Rom. Im April 2023 hatte Bärin Gaia einen 26-Jährigen getötet. Nach langer Diskussion soll das Tier jetzt nach Thüringen umgesiedelt werden.
Die Killer-Bärin Gaia, die im vergangenen Jahr in den Wäldern des norditalienischen Trentino einen Jogger getötet hatte, kommt nach Deutschland. Das Bärenweibchen wird am 30. Juni in einen Bärenpark im thüringischen Landkreis Eichsfeld verlegt, teilten die Trentiner Behörden mit. Im Alternativen Bärenpark Worbis lebt seit 2010 bereits Gaias Mutter, die Bärin „Jurka“.
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Das Schicksal der 17 Jahre alten Bärin hält Italien seit Monaten in Atem. Am 5. April 2023 war der 26-jährige Andrea Papi beim Joggen in den Wäldern oberhalb von Caldes im Urlaubstal Val di Sole angegriffen und tödlich verletzt wurde. Er war im Wald auf Gaia und ihre Jungen gestoßen und danach getötet worden. Das Muttertier konnte aufgespürt und gefangen werden.
Im Anschluss war die Bärin im Freigehege von Casteller nahe der Stadt Trient untergebracht worden. Tierschützer kritisierten die umstrittene Bärenauffangstation, denn die Verhältnisse in den dortigen kleinen Gehegen und Käfigen seien ihrer Ansicht nach nicht artgerecht. „Das Verhalten von JJ4 (Aktenzeichen der Bärin, Anm. d. Red.) zeigt, dass das Tier unter chronischem Stress leidet, da die Lebensbedingungen für die Eigenschaften eines Bären unerträglich sind“, schreibt der Tierschutzverband LAV, der die Verlegung von Gaia in einen Bärenpark gefordert hatte.
Problem-Bärin: Tötung war beschlossene Sache
Die lokale Regierung in Italien hatte zwischenzeitlich die Tötung des Tiers angeordnet. Das Verwaltungsgericht Trient hob diese Anordnung jedoch auf. Seitdem hatten mehrere Tierasyle eine neue Heimat für Gaia angeboten. Auch der Tiergnadenhof in Bad Füssing hätte JJ4 gern übernommen. Die Provinz Trient entschied sich dann aber für Worbis.
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Die Tierschützer begrüßen zwar, dass Gaia aus dem Gehege in Casteller befreit wird, hätten sich jedoch eine bessere Lösung für sie gewünscht. So bemängelte der Tierschutzverband OIPA, dass der Vorschlag zur Verlegung des Weibchens in den 69 Hektar großen Bärenpark Libearty von Zarnesti in Rumänien abgelehnt worden sei. In Rumänien wäre das für Gaia verfügbare Gebiet wesentlich größer als die 8,5 Hektar des Bärenparks Worbis. Die Anwesenheit zahlender Besucher stelle einen Störfaktor für die Tiere dar, kritisierte Gian Marco Prampolini, Präsident des Tierschutzverbands Leal.
Prampolini drängt zudem auf die Befreiung eines weiteren Problembären, genannt M49, der sich im Tiergehege von Casteller befindet. „Wir hoffen, dass die Struktur in Casteller in Zukunft wieder das sein wird, was sie eigentlich sein sollte: Ein provisorischer Ort der Pflege und Rehabilitation für verletzte, kranke oder in Not geratene Wildtiere und kein Bärengefängnis“, beanstandete Prampolini.
Italien: Grundsatz-Diskussion um Bären hält an
In Italien hat sich seit dem Tod des Joggers die Diskussion um das Zusammenleben von Bär und Mensch deutlich zugespitzt. In der Provinz Trient hat die Anzahl der Bären seit Beginn des von der EU finanzierten Ansiedlungsprojekts „Life Ursus“ vor 24 Jahren massiv zugenommen. Statt wie geplant 50 haben sich etwa 100 wild lebende Bären angesiedelt. Die Provinz Trient will jetzt die Verbreitung der Spezies in dem Gebiet massiv einschränken und die Bärenpopulation auf 70 Exemplare verringern. Dies soll auch mit der Tötung von Bären geschehen.
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So billigte die Landesregierung kürzlich ein Gesetz, das die Erschießung von bis zu acht Bären pro Jahr erlauben soll. „Es handelt sich um ein wichtiges Verwaltungsinstrument, das in erster Linie die öffentliche Sicherheit, aber auch den Schutz der Bergwirtschaft gewährleistet“, sagte Fugatti, der sich somit den Ärger der Tierschützer zuzog. Die Fronten sind und bleiben wohl vorerst verhärtet.