Berlin. Eine dänische Studie liefert überraschende und gruselige Ergebnisse: Ein Reitervolk verarbeitete offenbar Menschenhaut zu Leder.
Archäologen haben herausgefunden, dass die Reiterkrieger der Skythen offenbar Menschenhaut zu Leder verarbeiteten und damit Teile ihrer Ausrüstung schmückten. Das ergeben jüngste Analysen. Untersucht wurden alte Leder- bzw. Pfeilköcher, also Behältnisse für Pfeile.
Skythen: Ein nomadisches Reitervolk
Über die Kultur der Skythen ist bisher nur wenig bekannt. Sie waren ein nomadisches Reitervolk, welches von 800 vor bis circa 300 nach Christus von der eurasischen Steppe bis hin in die Mongolei aktiv war. Besonders bekannt waren sie für ihre Grabhügel, den sogenannten Kurganen. Eins der wichtigsten Materialien für sie: Leder. Daraus stellen sie unter anderem Kleidung, Schuhe und Köcher her. In einer Studie aus Kopenhagen wurde untersucht, welche spezifischen Tierarten in der skythischen Lederproduktion verwendet wurden. „Vor allem Lederobjekte sind ein vernachlässigter Forschungsbereich, weil sie meist stark degradiert, fragmentiert und wenig fotogen sind“, betonen die dänischen Archäologen.
Überraschender Fund dank neuer Methode: Menschenhaut tatsächlich zu Leder verarbeitet
Die in der Studie verwendete Methode, Paläoproteomik, bezieht sich auf die Untersuchung von Proteinen in archäologischen Proben. Diese Methode ermöglicht die Identifizierung von Proteinen in alten biologischen Materialien wie Leder, Fell oder Knochen, selbst wenn die DNA nicht mehr intakt ist. Im Falle dieser Studie wurden paläoproteomische Methoden eingesetzt, um die Zusammensetzung der Proteine in den Leder- und Fellproben zu analysieren. Dies ermöglichte den Forschern, die Tierarten zu identifizieren, deren Haut für die Herstellung der untersuchten Objekte verwendet wurde.
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In dieser ersten systematischen Studie wurden verschiedene Tierarten in insgesamt 45 Lederproben und zwei Pelzobjekten aus 18 Gräbern analysiert, die an 14 verschiedenen skythischen Fundorten in der Südukraine ausgegraben wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Skythen vor allem domestizierte Tierarten wie Schafe, Ziegen, Rinder und Pferde für die Lederherstellung nutzten, während die Pelze von Wildtieren wie Füchsen, Eichhörnchen und Katzenarten stammten. Die überraschende Entdeckung ist das Vorhandensein von zwei menschlichen Hautproben, die zum ersten Mal einen direkten Beweis für die Behauptung des griechischen Historikers Herodot liefern, dass die Skythen die Haut ihrer toten Feinde zur Herstellung von ledernen Trophäen wie Köcherhüllen verwendeten.
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Sage von Herodot nun bestätigt
Die dänischen Archäologen betonen: „Damit scheinen unsere Ergebnisse die gruseligen Behauptungen des griechischen Geschichtsschreibers Herodot zu bestätigen. Seine Aufzeichnungen enthalten Erzählungen von Skythen, die das Blut ihrer Feinde trinken, menschliche Skalpe als Trophäen sammeln und ihre toten Feinde häuten, um deren Haut zu Köcherhüllen zu verarbeiten.“.
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