Rom. Italiens beliebte Urlaubsorte erheben neue Gebühren, um den Ansturm der Touristen einzudämmen. Wo die neuen Maßnahmen gelten.
Die „Cinque Terre“ an der Riviera im norditalienischen Ligurien sind eine der schönsten Küstenlandschaften der Welt. Die fünf mittelalterlichen Fischerdörfer Monterosso, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore waren jahrhundertelang nur zu Fuß oder über das Meer erreichbar. Heute sind diese Orte, die sich mit ihren bunten Häusern an die Klippen der Steilküste klammern, längst nicht mehr so verlassen und von der Außenwelt abgeschnitten wie früher.
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Im Gegenteil, ihre optimale Bahnanbindung macht sie zum leicht erreichbaren und beliebten touristischen Ziel, wodurch sie vor allem im Frühling und Sommer mit einer Vielzahl an Besuchern zu rechnen haben. Um diesen Massentourismus einzugrenzen, werden nun die Preise für die Bahntickets erhöht, die zu den Dörfern führen. Doch Einwohner und Bürgerverbände laufen Sturm.
Bahnpreise: Italien-Reisende müssen ordentlich draufzahlen
Die Fahrkartenpreise werden für alle Strecken in den „Cinque Terre“ zwischen Juli und August, an allen Wochenenden ab Mitte März und an allen Feiertagen verdoppelt. Soweit der Plan. In der Praxis bedeutet die Preiserhöhung, dass Touristen für die sechs Kilometer lange Strecke zwischen Riomaggiore und Manarola für eine Regionalfahrkarte statt fünf Euro nun zehn Euro zahlen müssen. Im Gegenzug erhalten Bewohner und Besitzer von Zweitwohnungen Ermäßigungen auf Monats- und Jahreskarten für lokale Strecken, während ligurische Studenten unter 19 Jahren ein Recht auf kostenlose Monatskarten haben.
Die vielen im Tourismus beschäftigten Bewohner kritisieren die Entscheidung als nachteilig für den Fremdenverkehr. Das Komitee der Verbände der „Cinque Terre“ will nun beim Staatsrat, dem höchsten Verwaltungsgericht in Italien, gegen die Erhöhung der Bahnpreise Einspruch einlegen. Sie machen geltend, dass sie von der Regionalverwaltung bisher keine Mitteilung über die Änderungen der Bahnpreise erhalten haben und dass die Preiserhöhungen nicht die großen Touristenströme einschränken würden, die in den Dörfern große Verkehrsprobleme verursachen, sondern damit vor allem Familien und lokale Touristen benachteiligen.
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Die Nutzung des Zuges wurde in den vergangenen Jahren von den Gemeinden forciert, um den wachsenden zu reduzieren. Die Preiserhöhungen der Bahnkarten drohen jedoch, diese Anstrengungen zu untergraben, warnen die Verbände. Insgesamt zählen die Dörfer der Cinque Terre etwa 7000 Einwohner. Die Region ist als Nationalpark geschützt, 1997 wurde sie zusammen mit der Gemeinde Porto Venere zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Massentourismus: Auch andere Regionen ziehen Konsequenzen
Die „Cinque Terre“ sind nicht die einzige Gegend in Italien, die sich in Hinblick auf die Hochsaison gegen den Massentourismus wappnet. Venedig führt für Tagestouristen ab 25. April erstmals Eintrittsgeld im Wert von 10 Euro ein, das in diesem Jahr an insgesamt 29 Tagen erhoben wird.
Auf mehreren Inseln in Italien wird inzwischen eine sogenannte Landungssteuer verlangt. Diese zahlen zum Beispiel Touristen, die die Insel Procida im Golf von Neapel besuchen wollen. Vom 1. Mai bis zum 31. Oktober wird die Landegebühr für Nichtansässige auf Procida 3,50 Euro pro Person betragen. In den sechs Wintermonaten hingegen sind es nur 2,50 Euro pro Person, auch um den saisonunabhängigen Tourismus zu fördern.
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Um die Touristenscharen in Schranken zu halten, hat die Insel Capri seit dem 1. April die bisherige Landegebühr, die bis zum 31. Oktober erhoben wird, von 2,5 Euro auf 5 Euro verdoppelt. Damit erhofft sich die Insel in diesem Jahr Einnahmen von vier Millionen Euro. Franco Cerrotta, der stellvertretende Bürgermeister von Anacapri, einer der Gemeinden auf der Insel, bezeichnet die Landegebühr als einen Versuch, den Besucherzustrom besser zu steuern. Mit dem eingenommenen Geld sollen die Ausgaben gedeckt werden, die für die Lokalbevölkerung durch den starken Zustrom von Touristen in der Zeit von April bis Oktober entstehen.
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Auch Lampedusa – international mittlerweile eher mit Massenlandungen afrikanischer Migranten als mit seinem türkisfarbenem Meerwasser assoziiert – setzt Badegästen Schranken. Der unter dem Namen Kaninchenstrand bekannt gewordene „Spiaggia dei Conigli“ im Süden der Insel gilt als einer der schönsten Europas. Auch in diesem Sommer wird der Kaninchenstrand nur nach vorheriger Buchung zugänglich sein. Die Behörden lassen höchstens 300 Personen gleichzeitig zu.