Fulda. Marcel Paul hat einen neuen Weltrekord im Bobbycar-Rennen aufgestellt. Im Interview erzählt er, wie er zu seinem verrückten Hobby kam.
Mit einer Geschwindigkeit von 148 Stundenkilometern ist Marcel Paul den Hang des Hockenheimrings hinuntergerast und hat damit einen neuen Weltrekord aufgestellt. Aber nicht etwa in einem Sportwagen, für den diese Geschwindigkeit nicht rekordverdächtig wäre. Die große Leidenschaft des 31-Jährigen sind Bobbycars.
Auf einem umgebauten Modell mit E-Antrieb hat Paul, der in Fulda Elektrotechnik studiert, die Anforderungen des Guinnessbuchs der Rekorde von mindestens 70 Stundenkilometer gebrochen. Im Interview erzählt der Hesse, was ihn an Bobbycars fasziniert, warum es ihm nichts ausmacht, wenn man sein Hobby für verrückt hält und welchen Rekord er als nächstes plant.
Herr Paul, wie fühlt man sich als Weltrekordhalter im Bobbycar-Rennen?
Marcel Paul: Das ist ein Wahnsinnsgefühl! Ich habe ja jetzt meinen dritten Weltrekord damit gemacht. Aller guten Dinge sind drei. Das war von vornherein mein Motto bei der Aktion. Das zieht sich jetzt seit Oktober. Es war schon sehr aufwendig, die Fahrzeuge zu konstruieren mit den Testläufen und den Fallstudien. Also man kann schon sagen, es ist eine Erleichterung, dass ich das hinbekomme habe.
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Welches waren die anderen zwei Weltrekorde?
Paul: Das war vergangenes Jahr im Mai. Einmal mit dem Original-Bobbycar mit Kunststoffreifen. Da habe ich 106 Kilometer pro Stunde erreicht. Das andere Mal war mit einem umgebauten Modell für die Profiklasse vom Bobby-Car-Sport-Verband: 130,72 Kilometer pro Stunde.
Den neuen Rekord haben Sie ja sogar beim ersten Durchlauf gebrochen. Haben Sie irgendetwas Besonderes beachtet oder anders gemacht, als die Male zuvor?
Paul: Ich sag mal so, wir haben bei dem Fahrzeug vorher schon Testläufe gemacht. Wir mussten ja 70 Kilometer pro Stunde überbieten, aber die Fallstudie war darauf ausgelegt, dass das Fahrzeug mindestens 120 Kilometer pro Stunde fährt. Nach den ersten Testläufen haben wir schon gemerkt, dass da deutlich mehr drin ist. Ich bin ein sehr großer „Zurück in die Zukunft“-Fan. Die Geschwindigkeit, die die Zeitmaschine aus dem Film benötigt, sind 88 Meilen pro Stunde. Das wollte ich dann als Wert nehmen. Es war mein Ziel, das zu überbieten.
Woher kommt diese Leidenschaft für Bobbycars?
Paul: Die Meisterschaft fahre ich jetzt mit seit 2005, also eigentlich schon ewig. Ich habe früher als Kind eine Modelleisenbahn gehabt. Im Alter von zehn bis elf Jahren habe ich dann mit Kumpels Bobbycars, Fahrräder und Dreiräder umgebaut und aufgetunt. Wir haben dann quasi die Lampen von der Modelleisenbahn da dran montiert und sind damit durch den Ort gefahren. Das ging so ungefähr ein bis zwei Jahre lang. Dann habe ich übers Internet erfahren, das war im November oder Dezember 2004, dass es Bobbycar-Rennen gibt. 2005 sind wir in Nordrhein-Westfalen zum ersten Rennen gefahren. Ich habe dann diese Renngeschosse gesehen und diese Geschwindigkeit. Ich fand das total geil und hab gesagt: ‘Das Hobby will ich auch machen’. Ich habe tausend Bilder gemacht und dann haben wir uns ein Fahrzeug konstruiert. Seitdem bin ich dauerhaft dabei.
Wie ist es überhaupt möglich, dass ein Bobbycar so schnell fährt?
Paul: Das ist einfach höchste Ingenieurskunst, die wir da reingesteckt haben. Die Bobbycarrennen, bei denen ich mitfahre, sind quasi wie eine kleine Formel 1. Da hat ja jeder seine eigenen Vorlieben und seine eigenen Geheimnisse. Wir reizen die Technik schon gewaltig aus.
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Bobbycars verbinden die meisten eher mit Kleinkindern. Werden Sie für Ihr Hobby öfter mal belächelt?
Paul: Damals in der Schulzeit definitiv. Auch heute guckt jeder erstmal und stutzt, aber sobald ich etwas darüber erzähle oder denen ein Video auf YouTube dazu zeige, haben die meisten größten Respekt davor. Es geht ja schon eher in Richtung Extremsport.
Ist das nicht gefährlich mit so einem kleinen Fahrzeug in so einer hohen Geschwindigkeit zu fahren?
Paul: Bei den Rennen ist es definitiv schon sehr gefährlich. Wir fahren ja zu zweit auf der Strecke. Diese Rekordfahrten auf dem Hockenheimring gingen aber tatsächlich, weil die Straße 14 Meter breit ist und ich ganz alleine unterwegs war. Das Bobbycar-Rennen ist im Grunde genommen weniger gefährlich als das Motorrad-Rennen. Ich sitze ja sehr sehr tief und falle nicht und verliere die Kontrolle. Wenn irgendwas sein sollte, dann ist man direkt auf dem Boden und rutscht einfach, bis man stehen bleibt. Das macht die Sache etwas weniger gefährlich als bei Sportarten, wo man von einem höheren Punkt fällt.
Wie viele Bobbycars haben Sie denn zu Hause rumstehen? Haben Sie ein Lieblingsmodell?
Paul: Ich glaube, ich habe um die 50 bis 60 Bobbycars. Umgebaute vielleicht so 25. Ich habe auch eine Sammlung mit selteneren Modellen aus den 70er oder 90er Jahren. Oder auch Sondermodelle, wie Ferrari. Momentan ist das Bobbycar, das ich jetzt gebaut habe, das beste Fahrzeug, das ich je konstruiert habe.
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Haben Sie vor, in Zukunft noch weitere Rekorde aufzustellen?
Paul: Momentan mache ich erstmal eine Pause von Geschwindigkeitsrekorden, weil bei mir jetzt zwei Jahre lang dauerhaft nur Bobbycar Thema war. Damit hat auch manchmal meine Freundin ein paar Probleme, wenn es dauerhaft nur um das eine Thema geht. Im Moment sind wir schon dran, im nächsten Jahr einen neuen Rekord aufzustellen, aber da geht es nicht um Geschwindigkeit, sondern um etwas ganz anderes. Die Überlegung ist, dass wir ein 24-Stunden-Bobbycar-Rennen machen, als Spendenaktion mit den Fahrern aus dem Bobbycar-Rennsport. Mal schauen, wie lange wir durchhalten.
Was steht als nächstes an?
Paul: Vom 25. bis 27. August findet die Europameisterschaft im Bobbycar-Rennen in Serfaus in Österreich statt. Da nehme ich dann auch teil.