Berlin. An der Ausgrabungsstätte Tel Shimron haben Forscher einen seltenen Bau freigelegt – und rätseln nun über dessen einstige Verwendung.
Im Norden Israels haben Archäologen einen mysteriösen Steinbogen und eine gewölbte Treppe freigelegt. Die Konstruktion ist für ihr Alter in einem ungewöhnlich gutem Zustand – sie wurde wohl vor rund 3800 Jahren erbaut und stammt somit aus der mittleren Bronzezeit. Noch wissen die Forscherinnen und Forscher nicht genau, warum der Bogen gebaut wurde, doch es gibt erste Vermutungen.
Das internationale Forscherteam führte Untersuchungen an der archäologischen Stätte Tel Shimron durch, als es zunächst auf einen langen Korridor stieß, der zum Bogen und der Treppe führte.
Mario Martin, Co-Direktor der Ausgrabung in Tel Shimron und Archäologe an der Universität Innsbruck, zeigte sich gegenüber dem Fachmagazin "Live Science" begeistert über den Fund und erklärte, dass das Gewölbe entstand, indem die Erbauer Ziegelsteine versetzt anbrachten, nicht durch keilförmige Steine, wie dies gewöhnlich der Fall sei. Der "falsche" Bogen und die Treppe seien mehr als 5 Meter hoch und bestünden aus etwa 9000 Ziegeln, so Martin. Im alten Mesopotamien seien derartige Konstruktionen bekannt gewesen. Für die Region seien sie jedoch ein außergewöhnlicher Fund, heißt es.
Israel: Kult könnte Anlage für Opfergaben verwendet haben
Warum der Bau so gut erhalten wurde, erklären sich die Forscher mit einem rätselhaften Vorgehen. Offenbar wurden Korridor und Treppe nur wenige Jahrzehnte nach Errichtung mit Sediment aufgefüllt und versiegelt – und das mit Absicht. Noch können sich die Forscher nicht erklären, warum der Bau so zügig wieder stillgelegt wurde.
Allerdings wird spekuliert: So könnte der Bau einem Kult gedient haben, vermuteten Archäologen gegenüber der israelischen Zeitung "Haaretz". Grund für diese Mutmaßung ist ein Fund im Durchgang des Baus: Dort fanden die Forscher Gefäße, die in der mittleren Bronzezeit für rituelle Opfergaben verwendet wurden. Frühere Ausgrabungen eines anderen Lehmziegelbaus innerhalb der Akropolis hätten zudem 30.000 Knochen von Tieren freigelegt, die wahrscheinlich geopfert wurden, sagten die Archäologen Haaretz.
Um dem Geheimnis des Baus auf die Schliche zu kommen, wird weitere Forschung nötig sein – und weitere Ausgrabungen. Denn noch ist die komplette Anlage nicht freigelegt. Dafür muss erst ein Weg gefunden werden, wie weiter gegraben werden kann, ohne den Bau zu beschädigen. (fmg)
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