Athen. Viele griechische Städte und Inseln werden in diesen Tagen von Saharastaub eingehüllt, die Menschen leiden unter dem Phänomen.
Es sind Bilder wie aus einem Endzeit-Film. Der Himmel über Athen hängt schwer mit rostroten Wolken, die Akropolis sticht aus dem Dunst hervor. Die Stimmung ist düster und unheimlich. Das finstere Bild ist dem Saharastaub zu verdanken, der seit Wochenbeginn über Griechenland liegt. Auch am Mittwochmorgen sorgten die Staubwolken noch für „dicke Luft“.
Und genau dieser Staub wird für den Menschen zum Problem. Gleich mehrere Einwohner klagten über juckende Augen, Kurzatmigkeit, Husten und Brustschmerzen. Allein am Dienstag wurden in Athen mehr Menschen in den Notaufnahmen der Krankenhäuser vorstellig als sonst. Auch auf der Insel Kreta und in der Stadt Kalamata schlugen die Ärzte Alarm: Dort hätten sich die Menschen in vielen Fällen an Pneumologen gewandt, berichtete die Zeitung „To Proto Thema“.
Lesen Sie auch: Gesundheitsrisiko Saharastaub: Das müssen Sie wissen
Saharastaub in Griechenland: Belastung noch nicht auf Rekord-Niveau
Auf Kreta sei die Feinstaubbelastung diesmal zwar sehr hoch gewesen, doch längst noch kein Rekord. „Vor ein paar Jahren gab es dort eine Belastung von 3000 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft“, erinnerte sich Nikos Michalopoulos vom Nationalen Observatorium Athen. Eigentlich liegt der Tagesmittelgrenzwert bei 50 Mikrogramm pro Kubikmeter.
Experten hatten schon im Vorfeld gewarnt: Vor allem für Menschen mit Atemwegserkrankungen und Allergien kann Saharastaub gefährlich werden. Wenn er besonders dicht ist, sollten sich Betroffene nicht im Freien aufhalten. Wie der griechische Pneumologen-Verband mitteilte, enthalte der afrikanische Staub kleinste Partikel, die tief in die Lunge eindringen können. Dort kann er sich an den Schleimhäuten oder den Wänden der Atemwege festsetzen und unsere Atemfunktion erschweren.
Auch interessant: Saharastaub in Athen: „Fühlte sich an wie das Ende der Welt“
Zudem wird der Saharastaub auch häufig mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht, da er im Körper für Entzündungen sorgen kann, die den Kreislauf und das Immunsystem beeinträchtigen. Immerhin: Der Staub an sich ist nicht toxisch.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) schreibt allerdings: „In Südeuropa treten Saharastaubereignisse deutlich häufiger auf und es gibt Hinweise auf eine höhere Sterblichkeit nach solchen Episoden.“ Wie genau sich die aktuelle Saharastaub-Belastung auf die griechische Bevölkerung auswirkt, bleibt also abzuwarten.
- Studie: Forschende finden mögliche Ursache für Fettleibigkeit
- Untersuchungen: Stress erkennen – Diese Blutwerte sind alarmierend
- Gesunde Ernährung: Kind mag kein Gemüse? Ein Kinderarzt gibt Tipps
- Frauen: Endometriose-Betroffene geht radikalen Weg gegen Schmerzen
- Gewicht: Ärztin klärt auf – So kann Kaffee beim Abnehmen helfen
Saharastaub in Griechenland: Experte spricht von „besonderem“ Phänomen
Nikos Michalopoulus sprach gegenüber der Tageszeitung „Kathimerini“ von einem „besonderen Phänomen“. „Die Südwinde, die den afrikanischen Staub mit sich führten, trafen kühlere Strömungen aus dem Norden, die dazu führten, dass der Staub zusammen mit der warmen Luft in größere Höhen aufstieg, bis zu zwei Kilometer, und dort blieb.“
Der rote Filter, der über Athen zu liegen schien und den Betrachter eher an den Mars als an die griechische Hauptstadt denken ließ, sei demnach der Streuung geschuldet. Damit ist die Reflexion von Sonnenstrahlen in den umherschwirrenden Staubpartikeln gemeint.
- Roter Saharastaub magnetisch? Das steckt hinter dem Phänomen
- Kratzer am Auto durch Saharastaub? Das müssen Sie wissen
Nun gaben Meteorologen Entwarnung: Es werde erwartet, dass das Phänomen im Laufe des Tages nachlasse, da Westwinde den Staub nach Osten trieben. Zurück bleibt dann eine rote Schicht feinsten Staubes, der überall Autos und Balkone bedeckt und an den Fenstern klebt.
Saharastaub tritt auch in Deutschland immer wieder auf
Durch bestimmte Winde kann der Saharastaub immer wieder in weit entfernte Regionen getragen werden. Die feinen Staub-Partikel werden dann in einer Höhe von zwei bis sieben Kilometern vom Wind durch die Lüfte transportiert. So auch nach Deutschland: In der Regel gelangt der Saharastaub auf mehr oder weniger direktem Weg von der Sahara aus gen Norden direkt über das Mittelmeer zu uns.
Im Schnitt tritt das Phänomen bis zu 15 Mal jährlich in Deutschland auf, dann allerdings eher im Süden der Republik. In den meisten Fällen bekommen wir die Sahara-Winde gar nicht erst mit. Die „klassischen“ Jahreszeiten sind das Frühjahr und der Sommer, in seltenen Fällen auch im Herbst. Der Saharastaub sinkt dann nach einer Weile durch das eigene Gewicht ganz natürlich ab oder wird durch Regen oder Schnee aus der Luft „herausgewaschen“.
Saharastaub an sich ist zunächst nützlich. In der Karibik und im südamerikanischen Regenwald dient er als natürlicher Mineraldünger. Hierzulande ist dieser Effekt allerdings gering, da unsere Böden meist nährstoffreich sind und diesen zusätzlichen Dünger nicht benötigen.