Berlin. Im Karibischen Meer vor Mexiko stoßen Forscher auf ein Loch ohne Boden. Darin versteckt: ein System aus Unterwasserhöhlen und -tunneln.

Wie aus dem Nichts tut sich vor dem Taucher ein gigantischer Abgrund auf. Auf hellen Meeresboden folgt ein schier endloses dunkles Loch, das in eine andere Welt führt. Ein Video der mexikanischen Hochschule „ECOSUR“ zeigt, wie Meeresforscher das tiefste „Blue Hole“, zu Deutsch „blaues Loch“, der Welt erkunden. Im Karibischen Meer vor Mexiko versuchen die Wissenschaftler bereits seit Jahren, die Tiefe des „Taam Ja‘ Blue Hole“ zu bestimmen. Doch selbst jüngste Untersuchungen konnten immer noch nicht den Boden ausmachen.

Vorläufigen Ergebnissen zufolge sei das Blue Hole mindestens 420 Meter tief, fast 146 Meter tiefer als bei dessen Entdeckung 2021 angenommen. In ihrem im Fachjournal „Frontiers in Marine Science“ veröffentlichten Forschungsbericht betonen die Forscher, dass das Loch in der Chetumal Bucht vor der Yucatan-Halbinsel auch noch deutlich tiefer sein könne. Weder Taucher noch Messgeräte konnten in der verwinkelten Tiefseehöhle zuverlässige, finale Daten liefern.

Blue Holes sind Meeres-Sinklöcher, die ähnliche wie an Land auch im Ozean durch eine Unterhöhlung des Bodens entstehen können. Besonders im Kalkstein von Küstensaumriffen tauchen diese geologischen Erscheinungen auf. Vor der Entdeckung des Blue Holes in Mexiko galt das sogenannte Drachenloch im Südchinesischen Meer mit einer Tiefe von 301 Meter als tiefstes blaues Loch der Welt.

Myteriöses blaues Loch: Forscher vermuten System aus Höhlen und Tunneln

Im Dezember 2023 tauchten die mexikanischen Forscher in das blaue Loch, um die Umweltbedingungen in den verschiedenen Tiefen des Sinklochs zu untersuchen, heißt es in der Arbeit. Dafür nutzten sie ein aus mehreren Sonden bestehendes Gerät, dass unter anderem die elektrische Leitfähigkeit, Temperatur und Tiefe des Wassers misst und dann per Kabel weiterleitet.

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Die Messwerte ergaben, dass in verschiedenen Tiefen unterschiedliche Wassereigenschaften vorkommen. So herrschten in einer 400 Meter tiefen Wasserschicht wärmere Temperaturen als in flacher gelegenen Schichten. Normalerweise wird es umso kälter, je tiefer der Ozean wird. Daraus schließen die Wissenschaftler, dass das Blue Hole mit einem versteckten Netzwerk aus Tunneln und Höhlen verbunden sein muss, durch das Wasser auch in tiefere Ebenen fließt.

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Blue Hole: Messmethoden der Meeresforscher scheitern an der Tiefe des Lochs

Für die erste Expedition nutzten die Forscher noch ein Echolot, mit dem die Zeit zwischen dem Aussenden eines Schallimpulses und der Ankunft der Schallwellen gemessen wird. Je länger der Schall braucht, desto tiefer ist das Loch. Eine Technik, die an der Verwinkelung der gigantischen vertikalen Höhle ab einer bestimmten Tiefe scheitert.

Die mit Kabel verbundenen Sonden der neuesten Expedition konnten ebenfalls nicht den Grund erreichen, weil sie wahrscheinlich am Abgrund hängen blieben.

Trotzdem wollen die Forscher nicht aufgeben. In weiteren Untersuchungen soll der Grund des Blue Holes endlich erkundet werden. Auch das Höhlensystem soll weiter kartografiert werden, hier könnte sich ein bisher unbekanntes Ökosystem verstecken.

Blue Holes faszinieren gerade in flachen Meeresgegenden durch ihren starken Kontrast zwischen der dunkelblauen Höhlenöffnung und dem hellen Meeresgrund. Das wohl berühmteste Blue Hole der Welt ist das vor dem lateinamerikanischen Land Belize. Mit einem Durchmesser von 300 Meter ist es das breiteste Blue Hole der Welt.

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