Rom. Ein aggressives Tier, das die Bienenstöcke angreift, alarmiert Italiens Imker. „So kann es nicht weitergehen“, sagt der Imkerpräsident.
Für Italiens Bienen ist sie ein Schreckgespenst, die Imker sind besorgt um ihre Nester: Die Asiatische Hornisse fällt in Scharen über Bienen her, zerfleischt sie und nutzt die Reste, um ihre Brut zu nähren. Dabei kann sie ganze Bienenstöcke vernichten. Die Insekten haben sich in Italien so weit ausgebreitet, dass die Imker Alarm schlagen – und sich Hilfe von der Politik erhoffen.
Italien: Killer-Hornissen gefährden die Honigproduktion
Die Asiatische Hornisse – auch Vespa velutina – wurde 2004 vermutlich auf Handelswegen und damit unbeabsichtigt nach Europa eingeschleppt. Zunächst trieb sie in Frankreich ihr Unwesen, breitete sich jedoch kontinuierlich in Europa aus und ist in Deutschland seit 2014 anzutreffen.
In Italien wiederum ist sie für Imker zum Albtraum geworden, denn sie pflanzt sich ungehemmt fort. Die Hornisse, die Strecken von bis zu 40 Kilometern zurücklegen kann, hat sich zuerst in Ligurien und in der Toskana angesiedelt und verbreitet sich jetzt auch in der Region Venetien.
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Gerardo Meridio, Präsident des Imkerverbands der Region Venetien, zittert: Immer mehr Imker melden sich bei ihm und klagen über ihre Probleme mit der Hornisse aus dem Fernen Osten. Ihre Ausbreitung zu verhindern, ist schwer. Die Killer-Hornisse hat zusammen mit dem Klimawandel zu einem deutlichen Rückgang der Honigproduktion in Italien beigetragen.
Italiens Imker suchen Hilfe bei der EU
„In guten Jahren kann jeder Bienenstock in unserer Gegend bis zu 50 Kilo Honig produzieren – in südlicheren Regionen wie Sizilien sind es doppelt so viel“, erklärt Meridio, der auf seinem Grundstück zirka 100 Bienenstöcke besitzt. Doch wegen des regnerischen Frühlings lag die Produktion im Jahr 2023 bei maximal drei oder vier Kilo pro Bienenstock.
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Die Gefahr ist, dass Italien, das lediglich 50 Prozent des Jahresbedarfs an Honig mit Eigenproduktion deckt, verstärkt auf Auslandsimporte setzt. „Der aus China, der Türkei, oder aus Osteuropa importierte Honig ist jedoch kein Bienenhonig“, so der Experte. „Er ist lediglich ein Zuckersirup, dem ein wenig Honig beigemischt wird.“
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Die Produktion eines Kilo Honigs koste den Imker zwischen 8 und 10 Euro. „Echter Honig kann daher im Supermarkt nicht für 3,50 Euro angeboten werden“, betont Meridio. Gegen das Schreckgespenst der Killer-Hornisse bitten die italienischen Imker um Hilfe aus Brüssel. „Wir fordern, dass die EU-Beträge, die derzeit Landwirten wegen mangelnder Produktion ausgeschüttet werden, auch Imkern bezahlt werden.“
Die Förderung solle unter anderem darauf abzielen, Neuimker zu unterstützen. „Die Imker mit ihren Honigbienen haben sogar zunehmend Probleme, ihre Tiere zu ernähren und Honig für schlechte Zeiten anhäufen zu lassen“, beklagt Meridio. „So kann es nicht weitergehen.“
So wollen die Imker die Hornissen loswerden
Bis die EU einschreiten kann, erwarten die Imker Venetiens von ihrem Verband Strategien, um ihre Bienenstöcke zu retten. So werden als kurzfristige Maßnahme Flaschen mit Bier und Zucker aufgestellt, um die Hornissen darin zu fangen. „Im Gegensatz zu den Bienen lieben die Hornissen Bier“, erklärt der Vorstand. Wichtig sei, vor allem die Königinnen zu fangen, bevor sie ein neues Nest bauen können, in dem sich weitere 8.000 Hornissen entwickeln.
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Natürliche Feinde hat die exotische Hornisse kaum. Um ihre weitere Ausbreitung zu verhindern, muss man ihre Nester vernichten. Diese befinden sich meist in Baumwipfeln in mehr als zehn Metern Höhe und werden oft erst im Spätherbst entdeckt, wenn das Laub fällt. Dann können aber die Königinnen, die ab September begattet werden und im nächsten Jahr die Nester gründen, schon in ihr Winterquartier ausgeflogen sein.
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Bei der schwierigen Ortung der Nester kommen modernste Methoden zum Einsatz: Da jedoch Versuche mit Infrarot- und Wärmebildkameras oft scheitern, wird das Orten mittels Radiotelemetrie erprobt. Asiatische Hornissen werden eingefangen und mit einem Mini-Sender versehen. Dadurch können die Experten den Rückflug zum Nest verfolgen.
Heimische Arten haben keine Chance gegen die Hornissen
Die Asiatische Hornisse ist eine geschickte Jägerin: Hat eine Späherin einen Bienenstock gefunden, markiert sie ihn mit einem Duftstoff, der ihre Artgenossen anlockt. Scharen von ihnen versperren die Eingänge der Stöcke, die Honigbienen können diese nicht mehr verlassen und verhungern oder werden auf dem Weg zurück in ihr Nest von den Hornissen angegriffen.
Während die asiatische Honigbiene im Zuge der Evolution einen Zickzack-Flug entwickelt hat und damit schwerer zu fangen ist, fliegen die heimischen Honigbienen auf geradem Weg zurück zu ihrem Bienenstock und sind damit leichte Beute.
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Selbst die in Deutschland geschützte heimische Hornisse „Vespa crabo“ hat gegen den Neuankömmling aus Asien keine Chance: Während die europäische Hornisse Nester für ein paar Hundert Tiere errichtet, klebt ihre asiatische Cousine Bauten von 60 Zentimetern Durchmesser für Tausende Jägerinnen zusammen.