Erndtebrück/Paulsboro. Das Nein des US-Präsidenten zu Windparks im Meer hat auch Folgen für das Erndtebrücker Eisenwerk. Was Geschäftsführer Christoph Schorge dazu sagt.
Es war eine seiner ersten Amtshandlungen: Per Dekret hat US-Präsident Trump den Bau neuer Offshore-Windparks vor den US-Küsten verboten. Nicht nur der deutsche Energiekonzern RWE muss deshalb um seinen größten Markt fürchten. Auch das Erndtebrücker Eisenwerk als wichtigster Hersteller von Fundamenten für Windkraftanlagen auf See stoppt seine Expansion in den USA. Die neue US-Regierung sorgt schon wenige Tage nach der Vereidigung von US-Präsident Trump für heftige Turbulenzen in der Wirtschaft. Die sind bis nach Europa und bis nach Wittgenstein spürbar. Das berichtet auch Christoph Schorge im Gespräch mit dieser Redaktion. „Das trifft die gesamte Windkraftindustrie massiv“, sagt Schorge.
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„Wir sehen uns aktuell mit einem Mangel an politischer Stabilität in den USA konfrontiert und erleben ein fehlendes Verständnis für den Klimaschutz, verbunden mit der Leugnung des Klimawandels.“
Der Geschäftsführer der EEW Gruppe aus Erndtebrück ist am vergangenen Donnerstag von einem Treffen mit Geschäftspartnern aus den USA zurückgekehrt und berichtet von einer auch bei den Partnern in Amerika so nicht erwarteten Geschwindigkeit, mit der die Trump-Administration Dekrete und Gesetze auf den Weg bringt. Und das hat Folgen für deutsche Investitionen in Übersee.
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„Wir sehen uns aktuell mit einem Mangel an politischer Stabilität in den USA konfrontiert und erleben ein fehlendes Verständnis für den Klimaschutz, verbunden mit der Leugnung des Klimawandels. Bereits genehmigte Offshore Wind-Projekte für den US-Markt wurden bis auf Weiteres verschoben“, fasst Schorge die ernüchternden Ergebnisse dieses Treffens in den USA zusammen.
Die EEW-Gruppe muss ihren Kunden folgen und legt deshalb die US-Geschäfte erst einmal auf Eis: „Große Unternehmen, die mit uns den Offshore Wind-Bereich in den USA ausbauen möchten, wie Ørsted und Shell, haben sich bereits im vierten Quartal 2024 aus dem Markt zurückgezogen. Bezogen auf unsere Investitionen in den USA stellt uns die Politik der Trump-Regierung also vor große Herausforderungen, sodass wir diese erst einmal bis auf weiteres gestoppt haben“, so Schorge.
Diese Investitionen im dreistelligen Millionenbereich waren mit viel Optimismus 2021 gestartet. In Paulsboro im US-Bundesstaat New Jersey hat EEW am Delaware River ein Werk für Monopiles mit direkter Anbindung an den Atlantik errichtet. Im Juli 2023 wurde das erste von insgesamt 98 Monopiles ausgeliefert. Diese Metallfundamenten für Windkraftanlagen im Meer sollten in den großen Offshore-Windparks vor der Ostküste verbaut werden. Gemeinsam mit einem dänischen Partner Ørsted wurde dort an einem großen Windpark gearbeitet.
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Vor der US-Wahl waren Schorge und die Partner von EEW im Windkraftgeschäft noch optimistisch gewesen. In den vergangenen viern Jahre boomte die Offshore-Windkraft in Amerika. Bis 2030 sollten verschiedenen Medienberichten zufolge 10,2 Milliarden Euro in Windparks vor der Ostküste investiert werden, um bis 2030 zehn Millionen Haushalte mit regenerativen Energien versorgen zu können. Kein Wunder also, dass man auch in Erndtebrück den Wahlausgang mit Sorge betrachtet hat: „Mit einer Präsidentin Kamala Harris wäre sicher vieles einfacher gewesen“, sagte EEW-Geschäftsführer Christoph Schorge noch im November. „Die demokratische Haltung zu erneuerbaren Energien und zum Carbon-Footprint war eindeutig.“
Inzwischen hat sich für die Unternehmen der Wind sprichwörtlich gedreht: „Wie sich die politische Lage und die Einstellung zu grüner Energie in den USA langfristig weiterentwickelt, bleibt abzuwarten“, so Schorge. Eine gute Nachricht hat der Geschäftsführer des Wittgensteiner Unternehmens aber noch: „Auf unser europäisches Geschäft, insbesondere unseren Standort in Erndtebrück, hat diese Entwicklung jedoch keinerlei Einfluss.“