Berlin. Saskia Vester ist in der neuen Reihe „Käthe und ich“ zu sehen. Wieso ihre lebhafte Fantasie für sie Fluch und Segen zugleich ist.

Saskia Vester hat in ihrer über 40-jährigen Karriere in einer gewaltigen Bandbreite von Serien und Reihen mitgewirkt, von „KDD – Kriminaldauerdienst“ bis „Das Kindermädchen“. Zu ihren zahlreichen Gastrollen kommt nun noch eine neue dazu. Am 19. Januar (um 20.15 Uhr in der ARD) ist die 64-Jährige in der Reihe „Käthe und ich“ zu sehen. Doch die Fantasie, mit der sie sich in diese Geschichten einfügte, hat auch Nachteile. Im Interview erklärt sie, welche Schreckensszenarien sie sich privat ausmalt, warum ihre Tochter sie Jahrzehnte altern ließ und warum sie sich trotz ihrer Ängste nicht vor Löwen fürchtet.

In „Käthe und ich“ spielen Sie eine knallhart-nüchterne Mitarbeiterin des Jugendamts. Solche Charakterzüge dürften Ihnen fremd sein.

Saskia Vester: Diese Frau ist sehr weit von mir entfernt. Allerdings gibt es schon kleine Parallelen. Ich lasse ungern alle Fünfe gerade sein. Vor allem beruflich bin ich eine Perfektionistin und kann schwer locker lassen.

Saskia Vester: „Ich habe eine lebhafte Fantasie“

In der Folge geht es um einen Jungen, der sich väterlich um seine Mutter kümmert. Gibt es Fälle, wo Ihre Kinder Sie erziehen müssen oder mussten?

Vester: Dauernd. Wenn ich mich aufrege, weil mein Mann mit dem Motorrad herumfährt, dann sagen sie: „Chill doch mal, es wird schon nichts passieren.“ Jetzt sind unsere Kinder aus dem Haus, so gesehen hat sich der Erziehungsauftrag weit entfernt. Ich mag es jedenfalls, auf Augenhöhe mit ihnen zu sein. Wir haben unsere Kinder so erzogen, dass sie selbstbewusst genug sind, uns zu sagen, wenn wir etwas Blödes anstellen. 

Schauspielerin Saskia Vester macht sich große Sorgen um die Zukunft des Planeten, will aber optimistisch bleiben.
Schauspielerin Saskia Vester macht sich große Sorgen um die Zukunft des Planeten, will aber optimistisch bleiben. © picture alliance / SvenSimon | FrankHoermann/SVEN SIMON

Sie werden wirklich nervös, wenn Ihr Mann Motorrad fährt?

Vester: Und wie. Wenn er nicht früh genug zurück ist, dann organisiere ich schon mal eine Beerdigung. Ich habe eine lebhafte Fantasie, dank der ich mein Geld verdiene, die aber nicht alltagstauglich ist. 

Wann geht Ihre Fantasie sonst mit Ihnen durch?

Vester: Da gibt es Tausende von Beispielen. Bevor ich ins Flugzeug steige, schaue ich in den Himmel. Wenn es windig ist, steigt der Adrenalinspiegel. Im Flugzeug muss ich dann die Pferde bannen, die mit mir durchgehen, weil ich denke, wir stürzen jeden Moment ab.

Sind Sie Dauergast beim Psychotherapeuten?

Vester: Nein, denn ich akzeptiere eben, dass ich einen Knall habe. Und im Alltag habe ich mich einigermaßen im Griff. Ich muss mich deshalb nicht auf die Couch legen.

Allerdings klingt das so, als wären Sie eine Helikoptermutter.

Vester: Gottseidank nicht. Das war nicht möglich, weil ich beruflich viel unterwegs war. Da habe ich die Kinder Wochen lang nicht gesehen, während mein Mann das Schiff gesteuert hat. Er war die bessere Mutter, weil er gelassener war. 

Schauspielerin Vester: Deswegen rief sie die Polizei

Wie ist Ihr Umgang mit Ihren Enkeln?

Vester: Da bin ich entspannter. So sehr ich meine Enkel liebe, ich habe hier nicht die Verantwortung.

Hat es je einen Fall gegeben, wo sich Ihre Befürchtungen bewahrheitet haben?

Vester: Nein. Aber als meine Tochter acht war, hat sie einmal mit einer Freundin unweit von unserem Haus eine Straßensperre aufgebaut, wo sie die Autofahrer stoppten und um Geld anbettelten. Und einmal waren die Mädchen verschwunden. Ich bin schier ausgerastet, zumal wir damals in der Nähe der Isar gewohnt haben. Wir haben schon die Polizei gerufen, die die Kinder gesucht haben. Aber nach vier Stunden kamen die beiden gemütlich angedackelt. Sie hatten sich mit ihrem Geld in ein Café gesetzt und Kuchen bestellt, und ich bin Jahrzehnte gealtert.

Haben Sie denn Ihrer Tochter nicht genügend Taschengeld gegeben?

Vester: Doch, das Übliche. Aber es hat ihr einfach Spaß gemacht, was dazu zu verdienen. Sie war schon damals ganz schön geschäftstüchtig.

„Beim Dreh und auf der Bühne fühle ich mich am sichersten“

Nachdem Sie immer wieder in Panikszenarien denken, wie gehen Sie mit den Unsicherheiten Ihres Berufes um?

Vester: Die beunruhigen mich nicht sonderlich. Dass ich manchmal nicht gewusst habe, wie ich die nächste Miete zahle, gehört zum Dasein des Freischaffenden. Da wird eben bis zum nächsten Engagement der Gürtel enger geschnallt.

Die Unsicherheiten des Schauspielberufs machen Saskia Vester nicht nervös.
Die Unsicherheiten des Schauspielberufs machen Saskia Vester nicht nervös. © picture alliance / SZ Photo | Robert Haas

Wie ist es bei Drehs, wo ja auch etwas passieren kann?

Vester: Beim Dreh und auf der Bühne fühle ich mich am sichersten. Einmal musste ich für eine Rolle auf einem Pferd bis zu einem Abgrund reiten. Ich habe krasse Höhenangst, aber als die Kamera lief, hatte ich kein Problem. Doch danach zitterten mir sofort die Knie.

Vester über die Klimakrise: „Ich mache mir große Sorgen“

Tiere spielen ja auch in „Käthe und ich“, wo es um einen Hundetherapeuten geht, eine große Rolle, Haben Sie einen Bezug zu den vierbeinigen Freunden?

Vester: Ich liebe Tiere. Aber ich gehöre mehr zur Katzenfraktion, weil ich mit denen groß geworden bin. Einmal war ich bei einem Dreh in Südafrika, und da habe ich in einem großen Gehege eine Leopardin gesehen. Ich bin zum Zaun gegangen und habe mit ihr geredet, und auf einmal fing sie an zu schnurren und legte sich auf den Rücken. Das war ein so tiefes Erlebnis für mich, dass mir die Tränen gekommen sind. So wäre es auch mein Traum, mal im Zirkus mit Löwen aufzutreten.

Glauben Sie mit Ihrer lebhaften Fantasie nicht, dass Sie da im Löwenmaul landen?

Vester: Nein, ich glaube, ich würde spüren, was der Löwe gerade denkt. Als ich ein Baby war, lagen die Katzen immer bei mir in der Wiege. Das sind meine Kumpels. Ich verstehe ihre Sprache.

Noch ein realistisches Schreckensszenario zum Schluss. Wie sehr fürchten Sie als Tochter der berühmten Umweltexperten Frederic Vester um unseren Planeten?

Vester: Ich mache mir große Sorgen. Aber wie mein Vater bin ich positiv eingestellt. Der Mensch ist anpassungsfähig genug, um sich wieder heraus zu wursteln. Wenn alle nur schwarz sehen, dann schafft das keine gute Energie, die wir brauchen, um das Ruder herumzureißen.