Berlin. Buschig, gekräuselt, lang oder kurz: Fast alle Tiere haben einen Schwanz. Warum haben Menschen keinen? Eine Studie gibt Aufschluss.
Während die meisten Tiere einen Schwanz haben, fehlt dieser bei den Menschenaffen, zu denen neben Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans gehören. Der Mensch ist eng mit ihnen verwandt. Anstelle eines Schwanzes entwickelt sich bei ihnen während der Embryonalentwicklung lediglich das kleine Steißbein. Doch was verhindert eigentlich das Schwanzwachstum bei diesen Primaten?
Forschende um Bo Xia von der NYU Grossman School of Medicine in New York haben in ihrer Studie herausgefunden, was der ausschlaggebende Unterschied zwischen den meisten Lebewesen mit Schwanz und den Menschenaffen ist.
Dazu untersuchten die WissenschaftlerGene verschiedener Lebewesen mit und ohne Schwanz. Und entdeckten etwas Besonderes: das TBXT-Gen. Dieses Gen hängt möglicherweise mit dem Ausbleiben der Schwanzentwicklung zusammen. Denn es trugen zwar alle untersuchten Wirbeltiere das Gen in sich, jedoch unterschied sich der Aufbau des TBXT-Gens bei den Menschenaffen. Dieser Unterschied könnte der Grund für das Fehlen des Schwanzes sein, vermuteten die Forscher.
Kurioser Test: Mäuse ohne Schwänze belegen die Theorie
Um ihre Erkenntnisse zu überprüfen, führten die Wissenschaftler Experimente an Mäusen durch, bei denen sie verschiedene Versionen des TBXT-Gensystems in die DNA der Mäuse einsetzten. Dabei stellten sie fest, dass Mäuse mit dem speziellen TBXT-Gen, verkürzte oder gar keine Schwänze entwickelten.
Die Wissenschaftler vermuten, dass es in der Evolution vor etwa 25 Millionen Jahren einen gemeinsamen Vorfahren der Menschenaffen gab, der erstmals die entscheidende genetischen Veränderungen in sich trug. Der fehlende Schwanz könnte sich evolutionär als hilfreich herausgestellt haben, sodass folgende Generationen bis heute keinen Schwanz tragen. Die genauen Gründe für diese Entwicklung sind jedoch noch unklar.
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Evolution des Menschen: Fehlender Schwanz kommt mit einem Preis
Zudem entdeckten die Wissenschaftler, dass diese genetische Anpassung möglicherweise nicht ohne Folgen ist. Bei Mäusen mit dem eingesetzten Gen für den Schwanzverlust traten während der Embryonalentwicklung vergleichsweise häufig Defekte in der Ausbildung des sogenannten Neuralrohrs auf. Solche Defekte sind beim Menschen als Ursache der Spina bifida bekannt, einer Entwicklungsstörung, bei der die Wirbelsäule im Mutterleib nicht richtig ausgebildet wird. „Die Evolution des Schwanzverlustes könnte also mit einer Gefahr von Neuralrohrdefekten verbunden gewesen sein, die auch heute noch die menschliche Gesundheit beeinträchtigen“, heißt es in der Studie. Ein genauer Zusammenhang wurde allerdings nicht untersucht.