeister Gronaus gewidmet: August Hahn. Foto: Denkmal3D/H. Tausendfreund

Dr. Patrick Könemann als Museums-Koordinator spricht sich für eine Überführung der Tafel in das neue Drilandmuseum aus: „Gerne möchten wir diese Platte vor Ort zeigen, um unseren Besuchenden die Besonderheiten der Gronauer Stadtgeschichte - und damit auch der Geschichte des historischen Rathauses noch besser bebildern zu können.“ Lesen Sie hier: Archäologie: Wilde Partys in Pompeji? Neuer Fund gibt seltenen Einblick

Zudem wurde auf der Baufläche der Standort einer alten Öl-Mühle untersucht. Die hier geborgenen Hölzer werden nun in einem Fachlabor untersucht.  „Die Hölzer weisen wegen des nassen Untergrundes der Öl-Mühle, in der sie lagen, einen bemerkenswert guten Erhaltungszustand auf. Wir warten noch auf die Daten der Untersuchung, durch die ihr Alter jahrgenau bestimmt werden kann“, sagt Dr. Andreas Wunschel, LWL-Archäologe.