London. Der weltberühmte Graffiti-Künstler Banksy blieb bislang anonym. Doch nun könnte er gezwungen werden, die Maske fallen zu lassen.
Es ist ein Rätsel, das die internationale Kunstwelt seit über zwei Jahrzehnten umtreibt: Wer ist Banksy? Der britische Künstler hat mit seinen Schablonengraffiti immer wieder für Aufsehen gesorgt, viele seiner Werke – oft sind es artistische Interventionen in die politische Debatte – tauchen plötzlich an Mauern oder Hauswänden auf, in Städten von London bis Los Angeles.
Aber seine Identität hat Banksy stets geheim gehalten. Damit könnte es jetzt bald vorbei sein: Ein Gerichtsfall könnte ihn zwingen, an die Öffentlichkeit zu treten.
Banksy: Sammler wollen den Künstler verklagen
Es geht um eines seiner kontroverseren Bilder, Titel „Monkey Queen“. Darin ist Königin Elizabeth II. als Affe zu sehen, mit hochgeföhnter Frisur, Juwelen und Krone. Als Banksy das Werk 2003 veröffentlichte, löste es einen Skandal aus – was freilich aus kommerzieller Sicht durchaus willkommen war.
Vor vier Jahren kauften zwei Kunstsammler, Nicky Katz und Ray Howse, ein Exemplar aus einer Limited Edition von 150 signierten Drucken. Die beiden Sammler sagen, dass sie das Werk damals für 30.000 Pfund aus dem Nachlass eines verstorbenen Händlers gekauft haben; allerdings hätten die Papiere, die die Verkaufsgeschichte dokumentieren, gefehlt.
Also schickten sie ihre Neuerwerbung an Banksys Unternehmen, Pest Control. Sie baten es, ein Zertifikat zu schicken, das bestätigt, ob ihre Primatenqueen echt sei. Pest Control schreibt auf seiner Website, dass es solche Authentizitätsbescheinigungen für Banksy-Kunstwerke ausstellt. Aber Katz und Howse sagen, sie hätten nie eine Antwort erhalten.
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So gehen sie jetzt den Rechtsweg und verklagen Pest Control wegen Vertragsbruchs. „Wir sind im Niemandsland“, sagte Katz gegenüber den Medien. „Seit drei Jahren geht das so. (Pest Control Anm. d. Red.) wartet einfach und sagt nicht, ob es echt ist oder nicht.“
Es gehe um viel Geld: Laut Katz könnte seine Monkey Queen bis zu 70.000 Pfund (rd. 82.000 Euro) einbringen. Pest Control lässt hingegen verlauten, dass ihr Zertifizierungsprozess „gründlich und manchmal langwierig sei“. Sollte der Fall tatsächlich vor Gericht landen, könnte Banksy gezwungen sein, seine Identität preiszugeben.
Wer ist Banksy? Diese Promis wurden bereits verdächtigt
Spekulationen darüber, wer Banksy ist, hat es in den vergangenen Jahren zuhauf gegeben. Sicher ist nur, dass er 1974 oder 1973 im Großraum Bristol geboren wurde. In einem BBC-Interview sagte er 2003, dass sein erster Name Robbie sei.
2008 behauptete das Boulevardblatt „Daily Mail“, Banksy enttarnt zu haben: Er sei in Wirklichkeit ein Künstler namens Robin Gunningham. Dieser hat dies allerdings verneint. Ein weiterer Kandidat ist Robert Del Naja, ein Musiker in der Bristoler Triphop-Band Massive Attack; er war vor seiner Musikkarriere tatsächlich Graffitikünstler. Auch Del Naja sagt jedoch, dass er nicht Banksy sei – dieser sei bloß ein Kumpel von ihm und der besuche hin und wieder Konzerte von Massive Attack.
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Kunsthändler in Schock: Das passierte bei einer Banksy-Auktion
Viele von Banksys Werken haben im Lauf der Jahre dicke Millionensummen eingebracht. Spektakulär war der Verkauf des Bildes „Girl with Balloon“ im Jahr 2018: Momente, nachdem das Werk an einer Auktion in London für eine Million Pfund verkauft worden war, begann die Leinwand im Rahmen nach unten zu rutschen, dann wurde das Bild – unter den entsetzten Augen der versammelten Kunsthändler – durch einen eingebauten Schredder in kleine Streifen geschnitten. Die Selbstzerstörung stoppte auf halbem Weg, was laut Banksy nicht geplant war.
Kunstexperten mutmaßten, dass der Wert des Bildes durch die Reißwolf-Behandlung nur noch gesteigert wurde. Tatsächlich: 2021 wurde das mittlerweile in „Love is in the Bin“ (Liebe ist im Eimer) umbenannte Werk für über 18 Millionen Pfund verkauft.
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Allerdings sagen manche Experten, dass Banksy-Kunstwerke nicht mehr so gehypt seien wie noch vor einigen Jahren. Die Preise seien „weit tiefer als noch vor drei Jahren“, so der Kunsthändler John Brandler gegenüber dem „Guardian“. Ein Bild namens Police Car hätte vor zwei oder drei Jahren noch bis zu 2 Millionen Pfund eingebracht – es sei Anfang des Jahres für „bloß“ 300.000 Pfund verkauft worden.