Berlin. Bleibt die Nachbarwohnung unbeheizt, spürt man dies auch in den eigenen vier Wänden. Die Folgen können verheerend sein.
- In vielen Haushalten laufen bereits die Heizungen
- Doch was ist, wenn gerade der Nachbar nicht heizt?
- Die Auswirkungen auf ihre Wohnung und Finanzen auf einen Blick
Der Winter naht, draußen wird es spürbar kälter — und damit auch zu Hause in der eigenen Wohnung. Vor allem kälteempfindliche Menschen haben bereits Ende September angefangen, ihre Heizung aufzudrehen. Aber wie stark wirkt sich das Heizverhalten des Nachbarn auf die eigene Wohnung aus? Steigen die eigenen Heizkosten, wenn in der Nachbarwohnung unter, über oder neben einem die Heizung nur gering oder gar nicht läuft?
Bleibt die Nachbarwohnung unbeheizt, spürt man dies je nach Bausubstanz automatisch auch in den eigenen vier Wänden. Denn: Im Gegensatz zu Außenwänden sind die Innenwände weniger gedämmt und können auskühlen. Das bedeutet, wer es warm haben will, muss mehr heizen, damit die eigene Raumtemperatur auf dem gewünschten Niveau bleibt und die Innenwände warm sind.
So stark steigen die eigenen Heizkosten, wenn der Nachbar nicht heizt
Welche Effekte das haben kann, hat vergangenen Winter die „Allianz für einen klimaneutralen Wohnungsbestand“ untersucht, ein Zusammenschluss aus Energiedienstleistern, Heizungsfirmen, Wohnungsunternehmen und zwei Universitäten. Für ihre Berechnungen nahmen sie ein Mehrfamilienhaus mit insgesamt sechs Parteien als Grundlage. Während die Außentemperatur null Grad betrug, wurden fünf Wohnungen auf 20 Grad beheizt. Die sechste Wohnung wurde zwischen 10 und 16 Uhr sowie 22 und 6 Uhr auf 16 Grad herabgekühlt.
Das Ergebnis: In den angrenzenden Wohnungen über, unter und neben der kalten Nachbarwohnung können sich die Heizkosten um 3,5 bis 6,5 Prozent erhöhen. Der Mieter, der teilweise weniger beheizten Wohnung, spart dagegen etwa 32 Prozent an Heizkosten ein, wie die Untersuchung ergab. Demnach stimmt es tatsächlich: Eine kalte Nachbarwohnung heizen die anderen Mieter indirekt mit. Dadurch erhöhen sich für diese autmatisch auch die Heizkosten.
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Schuld daran ist der so genannte Transmissionwärmeverlust. Darüber wird definiert, wie viel Wärme ein Haus über Wände, Fenster, Türen und Dach verliert. „Transmissionswärmeverluste treten immer dann auf, wenn es eine Temperaturdifferenz vor oder hinter der Wand gibt“, erklärt Matthias Wagnitz vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima gegenüber myHOMEBOOK. „Habe ich aber einen niedriger temperierten Raum, zum Beispiel 15 Grad bei runter gedrehten Thermostatventilen, dann fließt zwischen dem Raum mit 20 Grad und dem mit 15 Grad Wärme über die gemeinsame Innenwand“, führt Wagnitz aus. Das könne bei den Heizkosten über das Jahr daher relativ viel werden, so der Experte.
Energiekosten sparen: Warum dennoch nicht auf Heizen verzichtet werden sollte
Als Lösung einfach selber nicht heizen? Besser nicht. Wenngleich keine Heizpflicht besteht, sind Mieter laut Mietvertrag dazu verpflichtet, die Wohnung sorgsam und pfleglich zu behandeln. Das bedeutet, sie müssen dafür sorgen, dass der Zustand der Wohnung gewahrt bleibt. Wenn ein Mieter nicht heizt, kann der Vermieter ihn abmahnen. Ändert sich nichts, kann eine weitere Abmahnung und daraufhin die Kündigung erfolgen.
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Mietminderung, wenn der Nachbar nicht heizt?
Wichtig: Diese Pflicht besteht lediglich gegenüber dem Vermieter. Davon betroffene Nachbarn haben keinen Anspruch darauf, dass die Wohnung von nebenan warm ist und könnnen entsprechend keine Mietminderung geltend machen.
Folglich schließt die Sorgfaltspflicht des Mieters das korrekte Heizen und Lüften in angemessenen Maßen mit ein. Denn das kann Feuchtigkeitsschäden, wie etwa Schimmel oder defekte Rohre, verhindern. Kommt es aufgrund einer Pflichtverletzung des Nachbarn zu defekten Rohren oder Feuchtigkeitsschäden, könnten die Kosten für die Schadensbehebung im schlechtesten Fall allen Mietern in der Betriebskostenabrechnung auferlegt werden.