Berlin. Forscher graben in Norditalien eine mindestens 5000 Jahre alte Nekropolis aus. Ihre wahren Ausmaße werden ihnen erst jetzt deutlich.
Archäologen in Italien graben meistens an den vielen Tempeln, Gräbern und Villen des römischen Imperiums. Doch schon vor der Gründung Roms im Jahr 753 v. Chr. siedelten uralte Kulturen auf der italienischen Halbinsel. Im November entdeckten Archäologen zahlreiche Gräber, in denen Bewohner Italiens aus der Kupferzeit lagen. Doch das wahre Ausmaß der Anlage blieb zunächst verborgen. Jetzt sprechen die Forscher von einer Nekropolis, einer Totenstadt.
Wie „Archeo Reporter“ berichtete, fanden die Archäologen die Gräber in der Gemeinde San Giorgio Bigarello, die in der Nähe der Stadt Mantua im Norden Italiens liegt. Zunächst gruben sie nur einige wenige Gräber aus. Später stellte sich dann heraus, dass die Gräber Teil eines größeren Friedhofs sind, dessen genaue Ausmaße jedoch in den Jahrtausenden verloren ging. Insgesamt 22 Gräber legten die Archäologen seitdem frei. Durch sie erhielten sie einen einmaligen Einblick in die Geschichte Italiens vor den Römern.
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Nekropolis bei Mantua enthält noch scharfe Waffen
Viele der Gräber enthielten kunstvoll gefertigte Dolche, Pfeilspitzen und andere Schneiden aus Feuerstein. Auch persönliche Schmuckstücke wie Perlenketten fanden die Forscher in der Nekropolis. Sie datieren die Herkunft der Fundstücke auf das vierte Jahrtausend v. Chr., sie seien also mindestens 5000 Jahre alt.
Die Lage des Friedhofs auf einem trockenen, sandigen Hügel führte dazu, dass viele der Skelette besonders gut erhalten blieben, schreibt „Live Science“ unter Verweis auf den Archäologen Simone Sestito. „Die Bedingungen waren großartig für eine Nekropolis, weil der Sand die Knochen konservierte“, sagte Sestito. Und das, obwohl die Gräber nur 10 Zentimeter unter der Erdoberfläche lagen.
Die gefundenen Waffen verstärken den Eindruck der Archäologen, dass es sich um Krieger gehandelt haben müsse. So seien die Waffen in einem außerodentlich guten Zustand gewesen. Die Pfeilspitzen aus Feierstein waren laut Sestido immer noch scharf und beinahe durchsichtig.
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Tote der Nekropolis könnten mit bereits bekannter Kultur verwandt gewesen sein
Laut „Archeo Reporter“ waren viel der Skelette auf ihrer linken Seite begraben worden. Die Knie waren zur Brust gebeugt und die Köpfe Richtung Nordwesten ausgerichtet. „Die Ausrichtung der Körper deutet darauf hin, dass es vielleicht, eine Verbindung mit einer anderen Kupferzeit-Kultur namens Remedello aus dem Norden Italiens gibt“, sagte. Die Menschen in Remedello beerdigten ihre Toten auf ganz ähnliche Weise. Ötzi, die im Alpeneis konservierte Gletschermumie, wird durch seine Ausrüstungsgegenstände den Remedello zugeschrieben.
Wie der Name bereits andeutet, nutzten die Menschen in der Kupferzeit (circa 4300 bis 2200 v. Chr.) Kupfer, um Waffen, Rüstung und Kunstgegenstände anzufertigen. Aus dieser Zeit stammen auch die mysteriösen Statuenmenhire, steinerne Stelen, die dem Umriss von Menschen nachempfunden sind und von denen einige Exemplare auch in Norditalien gefunden wurden.
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