Bad Laaspher. Belebt ein Netto-Markt die Altstadt in Laasphe oder schadet er dem lokalen Einzelhandel? Projektentwickler und die Grünen äußern sich.

Braucht Bad Laasphe einen Lebensmittelmarkt in Nähe der Altstadt oder nicht? Nachdem ein neues Einzelhandelskonzept für die Lahnstadt erstellt wurde, steht ein FDP-Antrag aus 2022 wieder auf die Tagesordnung der kommenden Ratssitzung am 4. November. Die FDP forderte damals, „die Gedanken zur Errichtung eines Netto-Marktes nicht weiterzuverfolgen.“ Die endgültige Entscheidung ist noch offen.

„Der Nahversorger würde eine Wiederbelebung der Innen- und Altstadt begünstigen und nach allen vorgeschalteten Prüfungen und Gutachten für die Stadt Bad Laasphe sehr positive Auswirkungen haben.“

Hubert Thorwirth 
Projektentwickler

Dazu melden sich nun die Projektentwickler Hubert Thorwirth und Nadia Thorwith-Vahl von der Gesellschaft für Geschäftsraumvermittlung Immobilien MBH Unternehmensberatung (GfG) aus Korbach zu Wort, die das Projekt „Nahversorgung für die Innenstadt in der Lahnstraße“ erarbeiteten und im Februar 2022 vorstellt haben. In einer Stellungnahme an den Bürgermeister Dirk Terlinden und die Ratsmitglieder, die auch der Redaktion vorliegt, erklären sie, was für einen Nahversorger im Stadtzentrum spricht und kritisieren den FDP-Vorstoß: „Der FDP-Antrag stellt fest, dass es keinen Bedarf für einen weiteren Lebensmittelmarkt im innerstädtischen Bereich gibt. Es ist jedoch so, dass eine Lebensmittelversorgung für die Bewohner der Innenstadt und der westlichen Stadtteile notwendig ist“, so Hubert Thorwirth in der Stellungnahme.

Projektentwickler sehen Aufwertung durch einen modernen Nahversorger

Es solle ein moderner, attraktiver Geschäftshaus-Neubau entstehen. Mit ca. 800 Quadratmetern Verkaufsfläche, das sei heutzutage die kleinstmögliche. Dazu solle eine Backgastronomie mit Außensitzplätzen geplant werden. „Ebenso waren geprüft, besprochen und festgehalten verschiedene Verbesserungen am Mehrgenerationenspielplatz im Stadtgarten. Es wäre somit eine Aufwertung und Attraktivitätssteigerung auch für die Markttage erreicht“, macht Thorwirth seine Sicht klar. Damit sei anzunehmen, „dass, wenn die Kunden hier Lebensmittel einkaufen und parken, folglich in der Innenstadt weitere Besorgungen erledigen.“ Die Anzahl der Parkplätze würden sich nur „etwas verringern“, dafür entstehe ein „modernes, bequemes Parkplatzangebot“, so der Projektentwickler weiter.

So könnte das Areal an der Lahnstraße aussehen (Archivbild aus 2022).
So könnte das Areal an der Lahnstraße aussehen (Archivbild aus 2022). © gfg | gfg

Für ihn ist klar: „Der Nahversorger würde eine Wiederbelebung der Innen- und Altstadt begünstigen und nach allen vorgeschalteten Prüfungen und Gutachten für die Stadt Bad Laasphe sehr positive Auswirkungen haben.“ Hubert Thorwirth und Nadia Thorwith-Vahl bitten daher die Ratsmitglieder in ihrem Schreiben um Unterstützung des Vorhabens.

Laaspher Grünen lehnen Netto-Markt ab

Anders beurteilt die Situation die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Sie finden, dass ein Netto-Markt den Ortskern nicht beleben würde, sondern „genau das Gegenteil zur Folge habe: Den inhabergeführten Einzelhandelsgeschäften im Ortskern würde damit der Todesstoß versetzt“, teilen Albrecht Rieger und die Fraktionsvorsitzende Carina Jung in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. Die Bad Laaspher Grünen „lehnen diese Idee strikt ab.“  

„Den inhabergeführten Einzelhandelsgeschäften im Ortskern würde damit der Todesstoß versetzt.“

Albrecht Rieger und Carina Jung
in einer Stellungnahme von Bündnis 90/Die Grünen

Ein Discounter an der vorhergesehenen Fläche an der Lahnstraße habe „extreme Nachteile, die die erhofften Vorteile bei weitem übertreffen würden“, so Rieger und Jung weiter. Zum einen befürchten sie eine größer werden Verkehrsbelastung auf der B62 als Ortsdurchfahrt, zum anderen eine größere Parkplatznot im Stadtkern. „Ein zusätzlicher Supermarkt würde nur dazu führen, dass die vorhandene örtliche Kaufkraft sich auf noch mehr Geschäfte verteilen würde. Das hat das Einzelhandelskonzept für Bad Laasphe festgestellt, das im Auftrag der Stadt erstellt wurde.“ Das würde sich vor allem auf den Wochenmarkt und die Einzelhändler der Königstraße negativ auswirken, befürchten die Grünen-Politiker. „Das Ortsbild würde verschandelt. Die großen Bäume, welche die vor dem Rathaus liegende Grünanlage mit Spielplatz und den Parkplatz hinter der Sparkassenfiliale beschatten, würden gefällt und durch einen großen rechteckigen Zweckbau und einen stark frequentierten Parkplatz ersetzt. Die Attraktivität für Fußgänger wäre dahin und damit auch die Attraktivität des Bad Laaspher Ortskerns.“

Stadtzentrum auf andere Weise beleben

Die Grünen sehen einen anderen Weg, das Stadtzentrum und die Königstraße zu beleben. „Wer die Königstraße beleben will, um damit den dortigen Einzelhandel zu fördern, der muss sich um eine architektonische und kulturelle Aufwertung dieses Stadtquartiers bemühen. Kleine Spezialgeschäfte profitieren von einer angenehmen Umgebung und erwiesenermaßen nicht von Zweckarchitektur, Autoverkehr, Parkplatznot und Billigmärkten“, so Rieger und Jung in der Stellungnahme.

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