Berlin. Sebastian Krumbiegel, Frontmann der Prinzen mit Wohnort Leipzig, ist ein Fan der Natur. Er verknüpft ganz besondere Erinnerungen damit.
- Sebastian Krumbiegel, Frontmann der Band "Die Prinzen", hat ein neues Musikalbum produziert
- Im Fokus des Albums: Kinder
- Welche Botschaft er an sie übermitteln möchte und was er über seine eigene Kindheit preisgibt
Junges Publikum war den „Prinzen“ bestens bekannt. Nun wendet sich der Frontmann Sebastian Krumbiegel (56) mit seinem neuen Album direkt an die Kinder. „Komm Mit Nach Draußen“ ist vor allem eine Botschaft an den Nachwuchs, die Natur im Lauf der Jahreszeiten zu entdecken.
Sie fordern mit Ihrem Album Kinder auf, hinaus in die Natur zu gehen. Aber was ist, wenn die lieber vor ihrem Computer sitzen?
Sebastian Krumbiegel: Je jünger die Kinder sind, desto offener sind sie für das, was du ihnen anbietest. Ich will nicht pädagogisch herumschwafeln. Ich weiß auch, dass es nicht zeitgemäß ist, den Kids zu sagen, dass sie nicht an den Computer gehen sollen. Aber sie sollen verstehen, dass das analoge Leben viel mehr zu bieten hat als das Internet.
Aber wenn die Eltern lieber im Netz surfen, werden sie dieses Album wohl kaum ihren Kindern vorspielen. Erreichen Sie damit eher die Menschen, die schon von Ihrer Botschaft überzeugt sind?
Krumbiegel: Das ist bei allen Themen so. Wenn ich auf Veranstaltungen gegen Nazis in Ostdeutschland auftrete, denke ich mir manchmal, dass wir Eulen nach Athen tragen. Aber wir sollten uns auch gegenseitig bestärken. Das ist genauso wichtig. Wenn dann ein Kind, das das Album von seinen Eltern vorgespielt bekommen hat, einem anderen in der Kita davon erzählt, dann kann sich das verbreiten. Selbst wenn ich manchmal an den Menschen zweifle, bin ich letzten Endes Optimist und glaube, dass die Welt gut ist. Musik ist die schönste Sprache der Welt, und damit möchte ich positive Botschaften transportieren.
Was war Ihre schönste Naturerfahrung in der Kindheit?
Krumbiegel: Hiddensee. Meine Oma hatte da eine kleine Hütte, und ich bin, seit ich denken kann, mit meinen Eltern in den Urlaub dorthin gefahren. Das erste Mal die Ostsee mit diesem Horizont zu sehen, war absolut prägend. Ein anderer bleibender Eindruck war, als ich mit vier Jahren im Schneetreiben in den Garten meiner Eltern gegangen bin. Die Flocken waren gefühlt riesengroß, und ich habe sie mit dem Mund aufgefangen. Diese Liebe zur Natur ist mir geblieben. Ich bin viel draußen, fahre sehr viel Fahrrad.
Haben Sie diese Botschaft auch an Ihre Kinder vermittelt?
Krumbiegel: Ich habe mir irgendwann mal vorgenommen, in der Öffentlichkeit nicht über mein Privatleben zu sprechen, aber ich kann nur noch einmal allgemein betonen, dass ich kein Maschinenstürmer bin. Verbote bringen nichts. Computerspiele sind auch wichtig, aber die Natur ist eben ein großer Schatz, in dem man viel entdecken kann.
Mögen Sie eigentlich Städte?
Krumbiegel: Ich bin ein urbaner Typ und lebe gerne in meinem Leipzig, das ist eine hammergeile Stadt. Ich könnte mir nicht vorstellen, in einem ländlichen Gebiet zu wohnen. Denn ich mache abends gerne Halligalli. Aber von meinem Wohnhaus aus bin ich eben auch in zehn Minuten mit dem Fahrrad im Wald.
Wie erleben Sie Berlin?
Krumbiegel: Berlin ist hart. Da merkt man schon beim Autofahren, dass da ein anderer Geist herrscht. Ich bin gerne und oft da, aber in eineinhalb Stunden bin ich wieder zuhause.
Wie ist Ihr Verhältnis zu Kindern generell?
Krumbiegel: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass unsere Prinzen-Songs bei Kindern der Renner sind. Generell glaube ich, dass du von jungen Leuten und Kindern viel lernen kannst. Deren Offenheit und Neugier versuche mir zu erhalten. Ich möchte kein abgefuckter alter Sack sein, der kein Interesse mehr für Dinge hat, die außerhalb seines Horizonts liegen.
Wie stark ist Ihre eigene Kindheit noch präsent?
Krumbiegel: Ich habe meine Kindheit ja vor der Tür. Ich bin ehemaliger Thomaner und oft sehe ich die Chormitglieder zur Thomaskirche gehen. Ich hatte eine schöne, behütete Kindheit, obwohl es im Osten war. Das Leben in der DDR war nicht wie man es aus „Das Leben der anderen“ kennt. Es gab eben nicht nur Stress. Wir hatten unsere Inseln. Wir haben geliebt, wir haben gelacht, wir haben Musik gemacht und getanzt.
Kehren Sie speziell an Orte Ihrer Kindheit zurück?
Krumbiegel: Ja. Besonders, wenn ich ins Vogtland fahre, wo meine Oma gewohnt hat, oder wenn ich nach Hiddensee komme. Da habe ich richtige Flashbacks. Mein Vater meinte, dass das im Alter immer mehr wird. Er wurde unlängst 87, und da sind wir in seine Heimatstadt Treuen gefahren. Wir haben in seiner Schule angerufen, wo sie alte Klassenbücher herausgesucht haben. Das war für ihn eine wunderbare Zeitreise.