Banfe/Bad Laasphe. Banfes Ortsvorsteher Michael Ermert geht mit der Stadt Bad Laasphe scharf ins Gericht. Jetzt beziehen auch Stadt und Käufer ausführlich Stellung.
Der Wald ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Südwestfalen. Klimawandel hin, Borkenkäfer und Sturmschäden her: Wald war und ist die „Spardose“ der Waldbesitzer und auch der Kommunen. Umso genauer wird beobachtet, was mit dem kommunalen Wald geschieht. In Bad Laasphe sorgt jetzt ein Verkauf für heftige Diskussionen. Es geht um den „Banfer Wald“. Der gehört seit der kommunalen Neugliederung 1974 nicht mehr der Gemeinde Banfe, sondern der Stadt Bad Laasphe, die ihn bewirtschaften und auch von Holzeinschlag oder Jagdpacht profitiert. Wir haben mit dem Ortsvorsteher, der Stadt und dem Käufer gesprochen.
So waldreich ist Wittgenstein
Der Kreis Siegen-Wittgenstein zählt mit rund 70 Prozent seiner Fläche zu den waldreichsten Regionen der Bundesrepublik, rühmt sich gerne auch als der waldreichste Deutschlands.
Auch die drei Wittgensteiner Kommunen Erndtebrück, Bad Berleburg und Bad Laasphe besitzen Wald. Allerdings gehören sie nicht zu den größten Waldbesitzern der Region. Das sind die Rentkammern der ehemaligen Fürstenhäuser Sayn-Wittgenstein-Berleburg (13.000 Hektar) und Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (7000 Hektar) und verschiedene andere Familienmitglieder der beiden Linien sowie andere private Waldbesitzer.
Die Stadt Bad Berleburg verwaltet 650 Hektar Wald, die Stadt Bad Laasphe rund 500. Allerdings hat Bad Laasphe, mit 64,6 Prozent Waldanteil an der Gesamtfläche, den höchsten Anteil in Wittgenstein, noch vor Erndtebrück mit 60,7 und Bad Berleburg 59,5 Prozent.
Die Aufregung um einen Verkauf schüren Kritiker, wie der Banfer Ortsvorsteher Michael Ermert: „Mich stört das Verfahren!“, sagt Ermert im Gespräch mit dieser Redaktion. „Wenn fünf Quadratmeter Grundstück verkauft werden, wird der Ortsvorsteher gefragt, um die Meinung des Dorfes dazu zu hören. In diesem Fall hat mich niemand angesprochen!“, kritisiert Ermert und ergänzt: „Mich haben aber viele Banfer angesprochen und gesagt, das dürfe doch nicht wahr sein, dass der Banfer Wald verkauft wird.“
„Wenn Grundstücke verkauft werden, wird der Ortsvorsteher gefragt, um die Meinung des Dorfes dazu zu hören. In diesem Fall hat mich niemand angesprochen!“
Ermert war neun Jahre lang Ratsmitglied und saß für die FDP auch im Haupt- und Finanzausschuss. Er kennt die politischen Verfahrensschritte und auch das politische Geschehen der vergangenen Jahre. Über den konkreten Fall wundert sich der Ortsvorsteher auch deshalb, weil es in der Vergangenheit immer einhellig die Meinung in der Kommunalpolitik gegeben habe, dass man den Bad Laaspher Stadtwald nicht versilbern wolle. Jetzt aber sei dies doch passiert.
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Über die Größe der verkauften Fläche und auch den Kaufpreis wird geschwiegen. Das gehört als Vertragsangelegenheit in den nicht öffentlichen Teil der Hauptausschusssitzung. Allerdings führt die öffentliche Kritik Ermerts auch zu einer Stellungnahme der Stadt Bad Laasphe. Die wehrt sich gegen Medienberichte, in denen von einem „Verschachern“ des Banfer Waldes und von „Geklüngel“ und „Spottpreis“ gesprochen wurde. Das alles sind Begriffe, die Michael Ermert auf Nachfrage dieser Redaktion inzwischen nicht mehr in den Mund nehmen möchte.
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„Als demokratisch legitimiertes Gremium hat der zuständige Haupt- und Finanzausschuss (HFA) am 5. September 2024 mit breiter Mehrheit dem Verkauf der städtischen Waldflächen in Banfe zugestimmt. Dies erfolgte wie bei allen Grundstücksangelegenheiten üblich in nicht-öffentlicher Sitzung“, heißt es in der Stellungnahme aus dem Rathaus.
Zum Vorwurf Ermerts, dass er nicht gehört worden sei, erläutert die Stadtverwaltung im Namen des Bürgermeisters, Dirk Terlinden: „Der endgültigen Verkaufsentscheidung sind über mehrere Monate diverse Beratungen vorausgegangen. Allen Entscheidungsträgern war die ablehnende Position des ehem. Ratsmitgliedes und Ortsvorstehers in Banfe Michael Ermert (FDP) auch aus seiner Funktion als ehemaliges Ausschussmitglied im HFA bekannt.“
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Der Kaufpreis, zu dem sich weder die Kommune noch Ermert oder der Käufer äußern, soll aber nach Darstellung aus dem Rathaus kein „Spottpreis“ gewesen sein: „Der vereinbarte Kaufpreis wurde anhand der Bestockung fachlich korrekt und nachvollziehbar durch das Regionalforstamt ermittelt. Die Begrifflichkeiten „Geklüngel“, „Spottpreis“ und „verschachert“ sind in diesem Kontext völlig sachfremd, vermitteln einen irreführenden Eindruck über das Beratungsverfahren und werden deshalb in aller Form zurückgewiesen.“
„Wir haben die Flächen erworben, weil sie an unserem Forstgut Ditzrod liegen.“
Der Stadt war außerdem vorgeworfen worden, dass sie mit dem Verkauf an einen „Waldbesitzer, der zugleich auch in Windkraftanlagen investiert“, den Fortbestand des Banfer Waldes als Erholungswald auf Spiel setzte. Auch dem widerspricht die Stadt Bad Laasphe: „Vertraglich ist eine Fortführung der forstwirtschaftlichen Nutzung als Erholungswald durch den Käufer zugesagt und vertraglich vereinbart. Die im Bericht gewählte Formulierung ‚Verkauf an einen Investor‘ unterstellt insofern eine andere Nutzungsabsicht, die nicht besteht.“
Die Redaktion hat den Käufer kontaktiert und nach den Gründen für den Kauf gefragt: „Wir haben die Flächen erworben, weil sie an unserem Forstgut Ditzrod liegen“, bestätigt Karl Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg den Kauf des „Banfer Waldes“. Und ausdrücklich betont der Waldbesitzer und Windkraftunternehmer, dass die Wittgenstein Gruppe nicht beabsichtige, auf diesen Flächen Windkraftanlagen zu errichten. Genau deswegen reagiert er mit Unverständnis auf die Vorwürfe, die Ortsvorsteher Michael Ermert vorbringt.
Allerdings liegen die von der Stadt veräußerten Flächen zum Teil mitten in dem bereits als Windpark genutzten Waldflächen in einem Dreieck zwischen Bad Laasphe, Banfe und Hesselbach.