Rom. Erneut haben Überschwemmungen Teile Norditaliens in einen Ausnahmezustand versetzt. Anwohner in Mailand fühlen sich im Stich gelassen.
Nach tagelangen heftigen Regenfällen kämpft Norditalien gegen schwere Überschwemmungen. Betroffen ist vor allem die Metropole Mailand. Mehrere Bewohner mussten ihre Häuser verlassen, nachdem der Fluss Lambro über die Ufer getreten ist. Zahlreiche Straßen waren unpassierbar, Keller und Garagen überschwemmt. In einigen Außenbezirken kam es zu Stromausfällen.
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Auch beim regionalen Bahnverkehr gab es Probleme, als Bäume auf die Schienen stürzten. Mehrere Bus- und Straßenbahnlinien wurden umgeleitet. Die Feuerwehr musste unzählige Male ausrücken, um Menschen in Sicherheit zu bringen, darunter eine Frau mit ihren beiden Kleinkindern. Eine Behindertenanstalt wurde evakuiert, Menschen im Rollstuhl mussten im Starkregen aus der Einrichtung getragen werden.
Überschwemmungen in Mailand: Wassersammelbecken als mögliche Lösung
„Es ist unzumutbar, dass Mailand immer wieder diese Situation ertragen muss“, beklagte gegenüber italienischen Medien ein Gartenbesitzer am Lambro, einem der beiden Flüsse am Stadtrand von Mailand, die in zwei Tagen zum zweiten Mal über die Ufer traten und Keller und U-Bahnstationen unter Wasser setzten. Seit dem frühen Donnerstag musste die Feuerwehr Autofahrer, die in Unterführungen stecken geblieben waren, bergen. In der Gegend von Ponte Lambro nahe Mailand wurden einige Häuser evakuiert. Um die betroffenen Personen in Sicherheit zu bringen, war der Einsatz von Schlauchbooten der Tauchereinheiten erforderlich.
Am stärksten von den Unwettern betroffen waren neben Mailand auch die Provinzen Varese und Lodi in der Region Lombardei. Einige Strecken der Autobahn A1, der „Autostrada del Sole“, mussten wegen Überschwemmungen geschlossen werden. Die Unwetter nähren erneut Diskussionen über die Notwendigkeit, unweit von Mailand große Wassersammelbecken zu bauen, die im Fall von Unwettern große Wassermassen auffangen und somit Überschwemmungen verhindern können.
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Ein Becken soll bis Jahresende unweit der Ortschaft Lentate nahe dem Fluss Seveso fertiggestellt werden, zwei weitere sind in Planung, berichtete der Mailänder Bürgermeister Giuseppe Sala. „Mailand muss geschützt werden. Die Wasserbecken müssen außerhalb der Stadt entstehen, aber es gibt Probleme mit den Gemeinden, wo diese gebaut werden sollen. Daher die Verzögerungen“, erklärte der Politiker.
Experten: Bodenversiegelungen Schuld an häufigen Überschwemmungen
Auch die Region Emilia Romagna, die bereits im Mai 2023 von schweren Wetterereignissen mit 16 Todesopfern und zehntausenden Obdachlosen heimgesucht worden war, kämpft erneut gegen Unwetter. In der Provinz Modena stürzten wegen heftiger Gewitter mehrere Bäume um, Autofahrer mussten in Sicherheit gebracht werden. Garagen und Keller wurden überschwemmt.
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Experten machen die fortschreitende Bodenversiegelung für die schweren Überschwemmungen verantwortlich, die Italien immer wieder heimsuchen. In den vergangenen 50 Jahren ist in Italien eine landwirtschaftliche Fläche so groß wie ganz Österreich verschwunden, weil durch Zement und Bodenverbrauch fruchtbares und ertragreiches Land entzogen wurde. Im Jahr 1970 betrug die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche in Italien mehr als 250.000 Quadratkilometer, was 83 Prozent der Fläche des Landes entsprach, während sie heute auf weniger als 165.000 Quadratkilometer oder 55 Prozent geschrumpft ist. Schätzungen zufolge liegen neun von zehn Gemeinden in Italien in Gebieten mit erhöhtem Erdrutsch- und Überschwemmungsrisiko. Der Klimawandel befeuert das Problem.