Bad Berleburg. Olaf Brinkmann aus Bad Berleburg reist seit mehr als 20 Jahren regelmäßig nach Bangladesch. Der Grund dafür ist besonders.
Es fing alles mit einer Idee an: „Ich dachte mir, es könnte sinnvoll sein, eine Patenschaft zu übernehmen“, sagt Olaf Brinkmann. So wurde der Berleburger 2003 Pate für ein fünfjähriges Mädchen aus Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch. „Sie hatte keine Eltern und lebte mit ihrem Bruder in einem SOS-Kinderdorf“, erzählt der 55-Jährige.
„Die Mutter war verstorben, der Vater verschwunden. Ihr Bruder ist ein Jahr älter und lebte auch dort. Erst waren sie bei Verwandten, aber die konnten sie auch nicht mitversorgen“, erklärt Brinkmann die Situation der Kinder. „Im SOS-Kinderdorf haben sie eine neue Familie gefunden. Da haben sie Lesen und Schreiben gelernt“, sagt er weiter.
Wegen einer Patenschaft reist der Berleburger nach Bangladesch
„Mir war es wichtig, hinzufliegen. Nicht um zu kontrollieren, sondern um sie kennenzulernen.“ Und das machte der Berleburger auch und tauchte dort in eine andere Welt ein. „Bangladesch ist eines der ärmsten Länder in Asien“, sagt Brinkmann. „Den ersten Eindruck musste ich erst mal verarbeiten. Man sieht die Armut auf der Straße. Ich will nicht sagen, man gewöhnt sich daran, aber du weißt, du kannst es nicht ändern.“
„Die Menschen kleiden sich bunt. Auf dem Markt mit vielen Menschen und den Gewürzen kann man schöne Fotos machen - von Straßenverkäufern, Rikschafahrern oder Bauarbeitern, die mit Ziegelsteinen auf dem Kopf herumlaufen.“
Das Mädchen Nadira war ihm schon beim ersten Besuch gegenüber „offen und freundlich“. Trotz Sprachbarriere konnten sie sich etwas verständigen, berichtet der Berlebuger. Der Kontakt blieb über die Jahre bestehen. Heute ist Nadira Mitte 20 und lebt selbstständig. „Sie hat Design studiert, arbeitet in einer Bekleidungs-Firma und zeichnet dort“, sagt Brinkmann. „Die Patenschaft ist offiziell vorbei, weil sie volljährig ist und sich selbst versorgt. Das ändert aber nichts an unserem Verhältnis. Der Kontakt besteht weiterhin. Und die Kommunikation ist heute einfacher.“
Große Unterschiede von Dhaka zu Wittgenstein
Seit 2003 ist Olaf Brinkmann fast 20-mal in Dhaka in Bangladesch gewesen und hat sein Patenkind besucht. Zwei Jahre konnte er wegen der Corona-Pandemie nicht reisen. In den kommenden Wochen plant er wieder eine Reise nach Asien. „Ende März, Anfang April, wenn die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit noch nicht so hoch sind“, sagt er.
„Es gibt keinen Umweltschutz, keinen TÜV. Busse und Rikschas fahren einfach durcheinander, ähnlich wie in Indien. Das kennen wir von hier nicht.“
In der Hauptstadt leben sehr viele Menschen: „Es gibt eine hohe Bevölkerungsdichte.“ Und auch die Sauberkeit sei nicht so, wie wir sie gewohnt sind. „Es gibt keinen Umweltschutz, keinen TÜV. Busse und Rikschas fahren einfach durcheinander, ähnlich wie in Indien. Das kennen wir von hier nicht“, erzählt Brinkmann. „Dhaka hat sich positiv entwickelt. Es ist viel moderner geworden, seit ich das erste Mal da war“, so Brinkmann weiter. „Es gibt auch eine Hochbahn, um den Verkehr auf den Straßen zu entlasten.“ Und vor allem die Menschen seien „sehr freundlich und offen“, deswegen zieht es ihn auch immer wieder zurück.
Auf den Reisen entstanden viele Fotografien
Olaf Brinkmann reist generell sehr gern, so war er schon in den USA, Brasilien, Mexiko, Australien und viel in Europa unterwegs, wie er sagt. „Ich habe immer gern fotografiert, auch schon als Kind“, sagt der 55-Jährige. „Früher hauptsächlich Landschaften. In Südfrankreich, an der Côte d’Azur, gibt es eine sehr schöne Landschaft und ein besonderes Licht. Da entstehen besonders schöne Fotos.“
Auf den Reisen nach Bangladesch entstanden ebenfalls viele Fotomotive. „Schöne Landschaft gibt es in Dhaka nicht, aber viele Menschen. Und eine Farbenpracht. Die Menschen kleiden sich bunt. Auf dem Markt mit vielen Menschen und den Gewürzen kann man schöne Fotos machen - von Straßenverkäufern, Rikschafahrern oder Bauarbeitern, die mit Ziegelsteinen auf dem Kopf herumlaufen“, erzählt Brinkmann.
Deswegen fokussiert er sich bei seinen Reisen nach Bangladesch auf Portraits von Menschen. Er fragt vorher immer nach der Erlaubnis, die Menschen zu fotografieren. Meist mit einer einfachen Geste mit der Kamera und einem Daumen hoch oder runter. „Vor allem in den vergangenen zehn Jahren haben sich viele Fotos angesammelt“, sagt Olaf Brinkmann.
Die Eindrücke und Menschen, die ihm in Bangladesch begegnet sind, können aktuell in einer Ausstellung in der Sparkasse Wittgenstein in Bad Berleburg angeschaut werden. Gemeinsam mit der Künstlerin Denise Blau aus Erndtebrück sind unter dem Namen „Face to Face – Spiegel der Gesichter“ die Fotografien von Menschen aus Bangladesch und Porträtzeichnungen und Malereien ausgestellt. Noch bis zum 3. April sind sie dort zu sehen.