Röspe. Der Rösper Ralf Heuk kritisiert den Schießlärm und fühlt sich von der Kreisjägerschaft missverstanden. Jäger Henning Setzer erklärt die Probleme.
Der Rösper Ralf Heuk hat genug und möchte nur noch seine Ruhe haben. Aber so einfach ist das in der Waldsiedlung Röspe offenbar nicht. Heuk möchte gerne auch mal auf seinem Balkon frühstücken, ohne dass es knallt. Doch das sei als Anwohner des Schießstandes der Kreisjägerschaft nicht mehr möglich. „Ich wohne seit 60 Jahren hier. Aber so schlimm wie seit dem vergangenen Jahr war es noch nie“, sagt der ehemalige Ausbilder eines Wittgensteiner Industrieunternehmens. Aber statt eines offenen Gesprächs sei die Kreisjägerschaft auf Konfrontationskurs zu ihm gegangen, berichtet der Rösper. Das weist deren Vorsitzender Henning Setzer im Gespräch mit dieser Zeitung zurück. „Wir sind gerne gesprächsbereit und können einen Termin machen, um uns in Röspe mit dem Ortsvorsteher und der gesamten Bevölkerung zusammensetzen“, sagt Setzer. „Genau deswegen haben wir am 26. Mai 2024 auch einen Tag der offenen Tür für die Bürger von Röspe und Birkelbach veranstaltet.“
Schlichtung nicht in Sicht
Der Auslöser dieses nach wie vor ungelösten Konflikts liegt schon länger zurück: „Es war im Mai 2024. Da haben sie die komplette Woche durchgeballert“, sagt er. „Ich habe Hunde, die fangen dann an, sich in den Boden einzugraben“, berichtet Heuk, der auch kritisiert, dass auf dem Schießstand Brut- und Setzzeiten keine Ausnahme darstellten. „Ich bin Angler und sehe, wie die Vögel am Rösper Weiher direkt neben dem Schießstand aufschrecken.“
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Als er dann den Vorsitzenden der Kreisjägerschaft, Henning Setzer, angeschrieben habe, habe dieser nur geantwortet, dass der Schießstand seit 1972 genehmigt sei. Heuk fühlt sich abgekanzelt. „Ich wollte die Jäger doch nur wachrütteln, wollte, dass wir miteinander reden“, berichte Heuk. „Es soll doch ein Miteinander sein!“ Statt eines gemeinsamen Gesprächs habe er von der Kreisjägerschaft direkt eine Einladung zum Schiedsmann nach Erndtebrück erhalten, sagt Heuk und reagiert abweisend auf diese „Vorladung“. Setzer will das so nicht stehen lassen. „Ich hatte Mailkontakt zu Herrn Heuk, das stimmt. Und wir haben ihm eine Schlichtung angeboten“, macht der Vorsitzende der Kreisjägerschaft deutlich.
„Es war im Mai 2024. Da haben sie die komplette Woche durchgeballert.“
Setzer kann den Unmut Heuks auch verstehen und signalisiert ein Entgegenkommen. „Wir haben die Schießzeiten inzwischen zeitlich begrenzt. Um 18 Uhr ist Schluss.“ So darf mittwochs von 14 bis 18 Uhr ohne Termin geschossen werden und samstags und sonntags ohne Termin von 13 bis 18 Uhr. Dass aber dennoch an jedem Wochentag geschossen werde, hänge mit der extrem großen Nachfrage und den gebuchten Terminen zusammen, weil der Schießstand für die verpflichtende Ausbildung der Jungjäger durch den Hegering, eine private Jagdschule und durch die zwölf Hegeringe im Kreis Siegen-Wittgenstein genutzt werde. Hinzu kämen außerdem Jäger aus dem Hochsauerlandkreis und dem Kreis Olpe. Dort gebe es aktuell keine zugelassenen Schießstände mehr, so Setzer.
„Wir haben die Schießzeiten inzwischen zeitlich begrenzt. Um 18 Uhr ist Schluss.“
Heuk hat noch einen anderen Punkt. Er ist enttäuscht darüber, dass schlecht über ihn gesprochen werde. „Man hat herumerzählt, dass ich die Kreisjägerschaft angezeigt hätte. Ich habe in meinen ganzen Leben noch nie eine Anzeige erstattet und immer alles über Gespräche gelöst“, sagt er gegenüber dieser Redaktion. „Ich kenne ja auch viele der Jäger persönlich“, macht er klar, dass er sich eine Lösung im Dialog wünscht. Aber das Gerücht von der Anzeige hat einen Effekt: „Seitdem bekomme ich viele anonyme E-Mails mit Beschwerden über den Schießstand und mit Fotos. Das will ich eigentlich gar nicht“, berichtet Ralf Heuk, der sich daraufhin an die Tageszeitung wendet. Und auch Henning Setzer nimmt Heuk da in Schutz: „Es gibt keine Anzeige gegen die Kreisjägerschaft von Herrn Heuk.“
Sanierung des Schießstandes läuft
Auch Setzer kennt solche Schreiben, die zumeist anonym verfasst sind. Der Vorsitzende der Kreisjägerschaft greift dabei vor allem zwei Aspekte auf. Die Bleibelastung des Bodens und die Lautstärke des Schießens. Aktuell arbeitet die Kreisjägerschaft an eine Finanzierung der Bodensanierung. „Da sind wir auf einem guten Weg“, sagt Setzer. Das werde aber noch gut fünf Jahre dauern. Und wenn diese Bodensanierung abgeschlossen ist, dann solle der Schießstand auch modernisiert werden. Ganz oben auf der Agenda stehe dann auch eine Lärmschutz-Ertüchtigung. Setzer und Heuk sind sich in einem Punkt einig. Der durch den Borkenkäferbefall abgeholzte Wald hat früher viel Schießlärm aufgefangen. Und Setzer erneuert sein Gesprächsangebot: „Wir sind gerne bereit, mit den Kritikern darüber zu sprechen.“