Berlin. In China nehmen Lungenentzündungen unter Kindern zu. Die WHO war alarmiert, entwarnt nun aber. Was hinter den Fällen steckt.
Nach der ungewöhnlichen Häufung von Atemwegserkrankungen bei Kindern in China hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach Rücksprache mit chinesischen Behörden vorerst Entwarnung gegeben. In einer Telefonkonferenz habe die chinesische Gesundheitsbehörde am Donnerstag betont, dass sie keine ungewöhnlichen oder neuen Krankheitserreger oder ungewöhnliche Krankheitsbilder entdeckt habe, berichtete die WHO am Abend in Genf.
Die Erkrankungen gingen auf mehrere bekannte Atemwegserreger zurück, darunter Rhinoviren, RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) und Mykoplasmen-Infektionen (Mycoplasma pneumoniae), berichteten die chinesischen Behörden der WHO. Dabei handelt es sich um zellwandlose Bakterien, die nur bei Menschen vorkommen und weltweit verbreitet sind. Sie können vor allem bei Kindern und Jugendlichen Tracheobronchitis oder Lungenentzündung auslösen. Weil die Bakterien zellwandlos sind, haben sie eine Resistenz gegen bestimmte Antibiotika, können nach Angaben der WHO mit anderen Antibiotika aber problemlos behandelt werden.
Medien berichteten über Häufung von Lungenerkrankungen
Die WHO hatte Informationen von China eingefordert, nachdem eine Häufung von Atemwegserkrankungen im Norden Chinas bekannt geworden war. Betroffen sind vor allem Kinder – ganze Schulklassen seien erkrankt, berichtete FTV News, ein Nachrichtensender aus Taiwan. Offenbar erwischt es aber auch Erwachsene: Dem Bericht zufolge hatten sich auch Lehrer mit der Krankheit angesteckt.
Vor den Hospitälern in Peking bildeten sich laut FTV News lange Schlangen, Kinderkrankenhäuser seien überfüllt – nicht nur in der Hauptstadt, sondern auch an anderen Orten. Bilder von AFP-Fotografen zeigen ebenfalls volle Kliniken. Die Symptome der Patienten beschränken sich bislang auf hohes Fieber und Lungenknötchen – trockener Husten und andere typische Krankheitszeichen fehlen.
Lungenentzündungen in China: Vertuscht Peking eine neue Seuche?
Mancher Pekinger Bürger witterte eine staatliche Vertuschungsaktion. Es sei nicht gestattet, über die Erkrankungen zu sprechen, sagte eine Person zu FTV News. Allerdings spricht manches dafür, dass China etwas offener mit den Erkrankungen umgeht, als dies vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie der Fall war.
Von der WHO heißt es, die chinesischen Behörden hätten bereits am 13. November über einen Anstieg von Atemwegserkrankungen berichtet. Dieser sei damals auf das Ende von Covid-19-Einschränkungen zurückgeführt worden.
Wie auch in Deutschland und anderen Staaten konnten mit dem Ende der Beschränkungen Erreger wie Grippe, RSV und Sars-CoV-2 leichter unter der Bevölkerung zirkulieren – und entsprechend mehr Menschen anstecken. Die chinesischen Behörden hätten daher dazu aufgerufen, Bemühungen zum Seuchenschutz in Gesundheitseinrichtungen und öffentlichen Bereichen zu verstärken. Gleichzeitig sei das Gesundheitssystem aufgefordert worden, seine Kapazitäten zu erhöhen.
Atemwegserkrankungen in China: WHO fordert Maßnahmen
Die Bevölkerung Chinas ist seitens der WHO aufgerufen, „Maßnahmen zur Verringerung des Risikos von Atemwegserkrankungen zu ergreifen“. Die Menschen sollen sich impfen lassen, sich von Erkrankten fernhalten und bei Symptomen zu Hause bleiben.
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