Berlin. Ein über 200.000 Jahre altes Objekt stellt die Archäologen vor Rätsel. Ist es eine Waffe oder ein Werkzeug? Und wer stellte es her?
Mit einer gewaltigen Wucht muss sie auf Beute, Holz oder Feinde niedergesaust sein. Mehr als einen halben Meter misst eine gigantische Steinaxt, die Archäologen vor Kurzem in Saudi-Arabien entdeckt haben. Bei der mehr als 200.000 Jahre alten Axt könne es sich sogar um die größte jemals gefundene Handaxt der Welt handeln, mutmaßen die Forscher. Doch wer sie damals anfertigte, Homo sapiens oder Homo erectus, darüber sind sie sich im Unklaren.
Das internationale Forscherteam war in der Qurh-Ebene, südlich von der Oasenstadt Al-Ula, eigentlich auf der Suche nach menschlichen Spuren aus der Antike. Dabei konnten die Archäologen in Zusammenarbeit mit der „Royal Commission for Al-Ula“ bereits zuvor einige wichtige Funde aus der frühen islamischen Periode machen, wie es in einem Statement heißt. Demnach sei der unwirtliche Ort einst der Schauplatz einer „lebendigen Gemeinschaft“ gewesen.
- Unterwasser-Archäologie:Wrack von legendärem U-Boot aus Zweitem Weltkrieg gefunden
- Kannibalismus: Archäologen machen schaurige Entdeckung in Jamestown-Kolonie
- Altes Ägypten: Krebsoperationen schon vor 4300 Jahren?
- Antike:Archäologen entdecken römischen Luxus-Swimmingpool
- Niederbayern: Skelett von steinzeitlichem „Bürgermeister“ aufgetaucht
Riesige Steinaxt: Mysteriöser Verwendungszweck
Doch der die Forscher elektrisierende Fund stammt aus einer viel weiter entfernten Epoche: dem Paläolithikum, der Altsteinzeit. Die 51 Zentimeter lange, 9,5 Zentimeter breite und 5,7 Zentimeter dicke Steinaxt ist aus feinkörnigem Basalt gefertigt. Der Vorteil der Gesteinsart: Sie kann wegen ihrer hohen Dichte sehr gut bearbeitet werden, ohne zu bröckeln. An beiden Seiten der Axt finden sich solche Bearbeitungsspuren, wo Menschen vor Hunderttausenden Jahren die Schneidekante geschliffen hatten.
Die Archäologen fanden die Steinaxt an der Oberfläche einer Sanddüne, wie der Leiter des Ausgrabungsprojektes, Ömer Aksoy, bei „Live Science“ berichtete. Nach der ersten Freude über das „bemerkenswerte Objekt“ gruben die Forscher weiter und stießen auf mehr als ein Dutzend weitere Handäxte. Die Äxte seien dem Riesenexemplar zwar ähnlich, dafür aber deutlich kleiner.
Auch interessant:Monumentalbau von legendärem Kaiser in Deutschland entdeckt
Handaxt könnte die weltweit größte ihrer Art sein
„Diese Axt ist eine der wichtigsten Funde unserer andauernden Untersuchung der Qurh-Ebene“, zitiert das Pressestatement Aksoy. „Eine andauernde Suche nach vergleichbaren Objekten aus aller Welt konnte bisher keine ähnlich große Handaxt irgendwo finden.“ Deshalb könne es sich durchaus um die größte Handaxt handeln, die jemals entdeckt wurde.
Laut den Archäologen konnte die Axt trotz ihrer überdimensionierten Ausmaße problemlos mit zwei Händen geschwungen werden. Ob sie einen rein zeremoniellen Zweck hatte oder zum Holzfällen, vielleicht sogar als Waffe genutzt wurde, können die Forscher vorerst nur raten. Nun sollen weitere Untersuchungen mehr über die Herkunft und Funktion der Objekte herausfinden.
Lesen Sie auch:Fund aus Schiffswrack: Prähistorische Fracht löst ein Rätsel