Mithilfe ritueller Objekte vermittelte der Schamane wohl zwischen spiritueller und Erdenwelt. Die Position des Skelettes überrascht.
Peru ist vor allem für die legendäre Kultur der Inka bekannt, die mit mystischen Städte wie Machu Picchu und Cusco bis heute Archäologen aus aller Welt anzieht. Das Reich der Inka erstreckte sich zu seiner Blütezeit Tausende Kilometer entlang der Anden im Westen Südamerikas und war die mächtigste Zivilisation in Amerika vor der spanischen Eroberung. So eindrucksvoll die Stätten der Inka auch waren, so verhältnismäßig jung war ihre Kultur. Ihren Beginn datieren Forscher auf das 13. Jahrhundert.
Archäologen ist nun ein Fund gelungen, der die faszinierende Geschichte Perus vor den Inkas näher beleuchtet. Das "Pacopampa Archaeological Project" entdeckte nahe der Stadt Cajamarca das Grab eines Mannes, der vor schon 3000 Jahren in dem nördlichen Anden-Hochland von Peru lebte. Zusammen mit den menschlichen Überresten fanden die Forscher verzierte Kerakmikgefäße und Stempel aus Keramik, auf denen Tierfiguren wie Jaguar, Schlangen und Raubvögel eingraviert sind. Laut einem Statement des peruanischen Kulturministerium nehmen die Archäologen an, dass es sich bei dem Toten um einen Priester handeln müsse.
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Yuji Seki, Co-Direktor des Forschungsteams, präzisiert gegenüber "Live Science", dass der Tote wohl eher einem Schamanen glich, der die "Kräfte von Jaguaren, Schlangen und Raubvögel nutzte". Die Tierstempel könnten demnach zur Körperbemalung verwendet worden sein. Doch den wichtigste Hinweis auf die Identität des Verstorbenen fanden die Forscher auf dem Schädel des Skelettes.
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Schamanen-Grab in Peru: Skelett lag in seltsamer Körperhaltung
Im Gesicht des Schamanen entdeckten sie Spuren von rotem Zinnober. Zinnober ist ein natürlich auftretendes Mineral, das laut Seki aus dem zentralen Anden-Hochland stammt. Nur die gesellschaftliche Elite der damaligen Zeit hätte auf den wertvollen Stoff Zugriff haben können, so Seki.
Die Menschen hätten sich mit ihren Problemen an den Schamanen gewandt, damit der mithilfe seiner Verbindung in die spirituelle Welt nach Antworten suche. "Er musste die Fähigkeit haben zwischen der spirituellen und der Erdenwelt zu vermitteln, erklärt Seki auf "Live Science". Die rituellen Objekte waren demnach Zeichen seiner Autorität.
Um zu dem Skelett vorzustoßen, gruben sich die Archäologen durch sechs Schichten Asche und schwarzer Erde, die auf dem 2 Meter langem und einem Meter tiefen Grab lagen. Kurios: Der Körper lag mit dem Gesicht nach unten in dem Erdloch, die Füße waren überkreuzt.
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Grabungsstätte von Pacopampa: 3000 Jahre alte Tempel in den Anden
Die Forscher entdeckten die Überreste des Schamanen auf dem Gelände der Grabungsstätte von Pacopamba nahe der Stadt Cajamarca im nördlichen Hochland von Peru. Hier gräbt das Forschungsteam "Pacopampa Archaeological Project" schon seit Jahren auf 2140 Metern Höhe die Fundamente uralter zeremonieller Tempel aus, die sie auf 1200 bis 500 v. Chr. datieren. Der Schamane könne demnach Teil dieser frühen Anden-Kultur gewesen sein.
Im Jahr 2009 erregte das Forschungsteam Aufsehen, als sie das Grab einer Frau entdeckten, die einen hohen gesellschaftlichen Status innehaben musste. Die "Dame von Pacopampa" war mit kostbaren Goldohrringen und Keramiken begraben worden. Auch ihr Schädel war mit dem Mineral Zinnober gefärbt – und künstlich deformiert. Der Schamane wie auch die Frau könnten laut den Forschern sogar älter als die Tempelanlagen von Pacopampa sein.
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