Düsseldorf. Bis 2008 wurde in der Papierfabrik produziert. Dann setzte der Verfall ein. Trauriges Fanal: ein Mädchen-Mord. Infos zum Lost Place.
Auf den ersten Blick kann man sich nur schwer vorstellen, dass die Hermes Papierfabrik in Düsseldorf bis 2008 noch Papier und Pappkartons produzierte. Von eingeschlagenen Fenstern über Schutt am Boden bis zu Graffiti an den Wänden: Übriggeblieben von der ehemaligen Papierfabrik ist heute jedenfalls nichts.
Seit der Schließung verfiel das alte Fabrikgelände, zahlreiche Brände haben mit der Zeit deutlich ihre Spuren hinterlassen, bevor die Papierfabrik 2018 dem Erdboden gleichgemacht wurde. Alle Infos zu dem Lost Place lesen Sie hier.
Das sind die Fakten zur ehemaligen Papierfabrik Hermes im Überblick:
- Adresse: Fringsstraße 13, 40221 Düsseldorf
- Geschichte: In den 1860er-Jahren von den Schulte-Brüdern gegründet, später zweimal verkauft, 2008 Insolvenz angemeldet, 2018 Gebäude abgerissen
- Führungen: keine
- Status: ehemaliger Lost Place
Wo liegt die ehemalige Papierfabrik Hermes genau?
Ursprünglich wurde die ehemalige Papierfabrik in den 1860er-Jahren südlich vom heutigen Bahnhof Bilk erbaut. Sie lag südlich der Düssel zwischen den Straßen, die heute Brunnen- und Merowingerstraße heißen. Rund 50 Jahre später, 1911, zog das Unternehmen von Bilk in den Hafen an die Düsseldorfer Fringsstraße 13. Wer sich das Gelände heute anschauen will, kann mit der S-Bahn der Linien S8, S11 oder S28 bis zur Station Düsseldorf-Hamm fahren. Von dort sind es noch etwa 15 Gehminuten zum ehemaligen Fabrikgelände. Wer nicht gehen will, kann auch in den Bus der Linie 732 umsteigen und bis Düsseldorf, Weizenmühlenstraße weiterfahren.
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Das sind die wichtigsten Etappen der Geschichte der ehemaligen Papierfabrik Hermes:
Ausgangslage: Brüder gründen Papierfabrik in Bilk
Zu Beginn des ersten Booms von Papier als Allzweckprodukt um das Jahr 1860 herum gründeten die Brüder Julius und Friedrich jr. Schulte gemeinsam mit dem Kaufmann Otto Scheffen die erste Fabrik mit den damals modernen Maschinen der Papierherstellung. Unterstützt wurden sie dabei auch von ihrem Vater Friedrich sen. Schulte. Das Geschäft lief jedoch schleppend an, der Erfolg stellte sich erst langsam ein. Deshalb hielt sich das Unternehmen zunächst vor allem mit dem Papiergroßhandel über Wasser.
1867, nach gerade Mal sechs Jahren, trat Julius Schulte aus der Firma aus. Er wollte eine neue, eigene Papierfabrik gründen. Kurz darauf zogen sich auch Vater und Sohn Friedrich aus der Branche zurück und verkauften die Fabrik. Laut den Archiven übernahm ein Dr. Bock den Betrieb und führte ihn unter seinem eigenen Namen fort.
Einige Jahre später,1898, wurde die Papierfabrik erneut verkauft und zusammen mit der Papierfabrik Gustav Eichhorn durch Hugo Hermes übernommen. Fortan firmiert die Fabrik unter dem Namen Hermes & Cie GmbH.
Wie die ehemalige Papierfabrik in Düsseldorf zum Lost Place wurde
1911 zog die Papierfabrik von Bilk in den Hafen an die Fringsstraße um, wo heute noch die abgerissenen Überreste sind. Unterdessen produzierte die Fabrik fortan auch die Verpackungen und Kartons für die Waschmittelmarke Henkel.
Kurze Zeit später, 1915, verstarb Hugo Hermes und seine Familie übernahm die Fabrik. Schon damals wurde Altpapier in den Produktionskreislauf zurückgeführt, was zu dieser Zeit schon eine Besonderheit war, jedoch nichts mit heutigem Recycling gemein hat.
2003 kaufte die Curtis 1000 Europe AG die Papierfabrik Hermes auf. Doch nachdem die Firma wirtschaftliche Probleme bekam, musste die Firma 2008 Insolvenz anmelden und schließen. Stark gestiegene Energie- und Rohstoffkosten hatten zu großen Verlusten geführt.
Interessante Fakten zu diesem Lost Place:
- Zu Hochzeiten arbeiteten in der Papierfabrik mehr als 100 Angestellte
- auf zwei Papiermaschinen wurde produziert
- rund 100.000 Tonnen Papier und Karton wurden hier pro Jahr produziert
Seit der Schließung der Firma und dem zunehmenden Verfall wird die Lokalität des Öfteren durch Vandalismus und Brände heimgesucht. Meistens durch Graffiti-Sprüher und Jugendliche, die nach eigenen Angaben dort „chillen“ wollen. Pläne, die einen Abriss des gesamten Geländes vorsahen, wurde nie realisiert. Immer wieder kam es zu verschiedenen Vorfällen. Allein zwischen 2015 und 2016 brannte es brannte in der Papierfabrik etwa 54 Male.
Das sind die bekanntesten Vorfälle:
- April 2013: Insgesamt fünf Mal brennt es in der Papierfabrik. Ermittlungen der Kriminalpolizei blieben erkenntnislos
- März 2015: Ein 15-Jähriger klettert aufs Dach und fällt zehn Meter in die Tiefe. Der Sprayer verletzt sich schwer, überlebte aber
- Frühjahr 2016: Insgesamt 27 Brände werden gelegt
- März 2017: Ein 16-Jähriger gesteht, hier ein 15-jähriges Mädchen umgebracht zu haben. Laut Polizei hatte der Täter sie gewürgt und danach mit einem Multifunktionswerkzeug tiefe Schnitte am Hals zugefügt. Der Teenager sei laut Untersuchung eines Sachverständigen schizophren und somit schuldunfähig.
Die Papierfabrik wurde rund ein Jahr später, 2018, abgerissen. 2020 wurden an gleicher Stelle ein Bürogebäude fertiggestellt.