Rom. Bewohner von Mailands Partyvierteln klagen über nächtliche Ruhestörung. Die Stadt zieht Konsequenzen – doch auch die stoßen auf Kritik.
Galerien und Ateliers, Restaurants, Jazzlokale und Clubs – wer in Mailand etwas erleben möchte, kommt ins Navigli-Viertel. Die Häuser, in denen einst arme Arbeiterfamilien lebten, dienen heute Kreativen und Kunstschaffenden als Hauptquartier. Die Ufer der beiden Jahrhunderte alten Kanäle – Naviglio Grande und Naviglio Pavese – sind in den vergangenen Jahren zur Partymeile avanciert.
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Der Besucherandrang am Wochenende ist groß, vor allem in den wärmeren Monaten – ganz zum Ärger der Einheimischen, die sich über Lärm bis in die Morgenstunden beschweren. Denn die „Movida“, wie die Italiener das Nachtleben bezeichnen, fordert ihren Tribut. Unzählige Touristen, Jugendliche, die vor Pubs und Bars herumhängen, Schlägereien, Drogenhandel – die Liste der Probleme ist lang.
Mailands Bürgermeister Giuseppe Sala zieht nun Konsequenzen: Vom 17. Mai bis zum 4. November dürfen in einigen von Mailands bekannten Ausgehvierteln, darunter auch Navigli, nach Mitternacht keine Getränke oder Essen zum Mitnehmen mehr verkauft werden. Dies gilt auch für Eiscreme. Damit will die Gemeinde vermeiden, dass Lokalbesucherinnen und -besucher die Nachtruhe stören. Doch die Maßnahmen sorgen für Protest.
Mailands Bürgermeister: Werde mit Beschwerden überflutet
Laut der Neuregelung müssen Lokale mit Tischen im Freien um spätestens halb ein Uhr nachts schließen. Am Wochenende und an Feiertagen wird die Öffnungszeit bis 1.30 Uhr verlängert. Verkaufsstände auf den Straßen müssen spätestens um 20 Uhr schließen, wie aus der neuen Verordnung hervorgeht. Damit will man Menschenansammlungen in den Nachtstunden verhindern.
„Verrückt: Mailänder Bürgermeister sagt Eiscreme den Kampf an“, titelte die Tageszeitung „Il Giornale“ und fasst damit die Gefühle der Lokalbesitzer auf. Letztere fürchten Einbußen wegen der neuen Vorschriften und argumentieren, dass die Maßnahmen nicht wirklich dazu beitragen würden, die Nachtruhe der Anwohner zu wahren.
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Bürgermeister Sala bleibt jedoch hart. „Ich werde von Beschwerden seitens Anrainern überflutet, die Störungen der Nachtruhe beklagen.“ Er sei deshalb gezwungen, sich mit dem Thema zu befassen. „Viele Bürger leiden darunter“, so Sala weiter. „Wir wollen Grenzen setzen, um zu vermeiden, dass das Nachtleben für viele Bürger zum Problem wird.“
Die Stadt Mailand, die einst eher als graue Industriemetropole bekannt war, erlebt seit einiger Zeit einen wahren Touristenboom. Die 1,5-Millionen-Einwohner-Metropole punktet als Mode-, Lifestyle- und Finanzhauptstadt. Italiens zweitgrößte Stadt ist inzwischen auch bei Ausländern beliebt und wird vor allem in der Hochsaison regelrecht überflutet. Großevents wie die Mailänder Möbelmesse oder die Modewochen sorgen dafür, dass die Stadt nicht nur Touristen, sondern auch Geschäftsreisende aus aller Welt lockt.