Berlin. Er gilt als „Monster von Amstetten“: 24 Jahre lang hielt Josef Fritzl seine Tochter in einem Kellerverlies gefangen. So lebt sie heute.
Die grausame Tat von Amstetten hatte weltweit Aufsehen erregt. 24 Jahre lang hatte Josef Fritzl seine Tochter Elisabeth in seinem Keller eingesperrt und sie tausendfach vergewaltigt. Sieben Kinder zeugte er mit ihr. Fritzl kam 2009 in lebenslange Haft. Die Nachricht, dass er auf freien Fuß kommen sollte, hat die Menschen schockiert.
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Allerdings kamen nun drei Richterinnen in einer nicht-öffentlichen Verhandlung im österreichischen Krems nach nur 28 Minuten zu dem Ergebnis: Josef Fritzl (88) bleibt in Haft. Aber er wird aus dem Maßnahmenvollzug entlassen. Er gilt nicht mehr als gefährlicher Straftäter und wird in eine andere Station mit weniger Auflagen verlegt. Aus „präventiven Gründen“ sei er nicht vorzeitig entlassen, wie ein Sprecher des Gerichts sagte. Diese schrecklichen Details der monströsen Tat schockieren immer noch.
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Das Geheimnis von Fritzls Keller
Es war eine Art Lebenswerk: An seinem Verlies hatte Josef Fritzl, gelernter Elektrotechniker, monatelang in Heimarbeit gewerkelt. Versteckt hinter einem Regal befand sich der mit einer Stahltür gesicherte Eingang zum Kellergefängnis, in dem Elisabeth lebte. Mehrfach die Woche kam Fritzl „auf Besuch“, wie es später hieß.
Keiner sollte sein Geheimnis je kennenlernen: Die Räume waren mit massiven Stahltüren gesichert. Der Schließmechanismus war mit einem Zahlencode über eine Funkfernsteuerung zu bedienen. Bei der ersten Einvernahme gab Fritzl den Code bekannt.
Die fünf Räume waren schalldicht und waren mit Pritschen, Kochnische und Dusche ausgestattet. Auch Waschmaschine, Fernseher mit Videorekorder waren vorhanden. Der „Spiegel“ schrieb nach der Entdeckung des Kellers 2009: Die Sanitäranlagen seien von Schimmel überzogen gewesen, das Klo eine Zumutung.
Das musste Tochter Elisabeth erleben
3.000 Mal soll Fritzl seine Tochter Elisabeth vergewaltigt haben. In den 24 Jahren brachte die junge Frau sieben Kinder zur Welt. Drei der Kinder hielt er zusammen mit seiner Tochter gefangen. Drei wurden von ihm als Pflegekinder adoptiert. Er wohnte mit ihnen und seiner Frau in der Wohnung über dem Keller. Ein Kind starb wegen einer Atemwegserkrankung knapp drei Tage nach der Geburt. Fritzl verbrannte die Leiche in einem Heizkessel.
Dass Tochter Elisabeth nicht mehr gesehen wurde, erklärte Fritzl gegenüber Nachbarn und seiner Ehefrau damit, dass Elisabeth wohl bei einer Sekte sei. Er meldete sie als vermisst. Das Auftauchen der Babys erklärte er seiner Frau damit, dass die vermisste Tochter diese im Haus abgelegt habe.
Horror-Tat flog auf: So geht es Elisabeth heute
Als am 9. April 2008 eine schwer kranke 19-Jährige ins Landesklinikum Mostviertel Amstetten eingeliefert wurde, waren die Ärzte ratlos. Fritzl gab an, dass er seine „Enkelin“ Kerstin in einem schlimmen Gesundheitszustand vor seiner Haustür gefunden und sie sofort in die Klinik gebracht habe.
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Doch den Ärzten stellten sich Fragen. Sie wollten Kontakt zur Mutter des Kindes, die laut Fritzl verschwunden war. Die Polizei und das Krankenhaus starteten einen TV-Aufruf, den Elisabeth in ihrem Verlies sah. Sie überredete ihren Vater, sie ins Krankenhaus zu ihrer gemeinsamen Tochter zu bringen. Dort vertraute sich Elisabeth den Ärzten an. Endlich kam die Schreckenstat ans Licht und ihr Martyrium nahm ein Ende.
Elisabeth ist heute 57 Jahre alt. Laut Medienberichten ist sie verheiratet. Sie lebt unter einer neuen Identität und ist mit ihren sechs Kindern zusammen in ein Haus gezogen. Der Ort ist unbekannt. Laut Medienberichten soll es sich um ein 2.000-Seelen-Dorf nicht weit von Amstetten handeln. Das Haus sei mit speziellen Zäunen und Sicherheitskameras ausgestattet.
Das wurde aus dem Horror-Haus
Das Fritzl-Haus ist inzwischen verkauft. Laut Medienberichten habe der Käufer 2016 die Summe von 180.000 Euro gezahlt. In dem ehemaligen „Horror-Haus“ befinden sich Wohnungen, die laut dem „Kurier“ alle bezogen sind. Das Kellerverlies gebe es nicht mehr – es wurde zubetoniert, genauso wie die Kellergarageneinfahrt. Zeitweise gab es Pläne, das Haus in ein Horror-Museum umzuwandeln.
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Der Schutz der Identitäten der Opfer war stets das oberste Gebot der Behörden. Die Familie wurde nach ihrer Befreiung vom Pädagogen Fritz Lengauer betreut, erhielt Unterstützung von Opferschutzfonds und zog im Dezember 2008 in ein anderes Haus. Dessen Adresse wird geheim gehalten. Es wurde bekannt, dass sie nach ihrer Befreiung körperlich in gutem Zustand gewesen seien. Einige der Kinder hätten Abitur gemacht und studiert.
Diese Strafe erhielt Fritzl
Fritzl wurde im März 2009 zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Anklage im Prozess lautete auf Mord durch Unterlassen, Vergewaltigung, Freiheitsberaubung, schwere Nötigung, Blutschande und erstmals in Österreich auch Sklaverei. Er wurde nach einem umfassenden Geständnis in eine Anstalt für zurechnungsfähige, geistig abnorme Rechtsbrecher verurteilt. Zwar hat er die Taten gestanden. Sah sich aber immer als Lebensretter seiner Tochter Kerstin, die er ins Krankenhaus gebracht hatte.
Nach 15 Jahren in der Justizanstalt hatte Josef Fritzl ein Buch geschrieben. „Die Abgründe des Josef F.“, das er zusammen mit seiner Anwältin Astrid Wagner verfasste. Dort gibt er Einblicke in seine bizarre Gedankenwelt. Anzeichen für Reue blieben Fehlanzeige. „In Wirklichkeit bin ich ein guter Mensch“, schrieb er. Er könne sich nicht erklären, warum seine Frau Rosemarie den Kontakt zu ihm abgebrochen hat. Auch sah er sich als „verantwortungsvollen Familienmenschen“, der auf einige berufliche Erfolge zurückblicken könne.
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Der Horror von Amstetten wurde im US-Film „Girl in the Basement“ verarbeitet. Der Film verlegt die Handlung in die USA. Der Fall wurde immer wieder künstlerisch aufgegriffen. Auch die deutsche „Tatort“-Produktion Verschleppt aus dem Jahr 2012 war davon inspiriert. In dem Krimi mit den Saarbrücker Kommissaren werden drei junge Mädchen entführt und jahrelang in einem unterirdischen Kellerverlies gefangen gehalten. Das Verlies ist vom Täter selbst angelegt worden und über einen geheimen Zugang im Keller seines Hauses zu erreichen.