Berlin. Bald erscheint ihr neues Album „Balance“. Doch Erfolg ist Beatrice Egli gar nicht so wichtig. Wonach sich der Schlagerstar sehnt.

„Balance“ heißt das Album, mit dem Beatrice Egli ihren Schlagersound erneuert. Ab dem 30. Juni ist es im Handel erhältlich. Dabei hat sich die 34-Jährige vom großen Ziel des kommerziellen Erfolgs verabschiedet. Zehn Jahre nach ihrem Durchbruch sehnt Beatrice Egli sich nach Harmonie. Innere Stabilität gewinnt sie unter anderem, indem sie in schwindelerregende Höhen klettert.

Für Ihr neues Album „Balance“ wechselten Sie Ihr Team und Plattenlabel. Wie war es, als Sie von Ihren bisherigen Mitstreitern Abschied genommen haben?

Beatrice Egli: Wenn man ein vertrautes Superteam hat, mit dem man fast zehn Jahre zusammen war, ist das sehr emotional. Es war ein bisschen ein Gefühl wie ‚Jetzt bin ich erwachsen geworden, und deshalb muss ich von Zuhause ausziehen, obwohl es dort superschön ist.‘ Ich habe diese Veränderung aber gebraucht, um mich weiter zu entwickeln. Wobei es mich schon auch ein bisschen Überwindung gekostet hat, in ein neues Studio zu gehen, mit neuen Leuten zu arbeiten und neuen Menschen meine Geschichten zu erzählen, die diese dann in Musik umsetzen.

Könnten Sie sich eigentlich einen Neuanfang jenseits der Musik vorstellen?

Egli: Ich weiß, falls es mal mit der Musik nicht so läuft, werde ich immer arbeiten können, solange ich gesund bin. Ich kann alles machen, was ich will. Vielleicht absolviere ich eine Schneiderlehre, vielleicht gebe ich meine Kenntnisse an junge Künstlerinnen und Künstler weiter. Ich kann mir vieles vorstellen – nur nichts, was mit IT zu tun hat (lacht). Aber wenn ich mich für etwas entscheide, dann tue ich es mit hundertprozentiger Überzeugung und Leidenschaft.

Schlagerstar Beatrice Egli auf Mallorca.
Schlagerstar Beatrice Egli auf Mallorca. © IMAGO/Daniel Scharinger

Es gibt aber auch den Gegenwind, den Sie selbst in dem Song „Neuanfang“ erwähnen. Der macht Ihnen wirklich nicht zu schaffen?

Egli: Der macht mich nur stärker. Ich sage: Wenn ich hinfalle, dann könnt ihr mir dabei zuschauen, und dann seht ihr auch, wie ich wieder aufstehe. Manchmal kommen auch die Tränen, weil der Wind so stark ist, aber das gehört dazu. Traurig sein ist nichts Schlimmes. Es ist ein Prozess, um wieder glücklich zu sein. Das habe ich speziell im letzten Jahr gelernt, und zwar nicht nur im Verstand, sondern auch körperlich.

Wie meinen Sie das, körperlich?

Egli: Ich habe das Matterhorn bestiegen, und der Berg hat mich mental und körperlich an meine Grenzen gebracht. Bei dieser Besteigung sind schon so viele Menschen gestorben, und da lernst du schnell: Es zählt nur der Schritt, den du jetzt gehst. Es ist egal, was vorher war oder was kommt, wenn du jetzt den richtigen Schritt nicht machst, dann bist du tot. Und diese Haltung, mich immer nur Schritt für Schritt vorwärts zu bewegen, habe ich in mein Leben übernommen. Damit kannst du eben auch schwierige und schmerzvolle Phasen überstehen.

Was war es für ein Gefühl, als Sie auf dem Gipfel standen?

Egli: Soll ich ganz ehrlich sein? Der Moment war super kurz. Ich stand da oben und dachte, ich muss wieder runter. Beim Bergsteigen lernst du auch eine gewisse Form von Demut. Wenn du oben bist, hast du erst die Hälfte geschafft. Beim Runtergehen hat es in den Beinen und Knien richtig wehgetan. Das hat mir auch gezeigt: Wenn du ein Ziel erreicht hast, ist das gleich vorbei, deshalb genieße den Weg, denn der ist viel länger.

Würden Sie nochmal so ein Wagnis wie diese Tour angehen wollen?

Egli: Erstmal möchte ich mich auf den schönen Berg in meiner Musik konzentrieren. Nach der langen Pandemiezeit merke ich, dass es etwas Besonderes ist, wieder auftreten zu können. Ich habe es vermisst, und ich möchte mich dem wieder voll und ganz widmen. Aber wer mich kennt, weiß: Eines Tages werde ich sagen: Jetzt brauche ich einen anderen Kick und den werde ich mir holen. Was das sein kann, das weiß ich noch nicht.

Wenn man sich dann auf solche Herausforderungen konzentriert, kommt einem das Interesse der Medien am eigenen Privatleben unwirklich vor?

Egli: Ja, das stimmt. Es wird viel über mich geschrieben. So viele Menschen, wie mich kennen, so viele Meinungen gibt es. Dass das Interesse an meiner Person so groß ist, bedeutet im Umkehrschluss natürlich auch, dass ich ganz viele Menschen erreiche. Ich nutze gerne meine Stimme, um Menschen Mut zu machen oder ihnen mit meiner Musik Glücksmomente zu schenken. Aber durch das Klettern weiß ich eben, was Fokus bedeutet. Und ich fokussiere mich lieber auf das, was ich beeinflussen kann, als auf die Medien, die komische Sachen schreiben.

Es macht sie nicht paranoid, weil Ihr Privatleben unter ständiger Beobachtung steht?

Egli: Ich bin die Person auf der Bühne, weil ich eben ein Privatleben habe. Das ist mein Kraftort, und deshalb verteidige ich es wie eine Löwenmama – und auch die Menschen, die mich privat begleiten. Mittlerweile wird das von vielen respektiert, und auch mein Publikum verteidigt mich.

Gibt es einen Gipfelpunkt in Ihrem Leben, den Sie erreichen wollen?

Egli: Der Gipfel für mich besteht darin, immer das zu machen, was mich glücklich macht und erfüllt, und das aus meiner tiefsten Überzeugung heraus. Früher dachte ich an Goldene Schallplatten und Verkaufszahlen, und diese Haltung habe ich komplett abgelegt. Meine Ziele sind Gefühle – Gelassenheit und Glücklichsein. In Balance sein eben.