München. Am Münchner Olympiagelände gibt es einen verlassenen S-Bahnhof, der zu den spektakulärsten Lost Places Deutschlands zählt. Alle Infos.
Wo einst Tausende Menschen ankamen, herrscht heute gespenstische Stille. Mittlerweile kennen nur noch die Wenigsten den heutigen Geisterbahnhof am Münchener Olympiastadion. Zerschlagene Glasscheiben, demontierte Gleise und kleine Birken, die aus den Ritzen der Pflasterung des Bahnsteigs sprießen: So sieht das typische Bild des Bahnhofs aus, der seit Jahrzehnten in Vergessenheit geraten und sich selbst überlassen ist. Das gesamte Areal ist inzwischen von einem Bauzaun umgeben. Lesen Sie auch: Lost Places: Diese Strafen drohen bei Hausfriedensbruch
Die S-Bahnstation wurde 1972 für die Olympischen Sommerspiele gebaut. Anschließend wurde sie nur noch selten angefahren – und nach einem tragischen Unfall 1988 endgültig stillgelegt. Seitdem erobert die Natur sie immer weiter zurück, und der Bahnhof selbst steht unter Denkmalschutz. Hier erfahren Sie alle Informationen zu dem Lost Place.
Lost Places: Das sind die Fakten zum Geisterbahnhof Olympiapark in München im Überblick
- Adresse: Riesstraße, 80992 München
- Geschichte: Erbaut 1972 für die Olympischen Sommerspiele, nach tragischem Unfall 1988 endgültig geschlossen, heute steht der Lost Place unter Denkmalschutz
- Führungen: keine
- Status: Lost Place
Wo liegt der Geisterbahnhof München Olympiapark genau?
Der ehemalige S-Bahnhof Olympiastadion liegt im Norden Münchens an der Riesstraße. Wer dahin fahren will, kann entweder mit der U-Bahn der Linien U1 und U7 bis Georg-Brauchle-Ring oder mit dem Bus der Linie 175 bis Olympia-Einkaufszentrum Ost fahren. Der Geisterbahnhof befindet sich nordwestlich vom Olympia Parks in der bayerischen Landeshauptstadt. Das sind die wichtigsten Fakten zum Olympia Park:
- Veranstaltungsort der Olympischen Spiele 1972
- Größe: 85 Hektar
- Austragungsort von: 31 Weltmeisterschaften, 12 Europameisterschaften und rund 100 deutsche Meisterschaften
- Eventlocation für Konzerte, Messen und Ausstellungen
Das sind die wichtigsten Etappen der Geschichte des Geisterbahnhofs München Olympiapark:
Seine erste Bewährungsprobe hatte der Bahnhof Olympiastadion zum Fußball-Länderspiel Deutschland gegen die damalige Sowjetunion am 26. Mai 1972. Während der darauffolgenden Olympischen Spiele hielten dort die S-Bahnlinien S5, S11 und S25. Doch der Betrieb war nur von kurzer Dauer. Die Olympischen Sommerspiele 1972 fanden vom 26. August bis zum 11. September 1972 in München statt. Die meisten Wettkämpfe wurden im Olympiapark München ausgetragen, mit dem Olympiastadion als zentrale Arena. Überschattet wurden die Spiele durch das Münchener Olympia-Attentat vom 5. September 1972, bei dem 11 israelische Athleten zunächst als Geiseln genommen und dann ermordet wurden. Die Spiele wurden nach einem Trauertag fortgesetzt.
Nach den Spielen war der Bahnhof nicht mehr in das reguläre S-Bahnsystem eingebunden, sondern wurde nur noch selten angefahren. Ab dem 8. August 1984 hielten hier zu den Fußballspielen im Olympiastadion die S8 und die S11.
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Warum der Bahnhof Olympiapark stillgelegt wurde
Vier Jahre später nach dem Ende der Fußball-Europameisterschaft, am 8. Juli 1988, wurde der Bahnhof endgültig geschlossen. Der Grund war ein tragischer Unfall, bei dem Kinder beim Spielen auf abgestellte sogenannte Kesselwagen kletterten und dabei mit der Hochspannung der Fahrleitung in Berührung kamen.
Wieder zum Aufleben sollte der stillgelegte Bahnhof einige Jahre später mit dem Projekt "Transrapid München". Dabei sollte der Transrapid, eine in Deutschland entwickelte Magnetschwebebahn für den Hochgeschwindigkeitsverkehr, als schnellste Verbindung vom Münchener Hauptbahnhof bis zum Flughafen dienen. Doch seitdem das Projekt am 27. März 2008 eingestellt wurde, verfällt der heutige Geisterbahnhof zunehmends.
2011 hat die Stadt München das rund 6,7 Hektar große Areal von der Deutschen Bahn gekauft. Und hat große Pläne: Damit soll das Radwegenetz der Stadt verbessert werden. Zudem soll eine Schneise in Richtung der nördlich gelegenen Seen geschaffen werden. Neben Veranstaltungsflächen, Skateplätzen, Liegewiesen, Spazier- und Radwegen soll es auch ein Biotop für geschützte Tierarten geben.
So ist das Grundstück bebaut
Damals bestand der Bahnhof aus zwei Mittelbahnsteigen und insgesamt vier Gleisen. Letztere waren mehr als 400 Meter lang und damit genug für zwei hintereinander aufgestellte S-Bahnzüge oder für Sonderzüge mit 15 Wagen. Westlich davon gab es noch ein fünftes Umfahrungsgleis.
Heute sind die Gleise überwiegend von Pflanzen verwildert. Längst hat sich die Natur wieder der Bauten bemächtigt. Zwischen den Bahnschwellen wächst Gras auf den Böden, wo einst täglich Tausende von Passagieren in den Waggons ein- und aussteigen. Der Geisterbahnhof zieht als sogenannter Lost Place vor allem viele Street Art-Künstlerinnen und Fotografen an. Wenngleich der Zutritt zum Geisterbahnhof offiziell verboten ist.