Bangkok. In Thailand terrorisieren aggressive Affen eine ganze Region. Doch die Bekämpfung der Touristenlieblinge ist schwieriger als gedacht.
150 Kilometer nördlich von Bangkok, in der beschaulichen Provinz Lop Buri, bietet sich Touristen ein beeindruckendes Schauspiel: Tausende von Javaneraffen tummeln sich auf den Straßen, klettern über Dächer und räkeln sich auf Tempelruinen. Doch was jedes Jahr zahlreiche Besucher aus aller Welt anzieht, ist für die Einheimischen zum Alptraum geworden: Die Primaten haben sich an den Menschen gewöhnt, sie dringen in Häuser und Geschäfte ein, stehlen Lebensmittel und terrorisieren die Bevölkerung.
Surachat Chanprasit, stellvertretender Geschäftsführer des Pingya Shopping Centers in Lop Buri, hegt eigentlich eine große Zuneigung zu Primaten. Ihre Ähnlichkeit mit dem Menschen, ihre Intelligenz, Neugier und Frechheit faszinieren ihn. Doch nun dringen regelmäßig ganze Gruppen von Javaneraffen in sein Center ein und hinterlassen Chaos und Verwüstung. Während die meisten Touristen die Tiere fasziniert bestaunen, haben Einheimische wie Surachat inzwischen genug von ihnen.
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„Sie fallen über das Dach oder Schwachstellen in der Wand ein“, berichtet Surachat der Deutschen Presse-Agentur. „Und wenn sie erst im Einkaufszentrum sind, zerstören sie unsere Waren und unsere Elektrogeräte, was zu massiven Schäden am Inventar führt.“ Die Primaten hinterließen nicht nur eine Spur der Verwüstung, sondern sorgten mit ihren Kletterkünsten am Hochspannungstransformator immer wieder für Kurzschlüsse. Auch das Eingangsschild sei vor den herumtollenden Affen nicht sicher: „Jedes Mal, wenn wir es gerade repariert haben, reißen sie es wieder ab“, klagt Surachat.
Da die immer aggressiver werdenden Javaneraffen zudem die und Motorräder der Kunden beschädigten und ihnen oft die gerade gekauften Waren entrissen, kämen immer weniger Menschen in das Einkaufszentrum, erzählt Surachat. Auch Händler und Investoren zögen sich inzwischen genervt zurück.
Lop Buri: Affen sind Fluch und Segen zugleich
Für die Stadt Lop Buri, die mittlerweile auch Affenstadt genannt wird, sind die Primaten Fluch und Segen zugleich: Einerseits ziehen die Tiere, die unter anderem vor den Ruinen des berühmten Affentempels Phra Prang Sam Yot herumlungern, Besucher aus aller Welt an. Andererseits rauben sie den Einheimischen mit ihrer Angriffslust und Zerstörungswut den letzten Nerv. Da es im März vermehrt zu Auseinandersetzungen zwischen Menschen und Makaken kam, bei denen es auch Verletzte gab, suchen die Behörden nun nach einer langfristigen Lösung, die allen Seiten gerecht wird.
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So hatte sich kürzlich eine Frau das Knie verrenkt, als sie von einem Makaken zu Boden gerissen wurde. In einem anderen Fall sprang ein hungriger Affe auf den Motorroller eines Mannes, der mit Einkaufstüten am Lenker in der Nähe des Tempels unterwegs war. Der Fahrer stürzte und verletzte sich am Fuß, während andere Tiere herbeieilten, um sich an den Tüten zu bedienen.
Polizeieinheit geht mit Schleudern gegen Affen vor
„Ich will nicht, dass Menschen Affen verletzen müssen, und ich will nicht, dass Affen Menschen verletzen müssen“, sagte der Generaldirektor der thailändischen Behörde für Nationalparks, Wildtier- und Pflanzenschutz, Athapol Charoenshunsa, kürzlich vor Journalisten. Eine Polizeieinheit mit Schleudern, die Ende März losgeschickt wurde, um die Primaten in Schach zu halten, hatte bisher nur mäßigen Erfolg. „Die konnten nichts ausrichten, und solche Schleudern sind auch nicht effektiv angesichts der Masse an Makaken“, meint Surachat.
Schließlich gelang es den Beamten doch, einige Dutzend Exemplare in Käfigen einzufangen und in andere Provinzen oder Zoos zu bringen. Doch das war nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Im vergangenen Jahr wurden allein im Stadtgebiet mehr als 2200 Tiere gezählt – bei einer Einwohnerzahl von weniger als 60.000. In der gesamten Provinz waren es etwa 5700 Makaken.
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Thailands Ministerpräsident Srettha Thavisin zeigte bei einem Besuch in der Affenstadt Verständnis für die Sorgen der Einheimischen. „Tatsächlich sind Affen ein einzigartiges Symbol von Lop Buri. Aber auch die öffentliche Sicherheit ist wichtig“, sagte er und versprach, sich des Themas anzunehmen.
Javaneraffen sind in Thailand geschützt
Doch die Kontrolle der Affenpopulation in Lop Buri erweist sich als komplexes Unterfangen. Da die Affen jahrelang von Touristen gefüttert wurden, assoziieren sie Menschen automatisch mit Lebensmitteln. Dies erschwert die Bemühungen, die unerwünschten Besucher von den besiedelten Gebieten fernzuhalten.
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Zudem genießen die Javaneraffen (Macaca fascicularis), die in Südostasien beheimatet sind, in Thailand Schutzstatus. Die Art gilt auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als „stark gefährdet“. In Bangladesch ist sie bereits ausgestorben, in Laos ist ihr Bestand ungewiss. Unter anderem sind die Affen heute noch in Kambodscha, Indonesien, Malaysia, Vietnam und auf den Philippinen zu finden.
Einige Einheimische fordern, die Affen in Thailand von der Liste der geschützten Tiere zu streichen. Auch Surachat Chanprasit gehört dazu: „Denn ohne Genehmigung der zuständigen staatlichen Wildtierbehörde darf die Provinz nichts gegen die Tiere unternehmen“, sagt er. Die Makaken einzufangen oder umzusiedeln, sei ohne Genehmigung aus Bangkok illegal. Dass viele Tierschützer, die sich für die Affen einsetzen, die Probleme der Anwohner nur ignorierten, mache die Sache nicht einfacher.
Die thailändische Regierung hat kürzlich einen Plan zur Eindämmung der Affenplage in Lop Buri vorgestellt. Das Konzept sieht vor, einen Großteil der Langschwanzmakaken in große Gehege umzusiedeln. Nur eine kleine Gruppe soll in der Stadt bleiben. Die Gehege müssten aber so groß sein, dass die Tiere dort gut und stressfrei leben können, berichtet die Zeitung „The Nation“. Und solche Areale müssten erst gefunden und entsprechend umgebaut werden.
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Wie Umweltminister Phatcharavat Wongsuwan mitteilte, soll bis dahin in der Stadt ein Kontrollzentrum für Makaken eingerichtet werden. Dort könnten die meisten Affen vor ihrem Umzug sterilisiert werden. Bis dahin werden die Makaken in Lop Buri weiter ihr Unwesen treiben – zur Freude der meisten Touristen und zum Ärger vieler Einheimischer.