Stockholm. Außereheliche Exzesse, Drogen und Bordellbesuche – handfeste Skandale begleiteten die 50-jährige Ära des Schwedenkönigs Carl Gustaf.
- Am 15. September feiert Schwedens König Carl Gustaf sein 50-jähriges Thronjubiläum
- Es wird groß gefeiert, mit vielen Promis aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
- Dabei blickt der König durchaus auf etliche Skandale zurück
Auf die Frage, ob er ans Abdanken denke, reagierte Schwedens König Carl Gustaf (77) in einem Gespräch mit dieser Redaktion ungehalten. „Nein, daran denke ich nicht. Wir haben keine solche Tradition in Schweden“, sagt er knapp und zeigte demonstrativ auf die Vorfahren-Galerie im Empfangszimmer des Stockholmer Schlosses. Auch diese Könige dankten ja nicht einfach so ab.
Könige also haben Durchhaltevermögen. So auch der skandalumwobene Schwedenkönig. Am 15. September feiert Carl Gustaf sein 50. Thronjubiläum. „Es werden über 300 Gäste erwartet“, sagt Hofsprecherin Margareta Thorgren der Zeitschrift „Svensk Dam“. Darunter, neben den besten Freunden und der eigenen Familie, die Royals der anderen nordischen Länder. Dazu Vertreter aus Wirtschaft und Politik.
Schweden: So wird der König gefeiert
Das runde Thronjubiläum wird in Schweden nun mit einem Jubiläumswochenende gefeiert, das für die Königsfamilie am Freitag mit einem Gottesdienst in der Schlosskirche beginnt, ehe der König der Wachablösung vor dem Schloss beiwohnt und daraufhin auch feierlich besungen werden sollte.
Am Abend gibt es ein feierliches Jubiläumsbankett, ehe das Königspaar am Samstag per Kutsche durch Stockholm fährt. Am Samstagabend folgt dann ein Konzert vor dem Schloss, das die Schwedinnen und Schweden kostenlos vor Ort oder direkt im Fernsehen verfolgen können. Mit dabei sind mehrere nationale Musikstars, darunter die zweifache ESC-Gewinnerin Loreen („Euphoria“, „Tattoo“).
Gefeiert wird bei all dem ein Mann, der mit seiner Aufgabe an der Spitze des skandinavischen Landes ebenso erst warm werden musste wie das Volk mit ihm. „Er ist den Schweden ans Herz gewachsen“, sagt die Filmemacherin Julia Melchior, die jüngst den Film „Mein Vater, der König – Carl Gustaf und Victoria von Schweden“ im ZDF veröffentlicht hat.
Carl Gustaf: Der König galt als flatterhafter Junggeselle
Das habe mit der Dauer seiner Regentschaft zu tun, aber auch mit der Erfahrung und dem Selbstvertrauen, das Carl Gustaf im Laufe der Jahrzehnte gewonnen habe. „Dadurch nimmt er seine Rolle als Landesvater heute viel lieber wahr als früher“, sagt Melchior.
Carl Gustaf, der 1973 mit nur 27 Jahren den Thron übernehmen musste, hält dabei einen Rekord: Kein anderer schwedischer Monarch saß so lange auf dem Thron. Und das trotz handfester Skandale. Schon damals bei der Thronbesteigung galt er als flatterhafter Junggeselle, den viele in der Rolle als Staatsoberhaupt für fehl besetzt hielten.
Carl Gustaf verlor seinen Vater durch einen Flugzeugabsturz
In der Tat brauchte Carl Gustaf etwas Anlauf, um sich in königlichen Gefilden zurechtzufinden. Das lag auch daran, dass er ohne Vater aufwachsen musste, weil dieser 1947 bei einem Flugzeugabsturz in Kopenhagen ums Leben gekommen war. Carl Gustaf war damals erst knapp neun Monate alt – und plötzlich in der Thronfolge direkt hinter seinem Großvater. Als dieser 1973 starb, erbte Carl Gustaf den Thron. Er wurde mehr oder weniger unvorbereitet ins Königsamt geworfen - ausgerechnet in einer Zeit, in der Schwedens Monarchie in einer tiefen Krise steckte.
Durch eine Verfassungsreform verlor der König damals fast alle politischen Mitbestimmungsrechte und Stimmen wurden lauter, dass Schweden gar keinen König mehr brauche. Carl Gustaf rang in dieser Zeit auch selbst mit seiner Position. Er war unverheiratet, wirkte unbeholfen und nicht gerade glücklich mit seiner neuen Rolle.
Die Begegnung mit Silvia Sommerlath veränderte den Gigolo
Eine Begegnung während Olympia 1972 in München sollte sich für ihn aber als absoluter Glücksfall erweisen. Dort traf er auf eine Frau, die mit ihrem Charme nicht nur den schwedischen König, sondern fortan auch das schwedische Volk begeisterte: die aus Heidelberg stammende Silvia Sommerlath, die bei der Hochzeit 1976 zu Königin Silvia wurde.
„Das Königshaus hat durch Silvia einen ganz anderen Anstrich bekommen“, sagt Königshaus-Expertin Melchior. Der schwedische Hof habe sich zu einer richtigen Familienmonarchie entwickelt, mit Carl Gustaf an der Spitze, der majestätischen Silvia (79) an seiner Seite und noch dazu den Kindern Kronprinzessin Victoria (46), Prinz Carl Philip (44) und Prinzessin Madeleine (41). Komplettiert wird dieses Familienidyll von acht Königs-Enkelinnen und -enkeln.
Eskapaden des Königs mit einer Sängerin und Besuche im Rotlichtmilieu
Mit der Hilfe der „deutschen“ Königin Silvia und seiner Familie, aber auch dank seiner persönlichen Entwicklung hat er sich den Respekt der Schwedinnen und Schweden erarbeitet und dafür gesorgt, dass das Königshaus heute deutlich beliebter ist als noch in den 1970er Jahren. Auch einen Skandal rund um eine Affäre des Königs mit einer Sängerin und nachgesagte Besuche im Rotlichtmilieu überstand die Familie 2010, indem sie fest zusammenhielt.
Vor 13 Jahren hätte jedoch niemand gedacht, dass sich die Wogen so glätten würden. Infolge der 2010 erschienenen Skandalbiografie „Der widerwillige Monarch“ wackelte Carl Gustafs Thron so kräftig, dass in Umfragen 40 Prozent seine Abdankung zugunsten seiner populäreren Tochter, Kronprinzessin Victoria (46), forderten. Vor allem Frauen hatten Vorbehalte gegen den König.
Skandalbiografie über Exzesse und Kontakten zu Kriminellen
In der Biografie ist von vielen außerehelichen Exzessen zu lesen, vom Verhältnis des Königs mit „Army of Lovers“ Sängerin Camilla Henemark (58), ungezügelten Sexparties, von Freunden des Königs, die bei Zusammenkünften Drogen nahmen und von Bordellbesuchen, obwohl der Sexkauf in Schweden zu Gefängnisstrafen führen kann. Auch Kontakte zu Kriminellen soll der König laut Biografie gehabt haben.
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Der König dementierte die Biographie nicht und erhob keine Verleumdungsklage. Vielmehr bat er sein Volk darum, dieses Kapitel abzuschließen, „das Blatt zu wenden“, wie er sagte. Und das hat er geschafft. Sein Volk und auch Königin Silvia verziehen ihm.
Als moderner König will er das Königshaus verschlanken
Carl Gustaf ist dabei stets seinem gewählten Leitspruch „Für Schweden – Mit der Zeit“ treu geblieben, indem er zum einen zwar Traditionen wahrte, dem Hof zum anderen aber auch mehr Modernität verlieh. Ein wichtiger Entschluss war dabei unter anderem 2019, das Königshaus zu verschlanken und die Kinder von Carl Philip und Madeleine von royalen Pflichten zu befreien. „Das war ein zeitgemäßer Schritt“, sagt Melchior – und eben ganz getreu seinem Motto, mit der Zeit zu gehen.
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Seiner Tochter Victoria dient er so seit langem als väterliches Vorbild. Das Verhältnis zwischen König und Kronprinzessin wird als liebevoll und herzlich beschrieben und wenn ihr Vater heute noch gelegentlich etwas steif und ungelenk wirken kann, macht seine Tochter das mit ihrer Leichtigkeit und ihrem Lächeln wett. Auch den Spagat zwischen Tradition und Moderne meistert sie schon jetzt mit Bravour.
Deshalb ist die die Thronfolge bei Victoria in guten Händen
In ihre Rolle als Thronfolgerin ist Victoria längst hineingewachsen, sodass sich Carl Gustaf gewiss sein kann, dass das Königshaus auch in Zukunft in guten Händen sein wird. Abzudanken kommt für ihn dabei nicht infrage - sein royales Amt, das ihm anfangs zuwider war, hat er längst als Lebensaufgabe verstanden.
Carl Gustaf hat sich als moderner König etabliert: So ließ er zwei seiner Kinder bürgerliche Schweden heiraten. Lediglich Prinzessin Madeleine ist mit einem Millionärssohn liiert.
Im Gespräch mit dieser Redaktion über die veränderten Herausforderungen an das heutige Königshaus sagte der König: „Nun, mein Motto ist: Man muss mit der Zeit gehen. Das bedeutet, dass ich kein konservativer Keil in den Institutionen sein will. Gleichzeitig bin ich kein Revolutionär! Ich versuche, zu erfühlen, was die Menschen von ihrer Monarchie erwarten, und das Königshaus an die moderne Gesellschaft anzupassen. Es hat sich ja extrem viel verändert in meinen Jahren auf dem Thron. Alleine die Digitalisierung, alles geht viel schneller, manchmal zu schnell.“
Energiesparlampen, Holzhackschnitzeln – So grün gibt sich der schwedische König
Carl Gustaf gilt auch als grüner König. Dieser Redaktion sagte er: „Wir tun viel für die Umwelt. Im Schloss heizen wir inzwischen mit Holzhackschnitzeln. Wir tauschen Glühbirnen durch Sparglühbirnen aus. Zu Beginn gab es nicht die richtigen Farben für die alten Lampen. Aber jetzt gibt es sie. Energiesparlampen sind teuer, aber lohnen sich langfristig.“ Altwerden sei doch etwas Schönes.