Berlin. Oftmals kommen Archäologen zu spät. Doch im Fall einer Gruft in China hatten sie Glück. Über 70 Artefakte warteten auf ihre Entdeckung.

Die Nachlässigkeit einiger Grabräuber hat Archäologen in China einen einmaligen Glücksfund beschert. In einem öffentlichen Park stießen die Forscher auf die mindestens 1800 Jahre alten Gruften einer wohlhabenden Familie. Zwei von ihnen waren geplündert und befanden sich im schlechten Zustand. Doch eine der Grabkammern und ihre Schätze waren völlig unberührt.

Mehr als 70 Artefakte konnten in dem Grab sichergestellt werden, heißt es in einem Statement des chinesischen Instituts für Archäologie. Unter den Funden waren unter anderem ein Eisenschwert, mehrere Bronzespiegel sowie zahlreiche Keramiken, die als Grabbeigaben hinterlassen wurden. Die Grabkammern stammen aus der Han-Dynastie, einer Epoche, in der die Han-Familie von 206 v. Chr. bis 206 n. Chr. über China herrschte.

Der Fundort der Gruften liegt in einem Dorf im Süden von Rizhao, einer Küstenstadt in der nordöstlichen Provinz Shandong. Dem Statement zufolge waren die Gräber von einem Grabhügel überbaut worden, der bei Ausgrabungen vor der Erweiterung des Parks entdeckt wurde.

Archäologie in China: Tote sollten in der Gruft miteinander „kommunizieren“

Zahlreiche Gefäße aus glasierter Keramik deuten auf den Wohlstand der begrabenen Familie hin.
Zahlreiche Gefäße aus glasierter Keramik deuten auf den Wohlstand der begrabenen Familie hin. © Chinesisches Instituts für Archäologie / Statement

In den drei Gruften waren jeweils zwei Personen in Holzsärgen bestattet, in denen die Knochen allerdings alle verwittert waren. In zwei der Gruften fanden die Archäologen den Nachnamen „Huan“ als Inschrift. Das sei ein Hinweis darauf, dass alle Gruften zur selben wohlhabenden Familie gehörten. Wann die Grabkammern geplündert wurden, ist bisher nicht bekannt.

Die intakte, 6,4 Meter mal 4,1 Meter große Gruft ist in zwei Kammern aufgeteilt, die durch verzierte Miniatur-Holztüren und -fenster verbunden sind. Durch diese sollten die Toten wahrscheinlich miteinander „kommunizieren“ können, vermuten die Forscher. Der häusliche Aufbau der Gruft spreche dafür, dass es sich bei den Toten um Ehemann und Ehefrau handelte, die zu unterschiedlichen Zeiten begraben wurden.

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Archäologen finden Schildkrötensiegel für Dokumente

Kurios: Eine der Kammern war, nachdem die Särge und Grabbeigaben positioniert waren, mit grünem Ton aufgefüllt worden. Neben dem Schwert und Bronzespiegeln fanden die Archäologen auch ein Kupfersiegel in der Form einer Schildkröte. In einer Truhe am Kopfende eines Sarges wurden außerdem Ornamentbecher aus Lack gestapelt. Laut den Archäologen sei bemerkenswert, dass ein besonders kunstvoller Sarg auf zwei kleinen Holzrollen aufgesetzt war, um ihn zu bewegen.

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Die intakte Gruft werde zu einem besseren Verständnis von Gräbern aus der Han-Dyanastie führen, heißt es im Statement. In der Küstenregion der Provinz Shandong werden seit einiger Zeit Hunderte Gruften aus der Epoche freigelegt, von denen allerdings nur wenige wie jetzt umfassend von Archäologen erforscht werden.

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