Rom. Gäste gehen, ohne zu bezahlen. Solche Fälle nehmen in Italien zu. Um die Betrüger zu finden, werden die Restaurantbetreiber kreativ.

In Zeiten der Wirtschaftskrise und der hohen Inflation scheinen in Italien immer mehr Menschen sparen zu wollen, indem sie die Zeche prellen. Immer wieder kommt es vor, dass einzelne Personen oder ganze Gruppen reichlich in Restaurants speisen und dann verschwinden, bevor die Rechnung kommt. Ein Vorfall, der im Internet weite Kreise zog, ereignete sich kürzlich in einer Pizzeria in Montepaone in der süditalienischen Region Kampanien. Ein Paar bestellte eine Pizza, „vergaß“ jedoch, die Rechnung zu begleichen.

Der Inhaber der Pizzeria „Bob alchimia a spicchi“, Roberto Davanzo, fackelte nicht lange: Auf Facebook postete er die Bilder des Paares, die von der Videoüberwachungsanlage des Lokals aufgenommen wurden, mitsamt dem Aufruf, die Rechnung zu bezahlen. „Wir wollen die Situation so ruhig und einvernehmlich wie möglich lösen, bevor wir eventuelle rechtliche Schritte in Betracht ziehen und die Kameraaufnahmen den Behörden übergeben“, erklärte der Inhaber. „Dies ist kein öffentlicher Pranger. Das Foto dient dazu, dass das Paar seinen Fehler einsieht und die Rechnung bezahlt.“

Pizza essen und nicht bezahlen? Über solche Gäste müssen sich Gastro-Betreiber in Italien immer wieder ärgern.
Pizza essen und nicht bezahlen? Über solche Gäste müssen sich Gastro-Betreiber in Italien immer wieder ärgern. © dpa | Andreas Arnold

Wirt zieht Konsequenzen: „Ich verlange den Ausweis“

Zechpreller sind inzwischen zum Schreckgespenst für viele Lokale in Italien geworden. Der Inhaber des Ristorante Pizzeria Capri in Busto Arsizio bei Mailand, Luigi Savino, wurde zuletzt Opfer einer dreiköpfigen Familie, die nach einem ausgiebigen und teuren Fischessen ohne zu bezahlen sein Lokal verließ. Wie der Inhaber dem Onlinemedium Fanpage.it erzählte, stand der Mann auf, um vor dem Espresso noch eine Zigarette zu rauchen. Wenig später begleitete seine Frau ihre Tochter zur Toilette.

„Sie kamen nicht mehr zurück und wir blieben auf der unbezahlten Rechnung sitzen“, seufzt Luigi Savino. Daraufhin griff Savino zu drastischen Maßnahmen. „Wenn jetzt jemand aufsteht, verlange ich den Ausweis“, so der sichtlich erzürnte Restaurantbesitzer.

Regierungschefin Meloni lässt offene Rechnung begleichen

Auch im Ausland sind italienische Zechpreller inzwischen bekannt. In einem Restaurant in Albanien hatte eine Gruppe Italiener im August ordentlich gegessen und getrunken – aber die Rechnung in Höhe von 80 Euro blieb unbezahlt. Nachdem Regierungschefin Giorgia Meloni Wind von dieser unfairen Aktion bekommen hatte, rief sie ihren Botschafter in Albanien auf, die Rechnung zu begleichen.

„Gehen Sie bitte hin und bezahlen Sie die Rechnung für diese Idioten“, soll Meloni dem Botschafter befohlen haben. Die italienische Botschaft in Tirana bestätigte den Vorfall. „Italiener respektieren die Regeln und bezahlen ihre Rechnungen. Wir hoffen, dass sich solche Vorfälle nicht wiederholen“, hieß es in einer Stellungnahme.

Gastroverband: Anzeigen gegen Zechpreller bleiben oft erfolglos

Auch auf Malta kam es zu einem unangenehmen Vorfall. Fünf italienische Teenager speisten Ende August ausgiebig in einem Restaurant in Misida und verschwanden vor Bezahlung von 100 Euro. Sie wurden jedoch von den Videoüberwachungskameras gefilmt, identifiziert und angezeigt. Die Aufnahmen wurden von maltesischen und sizilianischen Medien veröffentlicht. Als ein Vater seinen Sohn unter den Teenagern erkannte, beglich er die Rechnung. Zugleich bot er dem Restaurantinhaber an, seinen Sohn im kommenden Sommer kostenlos arbeiten zu lassen. Der Inhaber lehnte das Angebot ab. „Es sind Teenager, sie können Fehler machen“, meinte er.

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Laut dem Südtiroler Hotelier- und Gastwirteverbandes (HGV), trudeln jeden Monat mehrere Zechpreller-Meldungen seitens der Mitgliedsbetriebe ein. Es handle sich um Einzelfälle und somit um keine alarmierende Situation, aber das Phänomen der Zechpreller gibt es. Der Ärger bei den betroffenen Gastbetrieben sei groß. „Man sollte natürlich umgehend reagieren. Verfügt man über die Kopien persönlicher Dokumente, kann man Anzeige erstatten“, rät der HGV. „Nur führt das häufig nicht zum Erfolg.“ Wichtig sei es, den Berufsverbänden einen Zechpreller-Fall zu melden, damit diese die anderen Betriebe warnen können.