Düsseldorf. Im Streit mit den Lokführern bleibt die Deutsche Bahn hart. Wie es anders geht, zeigt die RheinRuhrBahn. Bei ihr endete der Streik vorzeitig.

Wenn der jüngste Bahnstreik der Lokführergewerkschaft GDL an diesem Freitag um 18 Uhr nach drei Tagen offiziell beendet ist, dürfen Bahn-Reisende der Deutschen Bahn in NRW nicht erwarten, dass dann alle Linien im Fern- und Regionalverkehr wieder fahren. Ein Sprecher des Bahn-Unternehmens DB Regio NRW teilte auf Anfrage mit: „Auch nach Ende des GDL-Streiks wird der Fern- und Regionalverkehr nach dem Notfahrplan verkehren.“

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Nur in einzelnen Regionen NRWs könnten im Nah- und S-Bahnverkehr bereits unmittelbar nach Streikende wieder mehr Züge fahren, sagte der Sprecher. Details nannte er nicht. Die Deutsche Bahn habe sich darauf vorbereitet, „ab Betriebsbeginn Samstagfrüh im Personenverkehr wieder das normale Angebot zu fahren“, sagte der Sprecher.

Bahnstreik: GDL hat Streik bei der RheinRuhrBahn überraschend verkürzt

Beim Fahrgastverband ProBahn NRW stößt die Ankündigung der DB auf Missfallen. Aus Kundensicht sei es extrem wichtig, dass die Deutsche Bahn am Freitagabend wieder möglichst viele Linien bediene, meint NRW-Sprecher Lothar Ebbers: „Dann läuft der Wochenend-Rückreiseverkehr.“

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Besser stehen Nutzerinnen und Nutzer von RheinRuhrBahn-Zügen da. Dort hatte die GDL am Freitagmorgen überraschend mitgeteilt, dass der Warnstreik verkürzt worden sei und bereits um 12 Uhr Mittags beendet werde: „Dies funktioniert jedoch nur, weil der Arbeitgeber Transdev der GDL in einem schriftlichen Angebot versichert hat, über sämtliche Kernforderungen der aktuellen Tarifrunde ernsthaft zu verhandeln“, erklärte der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky.

RheinRuhrBahn-Ersatzbusse fahren nach Streikende noch weiter

Transdev verkehrt an Rhein und Ruhr unter dem Namen RheinRuhrBahn. Transdev hatte im Gegensatz zur DB während des Streiks Busse im Einsatz; einen Zug-Notfahrplan gab es nicht. Das Unternehmen erklärte am Freitagmorgen auf Nachfrage: „Die RheinRuhrBahn wird alles dafür tun, die streikbedingten Nachwirkungen so gering wie möglich zu halten, um den Fahrgästen schnellstmöglich wieder einen regulären Verkehrsbetrieb bieten zu können. Es muss aber noch weiterhin mit Einschränkungen im Zugverkehr gerechnet werden, die vermutlich bis in die Abendstunden andauern werden.“

Laut einem RheinRuhrBahn-Sprecher sollten ab Freitagnachmittag weitgehend wieder alle Linien verkehren. Der eingerichtete Schienenersatzverkehr fahre jedoch ab 12 Uhr voraussichtlich bis in den Abend parallel zum Zugverkehr, sagte ein Sprecher: „So können unsere Kunden sicher sein, dass sie ihr Ziel erreichen.“ Betroffen sind die RheinRuhrBahn-Linien S 7 (Wuppertal-Remscheid-Solingen), RE 10 (Düsseldorf-Kleve), RE 14 (Essen-Borken/Coesfeld), RB 31 (Duisburg-Xanten), RB 36 (Oberhausen-Duisburg Ruhrort) und RE44 zwischen Bottrop und Duisburg. Je nachdem wie sich der Zugverkehr im Laufe des Nachmittags stabilisiere, könnten Ersatzbuslinien aber auch eingestellt werden, sagte der Sprecher. Gebucht worden seien die Busse je nach Linie bis 20 bzw. 22 Uhr am Freitagabend. Lesen Sie auch:Lokführer: Ich will nicht nerven, warum ich trotzdem streike

Fahrgastverband ProBahn NRW: Ab 20 Uhr am Freitag hat die DB keine Ausreden mehr

Bei den Regional- und S-Bahnlinien der DB in NRW zeigten Stichproben über die Smartphone-App DB-Navigator vor dem angekündigten Streikende um 18 Uhr, dass etwa die Linie S11 (Düsseldorf-Flughafen Terminal - Bergisch-Gladbach), deren Betrieb während des Warnstreiks eingestellt war, ab Freitag, 18 Uhr wieder fahren soll - vom jeweiligen Startbahnhof aus. Bei früheren Fahrten hieß es in der App „Verbindung fällt aus.“ Die Linie RB33 (Aachen-Mönchengladbach-Essen) sollte laut DB-Navigator ebenfalls mit der ersten Fahrt nach 18 Uhr vom jeweiligen Startbahnhof wieder auf die Strecke gehen. Das Portal Zugfinder.net meldete diese Linie indes am Freitag bis in den späten Abend als „Ausfall“. Reisende können auch über die DB-Website bahnhof.de den aktuellen Fahrplan vor Ort einsehen.

Einschränkungen soll es am Abend laut DB-Navigator auch unter anderem im Sauer- und Siegerland geben: Auf der Verbindung Dortmund-Hagen etwa verkehren bis in den späten Abend keine Intercity-Züge; Regionalzug-Verbindungen zwischen Hagen und Siegen sollen laut App jedoch fahren. Am Hauptbahnhof Hagen meldet das Portal Zugfinder.net auch am Abend den Ausfall mehrere ICE und IC-Linien des Fernverkehrs mit den Verbindungen nach Hamburg, Frankfurt/Main oder Berlin.

Bei ProBahn NRW hat man kein Verständnis dafür, sollten DB-Linien im Regionalverkehr am Freitagabend trotz beendeten Warnstreiks nicht wieder verkehren: „Die Fahrzeuge stehen ja nicht irgendwo auf der Strecke, sondern in den Depots, weil die Bahn sie vor Streikbeginn aus dem Verkehr genommen hat“, sagt ProBahn NRW-Sprecher Lothar Ebbers.

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Nach Einschätzung von Ebbers sei im Regionalverkehr in NRW „innerhalb von zwei Stunden eine Fahrtmöglichkeit vorhanden.“ Das würde bedeuten: Ab 20 Uhr am Freitagabend müsste das Bahn-Angebot der DB Regio NRW wieder auf Normalniveau sein. Der Bahnsprecher teilte am Donnerstag indes mit, auch am Samstagmorgen „kann es noch zu einzelnen Abweichungen kommen.“

Streit um 35-Stunden-Woche: DB bleibt hart, andere Unternehmen lenken ein

Im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn (DB) sind die Fronten weiterhin verhärtet, wie es aussieht. Auch nach drei Tagen Bahnstreik lehnt es das Unternehmen ab, sich für die Forderung der GDL zu öffnen, eine 35-Stunden-Woche für das Fahrpersonal einzuführen, bei vollem Lohnausgleich.

Die GDL verwies am Freitagmorgen darauf, dass bereits acht andere Bahn-Anbieter in Deutschland mit der Lokführer-Gewerkschaft eine 35-Stunden-Woche vereinbart hätten, „ohne Anpassung des Entgelts“ - also ohne, dass die Einkünfte der Beschäftigten sinken. Die GDL sieht sich zudem „in konstruktiven Verhandlungen“ mit weiteren Bahnunternehmen, darunter die Eurobahn, Vias Rail Gmbh und die Rurtalbahn, die ebenfalls alle auch im NRW-Regionalzugverkehr aktiv sind.

Schon in Kürze verhandelt die GDL mit der RheinRuhrBahn

Mit den Bahn-Unternehmen Netinera und der Go-Ahead-Gruppe wurden zudem jüngst Tarifverträge abgeschlossen; die GDL konnte dort ihre Ziele durchsetzen. GDL-Chef Weselsky hob hervor, „im Gegensatz zu anderen Arbeitgebern wurde der Netinera-Konzern nicht ein einziges Mal von der GDL bestreikt. Dieser Arbeitgeber hat uns bewiesen, dass auch am Verhandlungstisch ein Ergebnis erzielt werden kann.“ Netinera ist eine Tochter der italienischen Staatsbahn und ist mit mehreren Bahnunternehmen vor allem in Süd- und Ostdeutschland aktiv. Das Unternehmen Go-Ahead betreibt Bahnlinien in Bayern. Nach drei Verhandlungsrunden wurde am 5. Januar die Tarifeinigung mit der GDL verkündet.

Bei der RheinRuhrBahn wird es zügig zu Verhandlungen kommen. Bereits am kommenden Montag, 15. Januar, trifft man sich mit der Lokführergewerkschaft GDL, sagte eine Transdev-Sprecher am Freitag auf Nachfrage.

(dae)