Raumland. Sonja Müller arbeitet in der Kita Blauland in Raumland. Warum der Job als Erzieherin auch noch nach 30 Jahren ihr Traumberuf ist.
„Erzieherin ist für mich nach wie vor mein Traumberuf“, sagt Sonja Müller. Sie arbeitet im Familienzentrum Blauland in Raumland. „Der Job ist kreativ, abwechslungsreich und man kann im Team arbeiten.“ Dabei war Erzieherin nicht die erste Berufswahl der Raumländerin. „Ich habe zuerst eine Friseurausbildung in Bad Berleburg gemacht. Da sollte ich schon immer den Kindern die Haare schneiden, weil ich einen guten Zugang zu ihnen hatte. Eine Arbeitskollegin hat als Helferin im Kindergarten angefangen und mir gesagt, dass sie dringend Personal brauchen.“ Als Müller zum Vorstellungsgespräch in der Kita Blauland war, war so viel los, dass sie sofort mitgearbeitet hat. „Danach konnte ich direkt anfangen“, erinnert sie sich. Drei Jahre hat sie als Kindergartenhelferin gearbeitet. „Ich dachte mir, wenn es mir gefällt, will ich es auch lernen. Deswegen habe ich die Ausbildung dran gehängt“. Damals war sie 22 Jahre alt – und seitdem arbeitet sie als Erzieherin.
„Es gibt immer noch Eltern, die denken, wir passen nur auf die Kinder auf und betreuen sie. Aber wir haben auch einen Bildungsauftrag.“
„Ich arbeite sehr gerne hier. Ich habe viele Freiheiten und es gibt keine Vorschriften von großen Trägern. Es ist sehr familiär“, sagt die heute 52-Jährige. Wichtig ist dabei, dass sie Eltern und Kindern gerecht wird. „Man muss offen sein und viel absprechen, um den gleichen Erziehungsgedanken zu finden. Genauso muss man schauen, was braucht die Gesellschaft? Wie sollen die Menschen aufgestellt sein, die hier wohnen und arbeiten?“ Es wird viel dokumentiert und über die Entwicklung der Kinder beichtet. „Hier hat sich einiges getan. Wir führen regelmäßig Entwicklungsgespräche durch“, berichtet Müller. „Der Beruf ist schon stark von Änderungen betroffen. So schnell wie sich die Gesellschaft ändert, so schnell ändert sich die Erziehung.“
Sommerserie: Systemrelevante Menschen
Sie sind wichtig. Und ohne diese Menschen würde unsere Leben nicht funktionieren. In unserer Serie „Systemrelevant“ stellen wir Menschen vor. Sie machen Jobs, die nicht im Rampenlicht stehen. Dazu zählen beispielhaft Supermarktkassierer, Nachtwächter, Reinigungskräfte oder ehrenamtliche Sanitäter auf großen Festen. Wir wollen wissen, wer sind diese Personen, die oft im Verborgenen dafür sorgen, dass unser Leben reibungslos läuft.
Sonja Müller ist wichtig, Kindern etwas für die Zukunft beizubringen
Die Wertschätzung den pädagogischen Fachkräften gegenüber sei aber in den vergangenen Jahren gestiegen, so Müller. „Das war vor einigen Jahren noch anders. Es gibt immer noch Eltern, die denken, wir passen nur auf die Kinder auf und betreuen sie. Aber wir haben auch einen Bildungsauftrag.“ Altersgerechte Sprachförderung und soziales Lernen sind für die Kinder wichtig und wird spielerisch erlernt. „Übers Singen, Reden und Spielen. Es findet ganz viel Sprache statt. In der Schule ist das auch wieder anders.“
Die Raumländerin ist selbst Mutter von drei Kindern und hat einen Hund. Wenn sie mal nicht in der Kita arbeitet, geht sie wandern, in eine Fitnessgruppe, zum Schwimmen oder macht Yoga. „Und ich laufe sehr viel, treffe mich mit Freunden und kümmere mich um Haus und Garten.“ In der Kita Blauland betreut die deswegen auch das Projekt mit dem Obst- und Gartenbauverein Raumland. „Dabei kann ich auch meinem persönlichen Interesse nachgehen“, sagt sie. Die Kinder kümmern sich um eine Obstbaumwiese und um ein Gemüsebeet. Sonja Müller ist wichtig, „an die Zukunft der Kinder zu denken. Wir wollen früh vermitteln, dass sich durch Klima viel verändert. Nahrungsmittel sind wichtig. Wir können im Kleinen viel tun für die Umwelt.“ Die Kinder lernen beim Projekt etwas über verschiedene Pflanzen und Permakultur. „Sie lernen, achtsam mit Natur und Tieren umzugehen. Sie werden sich nicht alles merken, aber vom Grundgedanken nehmen viele Kinder etwas mit.“
In der Kita Blauland steht das soziale Lernen im Vordergrund
Kinder bis fünf Jahre werden in der Kita Blauland in gemischten Gruppen betreut. Nur die Vorschulkinder sind davon ausgenommen und werden extra auf die Schule vorbereitet. „Das Arbeiten in gemischten Gruppen liegt mir sehr am Herzen. Die Großen lernen Rücksicht auf die Kleinen zu nehmen, die Kleinen lernen von den Großen. Das ist eher einer Familie ähnlich“, sagt Müller. Aber es sei auch mehr Arbeit. „Wir machen verschiedenen Angebote, nicht eins für alle.“ Zum Beispiel beim Basteln: Manche Kinder können schon selbst ausschneiden, andere brauche mehr Unterstützung. „Aber der Vorteil ist das soziale Lernen.“ Die Erzieherinnen und Erzieher versuchen immer, einen Weg zu finden, dass die Bedürfnisse von allen gedeckt werden. Bei 15 bis 18 Kindern in einer Gruppe, nicht immer einfach.
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Die finanzielle Unterversorgung der Kitas ist dabei ein großes Problem. „Eigentlich sollte jeder auf die Straße gehen, um die Kindergartenplätze zu erhalten“, sagt Müller. „Wenn alle Mütter zuhause bleiben würden, gäbe es noch mehr Fachkräftemangel.“ So musste auch die Kita Bauland ihre Öffnungszeiten reduzieren. Personal sei immer noch nicht genug da, so die Erzieherin. Einen anderen Beruf kann sich Sonja Müller trotzdem nicht vorstellen, dafür macht er ihr zu viel Spaß: „Die Arbeit mit Kindern gibt einem ganz viel zurück.“