Berlin/Mexiko-Stadt. Bei Arbeiten für eine Eisenbahnstrecke auf der Halbinsel Yucatán wurde ein Gebäudekomplex der Maya entdeckt. Was ihn besonders macht.
- Eisenbahnarbeiter haben auf der Halbinsel Yucatán eine Palastanlage der Maya entdeckt
- Die Anlage gewährt Einblicke in das Leben der Oberschicht
- Vor allem die Fassade des Palasts hat es Forschern angetan
Geschichtsinteressierte Mexiko-Reisende kommen an einem Besuch der Halbinsel Yucatán nicht vorbei. Hier war die Wiege der Maya-Hochkultur, hier können Interessierte noch Hunderte Tempel und andere steinerne Überreste einer Hochkultur bewundern, die die spanischen Konquistadoren im 16. Jahrhundert weitgehend auslöschten. Mit Abstand am berühmtesten dürfte die Ruinenstadt von Chichén Itzá sein, die zu den sieben neuen Weltwundern zählt.
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Womöglich könnte Chichén Itzá bald ein wenig Konkurrenz bekommen. Archäologen haben in der etwa 1500 Jahre alten Maya-Stadt Kabah eine Palastanlage ausgegraben. Sie besteht aus mehreren Gebäuden und diente der Elite der Stadt nach Angaben der Forscher vom Nationalen Institut für Anthropologie und Geschichte (INAH) unter anderem als luxuriöse Wohnstätte.
Entdeckt wurde die von dichtem Dschungel bewachsene Anlage durch Zufall, als Arbeiter mit Aushubarbeiten an der sogenannten Maya-Linie, einer 1500 Kilometer langen Eisenbahnstrecke über die Halbinsel Yucatán, beschäftigt waren.
Fassade beflügelt Fantasie der Forscher
Lourdes Toscano Hernández, die archäologische Projektleiterin bei den Ausgrabungen, schwärmt davon, wie der Fund erstmals umfassende Einblicke in das tägliche Leben der Maya-Oberschicht gewährt. In den Gebäuden seien auch Gebrauchsgegenstände wie Töpferwaren gefunden worden. In die Fassade des etwa 26 Meter langen Palastes sind unter anderem Darstellungen von Vögeln eingraviert.
Nach Ansicht der Wissenschaftler könnten diese die Beziehungen zwischen der Maya-Elite und den Göttern repräsentieren. Allerdings wisse man dazu noch nichts Genaueres.
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Weiterhin sei auch noch unklar, wann die Palastanlage erbaut wurde. Bisher wissen die Archäologen nur, dass die Stadt in etwa zwischen 250 und 500 nach Christus gegründet wurde, und zwar von Maya-Siedlern, die aus dem Gebiet des heutigen Guatemala und Belize kamen.
Die Region um Kabah selbst habe ihre Blütezeit bis etwa 900 nach Christus gehabt. Danach seien viele Städte aus noch unbekanntem Grund verlassen worden und verfallen. Dafür blühten andere wie etwa das berühmte Chichén Itzá.
Nachkommen der Maya leben heute in großer Armut
Die Maya waren in ihrer Blütezeit eine der fortschrittlichsten Kulturen der Menschheit. Sie betrieben Landwirtschaft, bauten riesige Tempelanlagen und Pyramiden. Außerdem besaßen sie ihr eigenes Hieroglyphen-System samt komplexer Götterwelt. Ab 1500 vor Christus bewirtschafteten die Maya Land auf dem Gebiet Mexikos und Guatemalas, anfangs vor allem auf der Basis von Mais.
Gleichzeitig waren das Darbringen von Menschenopfer eine verbreitete Praxis. Gefangene Feinde wurden oftmals gefoltert und den Göttern geopfert.
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Auf seinem Höhepunkt zwischen 250 und 900 nach Christus bestand das Maya-Reich aus 40 Städten, die jeweils zwischen 5000 und 50.000 Menschen bewohnten.
Forscher vermuten, dass die Maya in den folgenden Jahrhunderten vor allem durch militärische Konflikte und Umweltkatastrophen ihren Niedergang erlebten. Als die spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert eintrafen, löschten sie die verbliebene Maya-Kultur weitesgehend aus.
Es ist allerdings ein weit verbreiteter Irrtum, dass die Maya ausgestorben seien. Heute leben noch etwa sechs Millionen Nachfahren der Maya in Zentralamerika, ein Großteil in Guatemala. Die meisten dieser sogenannten Indigenas fristen ihr Dasein in Armut. Viele der alten Rituale und Traditionen haben sich aber bis zum heutigen Tag erhalten. (tok)