Bad Berleburg. Erfolg für Versorgung von Schlaganfallpatienten in Wittgenstein und dem Umland. Neben dieser positiven Nachricht gibt es aber auch Sorgen.

„Time is Brain“, sagen Neurologen. Für Patienten mit einem akuten Schlaganfall heißt das, je schneller sie medizinisch diagnostiziert und behandelt werden können, desto geringer sind die Hirnschäden. Die gute Nachricht für Wittgenstein und das Umland ist jetzt: Die Bad Berleburger Vamed-Akutklinik wird eine „Stroke Unit light“ bekommen, also eine Schlaganfall-Einheit unter internistischer Leitung.

Das ist eines der Ergebnisse der Verhandlungen des Klinikkonzerns Vamed mit dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW (MAGS) und der Bezirksregierung im Rahmen der Krankenhausplanung NRW. Was sich schon im Juni dieses Jahres abzeichnete, ist nun konkret geworden.

Dafür aber steht eine weitere wichtige Entscheidung im Kampf um die „Senologie“ noch aus. An der Erlaubnis, weiter Brustkrebspatientinnen zu behandeln, hängt die gesamte Gynäkologie samt Geburtshilfe in Bad Berleburg. Nur hat sich jetzt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in einem Brief geäußert und macht der Klinik wenig Hoffnung.

Antje Gröpl, Referentin für Unternehmenskommunikation an der Helios Klinik Bad Berleburg

„Wir sind der Meinung, dass die Schlaganfallversorgung – ebenso wie die Herzinfarktversorgung oder die Versorgung von verunfallten Patienten – aufgrund der Lage unseres Krankenhauses zur Notfallversorgung in Wittgenstein gehören sollte.“

Antje Gröpl-Horchler
Referentin für Unternehmenskommunikation

„Eine Stroke Unit light ist eine spezialisierte Einheit zur optimalen Behandlung von Schlaganfallpatienten in der Akutphase. Die Stroke Unit light ermöglicht eine gezielte Überwachung und Therapie von Schlaganfallpatienten insbesondere in Krankenhäusern, die auf regionaler Ebene eine schnelle, leitliniengerechte Versorgung in hoher Qualität sicherstellen möchten. Die Patienten werden rund um die Uhr an 365 Tagen interdisziplinär sowohl von erfahrenen internistischen als auch neurologischen Fachärzten versorgt“, erläutert die Kliniksprecherin Antje Gröpl-Horchler, was sich hinter dem englischen Fachbegriff verbirgt. 

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Die Stroke-Unit ist aber nicht nur das Ergebnis der Verhandlungen zur Krankenhausreform, sondern auch eines lang andauernden Prozesses: „Akutneurologische Betten hat unser Krankenhaus erstmalig im Jahr 2013 beantragt. Den Antrag haben wir gestellt, weil wir der Meinung sind, dass die Schlaganfallversorgung – ebenso wie die Herzinfarktversorgung oder die Versorgung von verunfallten Patienten – aufgrund der Lage unseres Krankenhauses zur Notfallversorgung in Wittgenstein gehören sollte“, so Gröpl-Horchler.

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Auch sie verwendet das medizinische Sprichwort: „Time is brain“, was schlicht ausdrücken soll, dass Hirnschädigungen aufgrund eines Schlaganfalls gravierender und nachhaltiger ausfallen, je mehr Zeit bis zur Erstbehandlung vergeht. „Da die Fahrtzeiten aus unserer Region in die nächstgelegenen Krankenhäuser mit Schlaganfalleinheiten bodengebunden mehr als eine Stunde betragen, ist es sehr wahrscheinlich, dass bei den Betroffenen irreparable Hirnschädigungen zurückbleiben. Wir sind sehr froh, dass die Bezirksregierung Arnsberg den Bedarf in unserer Region erkannt und uns mit dem Aufbau einer Stroke Unit light beauftragt hat.“

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Das Bad Berleburger Krankenhaus macht sich dabei auch die Expertise seiner Fachärzte für Innere Medizin zu Nutze: Bei der Behandlung von Schlaganfallpatienten gibt es Synergien mit der Inneren Abteilung. „Viele Schlaganfälle haben im Kern einen internistischen bzw. kardiologischen Ursprung. Zum Beispiel: Viele junge Schlaganfallpatienten haben ein sogenanntes Persistierendes Foramen Ovale (PFO), sprich ein Loch in der Vorhofscheidewand des Herzens. Durch diese angeborene Öffnung können Blutgerinnsel, die u.a. aufgrund verschiedener internistisch-kardiologischer Grunderkrankungen entstehen, in die linke Herzkammer und von dort ins Gehirn gelangen. Dort verschließen sie im schlimmsten Fall ein Gefäß und lösen so einen Schlaganfall aus. In unserem Katheterlabor können PFOs mittels eines kleinen Schirmchens verschlossen werden, damit sich das Krankheitsereignis nicht auf diese Weise wiederholen kann“, beschreibt das Krankenhaus die Synergien an einem konkreten Beispiel.

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