Bad Berleburg. Im Hotel gab es kaum freie Tage und keinen pünktlichen Lohn. Jetzt arbeitet die Oliwia Postrak bei Vamed in Bad Berleburg. Da ist vieles anders.
Die jetzige Arbeit ist für Oliwia Postrak „wie Urlaub“, sagt die junge Frau. Jedenfalls, wenn sie ihren jetzigen Job mit dem in einem Hotel bei Winterberg vergleicht. Dort hat die Polin sieben Tage die Woche durchgearbeitet und die Zimmer von Hotelgästen gereinigt und wohl auch nicht immer pünktlich ihren Lohn bekommen, ganz zu schweigen von regelmäßigen Arbeitszeiten und Urlaub, wie sie im Gespräch mit dieser Zeitung berichtet.
„Bei ihrem Bewerbungsgespräch hat sie hier wie ein Häufchen Elend gesessen“, erinnert sich Angela Kleinwächter. Sie leitet das Team der Reinigungskräfte in der Vamed-Rehaklinik und hat Oliwia Postrak nach einem Probearbeiten sofort eingestellt. „Oliwia ist eine unserer besten!“, lobt Kleinwächter ihre Mitarbeiterin. Und Oliwia Postrak ist glücklich, weil sie jetzt endlich geregelte Arbeitszeiten hat und damit auch wieder ein Privatleben.
„Erst als die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine kamen, ging es voran.“
„Ich fange um 5.30 Uhr an und putze die öffentlichen Bereiche, Toiletten und die Sporthalle. Um 7.30 Uhr wechsele ich dann auf Station“, sagt Postrak. Anders als im Hotel wird es in der Klinik nur montags und freitags mit der Vollreinigung der Zimmer etwas stressiger. Und am frühen Nachmittag ist dann Feierabend.
„Unsere Kernarbeitszeit ist von 5 und bis 15 Uhr“, erläutert Angela Kleinwächter, die die gesamte Rehaklinik mit 32 Mitarbeitenden sauber hält. Das ist nicht immer einfach, denn in einer Rehaklinik gelten besondere Hygienebestimmungen. Wie stark die Anforderungen sein können, das zeigt sich bei einzelnen, isolierten Patienten mit Infektionen oder ganz schlimm in der Corona-Pandemie, wo die Reinigungskräfte extrem gefordert waren, weil Patienten mit dem Virus auf ihren Zimmern isoliert werden mussten, und die Hygieneanforderungen noch einmal höher geschraubt wurden.
„Ich erinnere mich noch gut, wie sehr wir unter den Einmalanzügen geschwitzt haben und die nach jedem Zimmer wechseln mussten.“
Da musste auch Angela Kleinwächter zu Mopp und Lappen greifen. Mit Maske, Schutzbrille und Schutzanzug. „Ich erinnere mich noch gut, wie sehr wir unter den Einmalanzügen geschwitzt haben und die nach jedem Zimmer wechseln mussten“, sagt Kleinwächter.
Sommerserie: Systemrelevante Menschen
Sie sind wichtig. Und ohne diese Menschen würde unsere Leben nicht funktionieren. In unserer Serie „Systemrelevant“ stellen wir Menschen vor. Sie machen Jobs, die nicht im Rampenlicht stehen. Dazu zählen beispielhaft Supermarktkassierer, Nachtwächter, Reinigungskräfte oder ehrenamtliche Sanitäter auf großen Festen. Wir wollen wissen, wer sind diese Personen, die oft im Verborgenen dafür sorgen, dass unser Leben reibungslos läuft.
Es gibt aber auch Dinge, die für die anstrengende Arbeit belohnen: „Wir haben ein gutes Miteinander hier in der Klinik. Jeder grüßt jeden. Das wird auch von der Geschäftsführung so gelebt.“ Noch stärker bleiben aber die Begegnungen mit den Patienten im Kopf. „Weil wir täglich in die Zimmer kommen, sind wir vertraute Gesichter“, sagt Kleinwächter. Natürlich steht hier Diskretion ganz oben. Aber sie erinnert sich auch einen Mann, der mit einem Schlaganfall in die Reha kam. Nach dem ersten Aufenthalt konnte er wieder gehen und nach dem beim zweiten Besuch auch wieder sprechen. Diese persönlichen Schicksale lassen auch die Reinigungskräfte trotz aller professionellen Distanz nicht kalt.
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Ähnlich wie in Hotels wird auch in der Rehaklinik an allen Tagen im Jahr gereinigt. Das aber spüren die Mitarbeitenden auch im Geldbeutel. „Wir haben einen an den Tarif für Gebäudereiniger angelehnten Haustarif und zahlen 13,50 Euro die Stunde“, erläutert Angela Kleinwächter. An Sonn- und Feiertagen beträgt der Zuschlag 80 Prozent und an den beiden Weihnachtsfeiertagen und dem 1. Mai sogar 200 Prozent. Als kleine Benefits gibt es außerdem zweimal im Jahr einen Obstkorb und immer wieder auch Gutscheine aus der Cafeteria.
Trotz geregelter Arbeits- und Urlaubszeiten sowie sicherer Bezahlung ist es schwer, Mitarbeitende zu finden, berichtet Kleinwächter. Tatsächlich seien sich auch viele Menschen zu schade, als Reinigungskraft zu arbeiten, obwohl dies auch ein anspruchsvoller Beruf sei: „Erst als die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine kamen, ging es voran“, erinnert sich Angela Kleinwächter. Sie hatte einen Flyer in der Unterkunft in der ehemaligen Baumrainklink aufgehängt und schnell hätten sich Frauen gemeldet. Nur so konnten die offenen Stellen besetzt werden.
Unterm Strich ist klar: Wenn Patientenzimmer oder Behandlungsräume nicht gereinigt werden können, funktioniert das System Klinik nicht. Oliwia Postrak hat für sich hier „eine gute Arbeit gefunden“, freut sich darüber, dass sie Anerkennung erfährt und wieder Zeit für ihren Freund hat.