Rom. Eine Studie und verschiedene Fundstücke zeigen, dass im Römischen Reich auch Frauen kämpften. Das ist über die Gladiatorinnen bekannt.
Dass im Römischen Reich auch Frauen in Amphitheatern um Leben und Tod kämpften, ist vielen gar nicht bewusst. Kein Wunder, denn die Berichte und Hinweise über derlei Spektakel mit weiblicher Beteiligung sind rar – aber es gibt sie.
Die Römer suchten ständig nach Neuheiten im Gladiatorenkampf. Da boten Kämpferinnen eine willkommene Abwechslung zu den männlichen Gladiatoren. Bei der Einweihung des Kolosseum etwa sollen bewaffnete Frauen gegen wilde Tiere angetreten sein. Zwar hatte schon Nero Frauen gegeneinander und gegen Kleinwüchsige kämpfen lassen, dies diente jedoch eher zur Erheiterung des Publikums.
Kaiser Domitian soll später angeordnet haben, Frauen nachts im Fackelschein kämpfen zu lassen. Ein Relief aus Halikarnassos, bei Bodrum in der heutigen Türkei, zeigt zwei Schwertkämpferinnen ohne Helm und Brustpanzer. Sogar die Namen, unter denen diese zwei Gladiatorinnen auftraten, sind bekannt: Sie hießen Amazona und Achilla.
Archäologie: Frauen kämpften bereits bei Einweihung des Kolosseums
„Die Anwesenheit von Gladiatorinnen in den Arenen Roms ist damit zu erklären, dass man den Zuschauern eine Neuigkeit anbieten wollte“, berichtet Gian Luca Gregori, Professor für Altertum und altrömische Institutionen an Roms Universität „La Sapienza“. Er hat in seiner neu veröffentlichten Studie „Frauen und Arenen“ historische Quellen und jüngste archäologische Daten zum Thema Gladiatorinnen verglichen. Das Resultat ist eine wissenschaftliche Arbeit, die vom archäologischen Park des Kolosseums für die Ausstellung „Gladiatoren in der Arena: Zwischen Kolosseum und Ludus Magnus“ vorgestellt wurde.
Die Existenz weiblicher Gladiatoren bezeugen die Schriften römischer Gelehrter und Historiker wie Dio Cassius, Tacitus und Petronius. Auch Juvenal und Sueton berichten von professionellen Kämpfen zwischen weiblichen Gladiatoren in den Arenen des Römischen Reichs. Sie wurden nach dem Stamm der wilden Kriegerinnen Amazonen genannt. „Einige Frauen kämpften vor dem Kaiser Titus, einige von ihnen sogar bei der Einweihung des Kolosseum im Jahr 80 nach Christus“, berichtet Gregori im Interview mit der römischen Tageszeitung „Il Messaggero“.
- Unterwasser-Archäologie:Wrack von legendärem U-Boot aus Zweitem Weltkrieg gefunden
- Kannibalismus: Archäologen machen schaurige Entdeckung in Jamestown-Kolonie
- Altes Ägypten: Krebsoperationen schon vor 4300 Jahren?
- Antike:Archäologen entdecken römischen Luxus-Swimmingpool
- Niederbayern: Skelett von steinzeitlichem „Bürgermeister“ aufgetaucht
Archäologie: Gladiatorinnen gehörten wohlhabenden Schichten an
Dabei handelte sich oft um Frauen, die den wohlhabenden Schichten angehörten. Sie kämpften meistens nicht um Geld oder Freiheit, sie wollten vielmehr Aufmerksamkeit und Berühmtheit. Für den Auftritt in der Arena brauchten sie die Erlaubnis von ihrem „Vormund“. Das Phänomen der Frauen in den Arenen soll längere Zeit angehalten haben und zwar, bis Kaiser Septimius Severus im Jahr 200 weibliche Gladiatoren verbieten ließ.
Es dauerte jedoch einige Jahre, bis dieses Edikt im ganzen Römischen Reich durchgesetzt wurde. Die Gladiatorenkämpfe hielten dagegen im altrömischen Reich noch lange an. Erst im Jahr 399 verordnete Kaiser Honorius das Ende der Kämpfe. Der letzte bekannte Gladiatorenkampf ereignete sich in Rom, am 1. Januar 404.