Essen. Im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn hat die GDL unbefristete Streiks per Urabstimmung ermöglicht. Auch 2024 wird es Ausfälle geben.

Der große Warnstreik der Lokführergewerkschaft GDL hatte zuletzt Anfang Dezember für große Ausfälle im Bahnverkehr in NRW gesorgt. Am Dienstag haben die Mitglieder der Gewerkschaft per Urabstimmung mit 97 Prozent den Weg für unbefristete Streiks frei gemacht. Der Gewerkschaftsvorsitzende Claus Weselsky erklärte am Mittwochmorgen im Deutschlandfunk, im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn jedoch nicht länger als fünf Tage am Stück streiken zu wollen. „Wir werden Streiks von drei bis maximal fünf Tagen machen“, sagte Weselsky. „Einen unbefristeten Streik auszurufen, wäre mit Blick auf die Kunden und die wirtschaftlichen Folgen nicht in Ordnung.“

Außerdem bestätigte der GDL-Vorsitzende, dass es bis zum 7. Januar keinen Ausstand der Lokführer geben werde. Mit Blick auf den Verhandlungspartner Deutsche Bahn forderte Weselsky, Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) solle „diesen Bahnvorstand rausschmeißen“ oder zumindest „zur Rede stellen“.

Die Reaktion der Konzernspitze auf das Ergebnis der Urabstimmung bezeichnete Weselsky als „unverschämt“. Er forderte zudem: „Wissing sollte dem Vorstand die Boni streichen und endlich messbare sowie kurzfristige Ziele vorgeben. Dann kann man über Boni neu reden.“

Deutsche Bahn lehnt Forderung nach Arbeitszeitsenkung ab

Die GDL fordert neben einer Absenkung der Wochenarbeitszeit bei einem Jahr Laufzeit mindestens 555 Euro mehr Lohn und 3000 Euro Inflationsprämie. Eine Kernforderung ist zudem eine Absenkung der Wochenarbeitszeit für Beschäftigte im Schichtdienst von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Die Bahn lehnte Verhandlungen darüber ab, daher erklärte die GDL die Gespräche für gescheitert.

Die Bahn legte ein Angebot vor, das elf Prozent mehr Lohn und eine Inflationsprämie von bis zu 2850 Euro vorsieht – gestreckt auf eine Laufzeit von 32 Monaten. Der Konzern argumentiert, die Forderung nach Arbeitszeitsenkung sei wegen des Personalmangels unerfüllbar.

Letzter großer Streik Anfang Dezember: Regionalbahn- und S-Bahn-Linien entfielen

Zuletzt mussten Bahn-Pendlerinnen und -Pendler in NRW Anfang Dezember mit massiven Einschränkungen im Zugverkehr leben. Die GDL hatte zwischen Donnerstagabend, dem 7. Dezember ab 22 Uhr, und Freitagabend, dem 8. Dezember ab 22 Uhr, Streiks durchgeführt.

Zum Warnstreik aufgerufen waren sämtliche Arbeitnehmer unter anderem in den Bereichen Fernverkehr und Regionalverkehr. Die GDL hatte für denselben Zeitraum in Nordrhein-Westfalen auch Mitarbeiter der NordWestBahn GmbH und der Transdev Rhein-Ruhr GmbH zu einem Warnstreik aufgerufen. GDL-Bezirksvorsitzender Sven Schmitte wies am Streiktag darauf hin, dass parallel mehrere Tarifverhandlungen mit Unternehmen liefen. Bei Transdev habe die GDL das Scheitern der Verhandlungen erklärt.

Die National Express-Linien RE 1 (RRX), RE 5 (RRX), RE 6 (RRX), RE 11 (RRX), RE 4 sowie RB 48 und RE 7 verkehrten zwar planmäßig im Regelverkehr. Aufgrund der Streiks in anderen Bahnunternehmen und den damit verbunden weitreichenden Zugausfällen im Nah- und Fernverkehr musste aber mit hohen Auslastungen gerechnet werden.

GDL-Bahnstreik in NRW - die Übersicht der RE-Linien

Diese RE-Linien fuhren, teils aber eingeschränkt:

  • RE 1: Aachen - Hamm
  • RE 2: Zugverkehr nur zwischen Osnabrück und Münster
  • RE 4: Aachen - Dortmund
  • RE 5: Wesel - Koblenz
  • RE 6: Minden - Köln/Bonn
  • RE 7: Rheine - Krefeld
  • RE 11: Düsseldorf - Kassel
  • RE 17: Hagen - Kassel
  • RE 18: Aachen - Maastricht
  • RE 34: Dortmund - Siegen
  • RE 42: Münster - Mönchengladbach

Warum streiken Lokführer? Ein 34-Jähriger sagt im Gespräch mit unserer Redaktion: Ich will nicht nerven, darum streike ich trotzdem

Diese RE-Linien fielen aus oder wurden durch einen SEV ersetzt:

Diese Linien fielen bereits vor Streikbeginn aus:

  • RE 10: Düsseldorf - Kleve (Donnerstagabend 20.08 Uhr, 20.38 Uhr und 21.08 Uhr ab Düsseldorf; 19.24 Uhr, 20.24 Uhr und 21.24 Uhr ab Kleve)
  • RE 14: Essen - Borken (Donnerstagabend 21.31 Uhr ab Essen, 21.31 Uhr ab Borken)
  • RE 44: Duisburg - Bottrop (Donnerstagabend 21.05 Uhr ab Duisburg, 21.32 Uhr ab Bottrop)

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GDL-Bahnstreik in NRW - die Übersicht der RB-Linien

Diese RB-Linien fuhren, teils aber eingeschränkt:

Beim Streik der GDL Anfang November mussten Bahnreisende in Essen und ganz Deutschland mit Zugausfällen rechnen.
Beim Streik der GDL Anfang November mussten Bahnreisende in Essen und ganz Deutschland mit Zugausfällen rechnen. © Essen | Fabian Strauch

Diese RB-Linien fielen aus oder wurden durch einen SEV ersetzt:

Diese Linien fielen bereits vor Streikbeginn aus:

  • RB 31: Duisburg - Xanten (Donnerstagabend 21.10 Uhr ab Duisburg; 21.01 ab Xanten)

GDL-Bahnstreik in NRW - die Übersicht der S-Bahn-Linien

Diese S-Bahn-Linien führen eingeschränkt oder wurden durch einen SEV ersetzt:

  • S 1: Dortmund - Solingen (im 60-Minuten-Takt)
  • S 6: Essen - Köln (im 60-Minuten-Takt zwischen Essen und Köln-Hansaring bis 20 Uhr, SEV zwischen Essen und Düsseldorf-Unterrath im 60-Minuten-Takt)
  • S 8: Hagen - Mönchengladbach (im 60-Minuten-Takt)
  • S 19: Düren - Au (Sieg) (im 60-Minuten-Takt bis 20 Uhr)
  • S 23/RB 23: Bonn - Euskirchen (im 60-Minuten-Takt bis 20 Uhr)
Allein gelassen: Leidtragende des Streiks sind die Bahn-Pendlerinnen und -Pendler in NRW.
Allein gelassen: Leidtragende des Streiks sind die Bahn-Pendlerinnen und -Pendler in NRW. © picture alliance/dpa | Christoph Soeder

Diese S-Bahn-Linien sind ausgefallen oder wurden durch einen SEV ersetzt:

Weitere Informationen zum Bahnstreik finden Sie unter zuginfo.nrw. (mit dpa)

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