Bad Berleburg. „Wir kämpfen weiterhin für den Erhalt der Senologie“, sagt Klinikgeschäftsführer Elmar Knoche zum aktuellen Stand der Krankenhausreform.
Eine Verbesserung der Behandlungsqualität und die Sicherstellung einer flächendeckenden medizinischen Versorgung gehören zu den Zielen der Krankenhausreform, die der Bund in Zusammenarbeit mit den Ländern entwickelt hat und die die Kliniken seit 2022 beschäftigen. Vor wenigen Monaten wurde vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW (MAGS) und den jeweiligen Bezirksregierungen im Rahmen der Krankenhausplanung NRW bekannt gegeben, welches Krankenhaus in Zukunft welche Leistungen anbietet. Doch die Verhandlungen sind noch längst nicht abgeschlossen, wie Elmar Koche, Geschäftsführer der Vamed Akutklinik Bad Berleburg im Ausschuss für Gesundheit und Tourismus am Donnerstagabend berichtete. „Wir kämpfen weiterhin für den Erhalt der Senologie und werden klare Kante zeigen.“
Damit reagiert der Klinikgeschäftsführer auf die zuletzt erfolgte Ablehnung durch die Krankenkassenverbände. Zum Hintergrund: Im April 2022 wurde der Krankenhausplan Nordrhein-Westfalen 2022 mit neuen Rahmenvorgaben und der Systematik von Leistungsbereichen und -gruppen veröffentlicht. Zur Umsetzung konnten die Kliniken Anträge zu Fallzahlen aus bestimmten Bereichen einreichen. „Wir sind im November 2022 in die Verhandlungen mit den Krankenkassen eingestiegen“, erklärte Knoche. Am 17. Mai 2023 ging die Verfahrensleitung auf die Bezirksregierungen und anschließend auf das MAGS NRW über.
Bis heute hat die Vamed Akutklinik einige Verhandlungen hinter sich, mit dem Ergebnis, dass viele Bereiche dem Bad Berleburger Krankenhaus erhalten bleiben - unter anderem die allgemeine Innere Medizin, die allgemeine Chirurgie, inklusive Unfallchirurgie und die Gynäkologie und Geburtshilfe. Auch die intensivmedizinische Versorgung, die interventionelle Kardiologie sowie künstliche Hüft- und Kniegelenke gehören weiterhin zum Angebot der Klinik. Zudem sind zwei neue Leistungsbereiche hinzugekommen - unter anderem eine „Stroke Unit“ für Schlaganfallpatienten. „Wir setzen uns bereits seit vielen Jahren für den Aufbau einer wohnortnahen Versorgungsstruktur für Schlaganfallpatienten ein“, sagt der Klinikgeschäftsführer. „Man liest häufig: Schlaganfall - Notfall. Ein solcher ist immer akut, doch die nächste Stroke Unit ist in Siegen. Bis der Patient dort ankommt, ist zu viel Zeit verstrichen.“
Ziele der Krankenhausreform
Deutschland hat laut Bundesgesundheitsministerium die höchste Krankenhaus- und Bettendichte Europas – nur Österreich übertrifft sie noch. Das Problem dabei: Ein Drittel der Krankenhausbetten sei nicht belegt. Durch leere Betten entstehen Einbußen, was die finanzielle Lage der Krankenhäuser weiter anspannt.
Die Krankenhausreform vom Bund in Zusammenarbeit mit den Ländern soll die Strukturen und die Finanzierung der Krankenhäuser überarbeiten, um Klinikschließungen zu vermeiden und Patienten flächendeckend eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung zu bieten – egal ob in der Stadt oder in ländlichen Regionen.
Dazu wurden Leistungsbereiche und -gruppen der verschiedenen Fachbereiche entwickelt und den Kliniken – aufgeteilt in 16 Versorgungsgebiete in NRW – zugeteilt. Damit soll sichergestellt werden, dass alle Menschen in gleicherweise Zugang zu einer hochwertigen medizinischen Versorgung haben. Krankenhäuser mit internistischem und chirurgischem Versorgungsangebot sollen mit dem neuen Krankenhausplan für mindestens 90 Prozent der Bevölkerung innerhalb von 20 Minuten erreichbar sein, so das NRW-Gesundheitsministerium.
Grundsätzlich zeigte sich der Klinikgeschäftsführer mit den Verhandlungen bislang zufrieden. „Wir konnten einen hohen Deckungsgrad zwischen beantragten und zugewiesenen Leistungen erreichen.“ Doch eine wichtige Leistungsgruppe, die die Klinik beantragte, wurde abgelehnt: die Senologie. Sie ist Teil der Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von Brustkrebs. „Die Frage ist: Warum sollte die Mamma-Karzinom-Chirurgie hier entfallen?“, so Knoche, der gleichzeitig auf die Mindestmengenregelung des Gemeinsamen Bundesausschusses verweist.
Drohende Folgen für die Region
Laut dem Gemeinsamen Bundesausschuss legen die Regelungen für „ausgewählte planbare Leistungen im Krankenhaus, bei denen die Qualität des Behandlungsergebnisses von der Menge der erbrachten Leistungen abhängig ist, die Höhe der jeweiligen jährlichen Mindestmenge je Arzt und/oder Standort eines Krankenhauses fest“. Im Bereich der Senologie liege die ab 2025 bei 100.
Damit jedoch würden zahlreiche Kliniken, die diese Untersuchungen anbieten, künftig wegfallen. „Die Versorgungssituation vor Ort würde sich so nachhaltig verschlechtern“, ist Knoche überzeugt. Und auch Ursula Belz (CDU) äußerte ihre Sorgen diesbezüglich: „Wenn man die Anzahl der Kliniken, die diese Leistungsgruppe anbieten, reduziert, werden die Patienten dadurch ja nicht weniger. Die müssen ja trotzdem behandelt werden“, sagt sie. „Sollte ein solcher harter Schnitt gemacht werden, fallen von 700 Kliniken rund 400 weg. Die Anzahl der Patienten können andere Krankenhäuser gar nicht aufnehmen“, mahnt auch Knoche. Die Folgen wären ein „drastisch verlängerter Zeitraum zwischen Erstbefund und Therapiebeginn“ sowie lange Distanzen und Fahrtzeiten zu den Kliniken.
Drohende Folgen, die auch Dr. Sandra Hartmann (SPD) sieht. Die Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe betont zudem: „Klar könnten wir die Patienten auch in Siegen behandeln, aber auch wenn wir dorthin fahren: Dadurch haben wir vor Ort nicht mehr OP-Kapazitäten.“ Sie weiß, wie wichtig ein frühzeitiger Befund und eine Behandlung für die Betroffenen ist. „Und dazu gehören nicht nur Frauen, auch Männer können an Brustkrebs erkranken.“ Eine Erkrankung, die im schlimmsten Fall schnell fortschreitet. „Wir wollen unsere Patienten hier nicht im Stich lassen“, betont Knoche.
„Wir werden weiterkämpfen. Einen stillen Rückzug oder eine widerspruchsfreie Akzeptanz werden wir auch für die Senologie nicht antreten.“
Bis Mitte August hatten die Krankenhäuser Zeit, Stellung zu den Plänen zu beziehen, das tat die Vamed Akutklinik. Am 26. August erfolgte der Eingang der Ablehnung mit der Möglichkeit, erneut eine Stellungnahme einzureichen. „Diese Möglichkeit werte ich erstmal positiv, das müssten sie ja nicht“, so Knoche. Bis zum 9. September hat die Klinik Zeit, die Stellungnahme einzureichen. „Da sitzen wir aktuell dran.“ Denn: „Wir werden weiterkämpfen. Einen stillen Rückzug oder eine widerspruchsfreie Akzeptanz werden wir auch für die Senologie nicht antreten.“
Der Abschluss der Arbeiten ist für November 2024 geplant. Bis dahin soll die Erteilung der Feststellungsbescheide durch die Bezirksregierungen erfolgen. Am 1. Januar 2025 tritt die Krankenhausreform dann in Kraft.