Bad Berleburg. „Es war immer mein Traumberuf“: Seit seinem 21. Lebensjahr fährt der Bad Berleburger Lkw und hat auf Europas Straßen viel erlebt.
Sie verbringen viel Zeit hinter dem Steuer, sowohl im In- als auch im Ausland und sie sorgen dafür, dass unter anderem die Regale in den Supermärkten und anderen Geschäften aufgefüllt sind, bringen Baustoffe, Arbeitsmaterialien, Endprodukte von Firmen und viele weitere Güter von A nach B: Die Rede ist von Lkw-Fahrern. Fahrer, ohne die ein Alltag nicht möglich wäre. Karsten Weber ist einer von ihnen. Seit seinem 21. Lebensjahr fährt der Bad Berleburger Lkw, war bereits in verschiedenen Ländern unterwegs und hat einiges auf seinen Touren erlebt.
Dass er eines Tages Lkw-Fahrer wird, wusste er bereits als Teenager. „Das war schon immer mein Traum. Mein Vater fuhr früher Reisebus. Ich habe ihn damals oft begleitet. Busse und Lkw waren mir also früh vertraut“, sagt er. Dennoch schlug er zunächst einen anderen Weg ein, machte eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker. „Das war damals ein Modeberuf“, so Karsten Weber.
Als er dann 21 Jahre alt wurde, machte er direkt den Lkw-Führerschein. „Ich wollte raus, wollte was von der Welt sehen“, sagt er. Und so ging es für den Berleburger zunächst auf große Touren. Drei bis vier Wochen war er teilweise unterwegs, war unter anderem in Frankreich, Spanien oder Portugal. „Das war eine schöne Zeit, in der ich viel erlebt habe. Wir haben damals zum Beispiel die Aida in Griechenland beliefert“, erinnert sich der Lkw-Fahrer.
Heute fährt Karsten Weber nur noch im Inland, meist in den Norden nach Bremen, Bremerhaven und Hamburg. Er ist dann zwei bis drei Tage unterwegs. „Ich fahre beispielsweise sonntags los, lade am Montag aus und bin am Dienstag wieder zu Hause. Zwischendurch bleibt auch mal etwas Zeit zum Entspannen“, sagt der Berleburger, der sich bewusst gegen die langen Touren ins Ausland und für die Inlandstouren entschied. „Das war vor fast 25 Jahren. Damals lernte ich meine Frau kennen. Auf einigen Touren hatte sie mich zu Beginn noch begleitet. Ihr hatte es gut gefallen, aber ich wollte mehr Zeit mit meiner Familie daheim verbringen.“
Flexible Touren
Seine neue Stelle trat er vor etwa zwölf Jahren bei der Hilchenbacher Spedition „Busch“ an. „Es ist ein kleines, familienfreundliches Unternehmen und ich bin froh, dass ich dort arbeiten kann. Dort habe ich wirklich viel Flexibilität in meiner Arbeit.“ Denn wenn es mal zeitlich eng wird mit den längeren Touren zur Nordsee oder aber er einen Termin vor Ort hat, kann er spontan auch kürzere Touren fahren. „Dabei sind die längeren Touren vom Stresslevel entspannter“, sagt er und lacht. „Man fährt auf die Bahn und fährt erstmal eine Weile.“
Doch er weiß auch, dass man als Lkw-Fahrer vor allem eines muss: auf das Fahrverhalten anderer achten. „Es passiert eigentlich täglich, dass ein Autofahrer plötzlich ausschert, da muss man wirklich aufpassen.“ Lange Strecken und lange Konzentrationsphasen sind für die Fahrer Alltag. „Am entspanntesten ist es, wenn man nachts fahren kann.“
Sommerserie: Systemrelevante Menschen
Sie sind wichtig. Und ohne diese Menschen würde unsere Leben nicht funktionieren. In unserer Serie „Systemrelevant“ stellen wir Menschen vor. Sie machen Jobs, die nicht im Rampenlicht stehen. Dazu zählen beispielhaft Supermarktkassierer, Nachtwächter, Reinigungskräfte oder ehrenamtliche Sanitäter auf großen Festen. Wir wollen wissen, wer sind diese Personen, die oft im Verborgenen dafür sorgen, dass unser Leben reibungslos läuft.
Und auch viele Rastplätze hat er in den vergangenen Jahren gesehen. „Leider muss ich jedoch sagen, dass die Sauberkeit auf vielen Rastplätzen zu wünschen übrig lässt, sie vermüllen immer mehr.“ Aber auch die Preise auf den Rastplätzen seien in den vergangenen Jahren gestiegen. „Das ist schade, denn der Job hat eh schon bei vielen ein schlechtes Image“, weiß Weber. Personalmangel sei auch in der Branche ein großes Thema.
Und noch etwas habe sich in den vergangenen Jahren geändert: „Das Miteinander unter den Fahrern – das war früher anders. Man saß zusammen, hat gemeinsam gegessen, Spiele gespielt oder geredet. Heute bleiben viele lieber unter sich“, berichtet Weber, der aber auch auf viele schöne Momente mit seinen Kollegen blickt. „Wir waren früher mit mehreren Lkw in Griechenland, fuhren im Verbund. Es wurde gemeinsam entladen und gemeinsam auch wieder nach Hause gefahren.“ Eine Zeit, auf die der Berufskraftfahrer gerne zurückblickt, so auch auf die Zeit in Portugal während der EM in 2004. „Wir waren am untersten Zipfel von Portugal. Dort gibt es die letzte Bratwurst vor Amerika, sogar mit Zertifikat. Wir schauten aufs Meer, aßen eine Bratwurst und hatten eine tolle Zeit.“ Aufgrund der Digitalisierung der Fahrtenschreiber und die Überwachung der Fahrzeuge durch GPS sind viele dieser Dinge heute aber nicht mehr möglich, so Weber. „Man steht rund um die Uhr unter Beobachtung und wird stellenweise von Behörden für Verstöße im Minutentakt bestraft.“
Eine tolle Zeit hat er aber an seinem aktuellen Arbeitsplatz in der Spedition in Hilchenbach: „Das Miteinander mit den Kollegen vor Ort ist super.“ Und auch sonst erhalte er viel Unterstützung seitens seines Arbeitgebers, unter anderem bei „Trucks on Airfield“, das in diesem Jahr zum dritten Mal auf dem Flugplatz in Schameder stattfand. „Meine Chefin unterstützt mich dort von der ersten Veranstaltung an, dafür bin ich ihr sehr dankbar. Das ist nicht selbstverständlich.“
Bis das Event im kommenden Jahr dann zum vierten Mal startet, geht es für den Berleburger aber noch ein paar Mal auf die Straße, unter anderem Richtung Norden.