Berlin. In Norwegen entdecken Archäologen die Spuren eines Marktplatzes der Wikinger. Hier handelte das Nordvolk wohl mit ihren Raubgütern.
Archäologen sind heute mit einem mächtigen Arsenal von Hightech-Werkzeugen ausgerüstet. Jedes noch so kleine Grab oder Häuslein können sie selbst unter tonnenschwerer Erde ausmachen. So geschehen in Norwegen: mithilfe eines Bodenradars lokalisierten die Archäologen auf der Insel Klosterøy Häuser, die wohl Teil eines florierenden Marktplatzes der Wikinger waren. Ein einzigartiger Fund für die Gegend, heißt es in einem Statement der Universität von Stavanger.
Am Ufer fanden die Forscher auch die Fundamente eines Bootshauses und dreier Piere. Hier sollen die Wikinger während der warmen Monate mit ihren Booten angelegt haben, um auf dem Markplatz Handel zu treiben. Der Marktplatz könnte aus dem späten 9. Jahrhundert stammen, sagt Kristoffer Hillesland, Archäologe des Stavanger Museum für Archäologie, bei „Live Science“. In der gleichen Zeit baute auch Norwegens erster König, Harald I. Schönhaar, einen königlichen Bauernhof auf Klosterøy.
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Wikinger-Insel Klosterøy war Machtzentrum während der Eisenzeit
Klosterøy liegt im Südwesten Norwegens in umittelbarer Umgebung der Großstadt Stavanger. Die Insel ist vor allem für das rund 800 Jahre alte christliche Kloster bekannt. Die Archäologen der Universität Stavanger seien deshalb wenig überrascht gewesen, als ihre Bodenradar-Untersuchungen Ergebnisse lieferten, heißt es in dem Statement. Die Insel sei während der dortigen Eisenzeit von 500 v. Chr. bis 800 n. Chr. ein Machtzentrum der Region gewesen, sagte Hillesland bei „Live Science“.
Bei den Häusern soll es sich um sogenannte Grubenhäuser gehandelt haben, die Wikinger-typisch teilweise in den Boden eingelassen waren. Häuser dieser Bauart waren vor allem in Skandinavien und Island verbreitet. Oftmals finde man von solchen Grubenhäusern die Pfahllöcher der tragenden Konstruktion sowie eine Feuerstätte, so Hillesland.
„Die Konstruktion bleibt im Winter kühl und im Winter warm. Eine häufige Interpretation der Grubenhäuser lautet, dass sie als Werkstätten für Handwerker gedient haben“, erklärt Hillesland. Neben den Häusern fanden sie auch Spuren von Grabstätten, Kochstellen und einer Siedlung. Zusammen mit den Münzen und Waagen, die Metalldetektoren auf Klosterøy immer wieder finden, ergibt sich das Bild eines belebten Marktplatzes. Eine Entdeckung, die für diesen Teil Norwegens einzigartig sei.
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Wikinger-Händler tauschten Ware bis nach Baghdad
Die Bodenradar-Methode verhalf Forschern bereits zu einigen Funden aus der Wikingerzeit. So fanden sie große Wikingerschiffe, die zusammen mit hochrangigen Toten beigesetzt waren. „In diesem Fall seien die Bilder nicht so spektakulär, aber die Ergebnisse sind genauso interessant“, sagt Hillesland über die Gebäude auf Klosterøy.
Trotzdem sind sich die Archäologen noch nicht völlig sicher, dass es sich wirklich um einen Marktplatz handelt, sagt Grethe Moéll Pedersen, Archäologin an dem Stavanger Museum für Archäologie. So seien weitere Untersuchen notwendig, um letzte Zweifel auszuräumen Vermutung.
Entgegen der verbreiteten Annahme waren die Wikinger mindestens genauso viel mit Handel wie mit Rauben und Plündern beschäftigt. Ihre Handelsrouten umspannten weite Teile Europas und reichten bis nach Asien. Sogar in Baghdad im Irak fanden sich Spuren von Wikinger-Händlern. In Skandinavien bildeten sich an zentralen Stellen Handelsdörfer, in denen die Wikinger ihre Waren und Raubgüter austauschten. Der Handel war dabei durch den König oder den örtlichen Jarl, einem skandinavischen Adeligen, geschützt. Im Gegenzug zahlten die Händler Steuern und Zoll.
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