Berlin. Sänger Sasha verrät, wie er mit Zukunftsängsten umgeht, welche Botschaft er an seinen Sohn hat – und womit er sein Gewissen beruhigt.
Es sind betriebsame Zeiten für Sasha, der mit bürgerlichem Namen Sascha Röntgen-Schmitz heißt. Nach einem gemeinsam mit seiner Frau verfassten Kinderbuch samt zugehörigen Liedern bringt der Popstar am 8. September sein lang angekündigtes Album „This Is My Time. This Is My Life” heraus, während er gleichzeitig seine Deutschlandtournee fortsetzt. Doch eine noch wichtigere Rolle spielt die Familie, allen voran der vierjährige Sohn Otto, der inzwischen zu einer wichtigen Inspiration für das ganze Schaffen des 51-Jährigen geworden ist.
Der Titel Ihres neuen Albums „This is My Time. This is My Life“ scheint darauf hinzudeuten, dass Sie ein Lebensabschnitt-Fazit ziehen. Ist der Eindruck korrekt?
Sasha: Da ist was dran. Als mein Sohn vor vier Jahren unterwegs war, habe ich mich zum ersten Mal mit meiner Endlichkeit auseinandergesetzt. Ich habe mich gefragt: Kriege ich noch mit, dass er sich verliebt? Werde ich noch Opa? Dann kam noch mein 50., und ich wollte dieses Jubiläum mit dem passenden Album und einer neuen Bühnenshow ein ganzes Jahr lang feiern, was sich dann vom Timing nicht ganz ausging. Außerdem habe ich mit meiner Frau ein Kinderbuch mit dazu passender Musik herausgebracht. Jetzt stelle ich mir die Frage: Was kommt als nächstes? Dazu muss ich aber erstmal durchatmen und nachdenken.
Aber Ihre bangen Fragen stellen Sie nicht mehr?
Sasha: Kaum noch. Ich habe beschlossen, alles auf mich zukommen zu lassen. Mein Gewissen habe ich damit beruhigt, dass ich wieder angefangen habe, Sport zu machen und gesünder zu leben. Denn das sollte man, wenn man ein alter junger Vater ist.
Sasha: Diese wichtige Botschaft hat er für seinen Sohn
Sie haben Ihrem Sohn auch einen Song auf dem Album gewidmet – „Lighthouse“...
Sasha: Wenn man als Musiker ein Kind kriegt, wünscht man sich, dass einem etwas Schönes einfällt, was man seinem Sohn widmen kann. Man darf nicht krampfhaft versuchen, etwas auf die Beine zu stellen. Das muss ganz organisch aus einem herauskommen, und das war zum Glück der Fall.
Wer soll das „Lighthouse“ bzw. der „Leuchtturm“ für Ihren Sohn sein?
Sasha: Ich hoffe, ich bin das. Ich wollte ihm damit sagen, dass er bei allem, was er macht, meine Unterstützung hat. Und wenn er mal seinen Weg aus den Augen verliert, bin ich sein „Lighthouse“. Das war die wichtigste Botschaft: „Ich bin immer für dich da.“
Was wäre, wenn Ihr Sohn aber diesen Song nicht mag?
Sasha: Das wäre total in Ordnung. Der hört ja jetzt schon andere Sachen. Durch meinen Sohn habe ich zum Beispiel die amerikanische Band Imagine Dragons schätzen gelernt. Er findet aber immerhin die Songs meines Kinderalbums super. Und zum Einschlafen musste ich ihm „Satisfaction“ vorsingen. Die übliche Kindermusik dagegen mag er nicht.
Würden Sie sich wünschen, dass er Ihren Fußstapfen folgt?
Sasha: Er tut das schon. Er hat ein Schlagzeug und macht gerne Beatbox. Er singt auch ein bisschen heimlich – vor mir traut er sich nicht so richtig. Aber ich habe überhaupt keine Ambitionen, ihn in etwas hineinzudrängen, wo er sich letzten Endes nicht wohlfühlt. Vielleicht bleibt Musik nur sein Hobby und er wird ein erfolgreicher App-Entwickler.
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Sänger Sasha: Sorge, wo die Reise hingeht
Auf manchen Songs des Albums wie „I Feel Lonely“ arbeiten Sie auch negative Gefühle auf. Diese Zeiten sind aber hoffentlich vorbei?
Sasha: Es gibt immer Täler. Wenn man mit einem kleinen Kind erst die Coronakrise erlebt und danach geht der Ukraine-Krieg los, kriegt man schon Sorgen, wo die Reise hingeht. Meine Frau meinte früher, sie wollte keine Kinder, weil sie Angst vor dieser Welt hatte. Dann kriegen wir einen Sohn, und dann geht der ganze Mist los. Und es gibt auch noch Mini-Momente der Einsamkeit. Vor kurzem war ich wieder einmal nach einem Konzert in meinem Hotelzimmer, und auch wenn ich wusste, dass ich meine Familie in ein, zwei Tagen wieder sehe, hätte ich mir „I Feel Lonely“ vorsingen können.
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Sie haben aber eben nicht nur das Album, sondern mit Ihrer Frau auch noch das Kinderbuch „Toto und der Mann im Mond“ herausgebracht. Darin beantworten Sie viele Fragen, die Kinder vor dem Einschlafen haben. Welche der Fragen Ihres Sohns fanden Sie besonders bemerkenswert?
Sasha: Eigentlich ist jede Frage, die Otto uns auf dem Weg mitgibt, wert, gestellt zu werden. Aber man muss auch vorsichtig sein und darf nichts Falsches antworten. Vor allem bei so emotionalen Themen wie „Warum bin ich nicht auf den Geburtstag eingeladen?“ Teilweise gibt es dann auch die klassischen Fragen, wo man sich denkt: Woher hat er das nur? Vor ein paar Tagen hat er meine Frau plötzlich gefragt: „Warum haben die Jesus ans Kreuz genagelt?“
Was war die Antwort?
Sasha: Ich habe ihm erklärt, dass Jesus eine andere Meinung als die Bestimmer zu der Zeit hatte, und das fanden die so schlimm, dass sie ihn ans Kreuz genagelt haben. Ich wollte jetzt nicht mit der Religion anfangen. Offenbar kam die Frage davon, dass wir in Tirol unterwegs waren, wo er am Wegesrand Kreuze gesehen hat. Er hat gefragt, wer das sei, und das hat sich dann bei ihm eingeprägt. Wir weisen ihn jedenfalls nicht explizit auf die Grausamkeiten der Welt hin und wollen nicht zu moralisch werden.
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Glauben Sie an die klassische Märchenformel vom „Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“?
Sasha: Im besten Fall möchte ich daran glauben. Das habe ich aber schon immer. Der Schock ist immer dann, wenn man sich entliebt hat. Aber wenn man sich dann auf das Negative konzentriert und davon ausgeht, dass alles in die Brüche geht, macht das nur krank. Zum Glück bin ich davor geschützt. Denn eine Familie beruhigt total.