Weide. Ohne sie hätten Zeitungsleser morgens nichts zum Lesen. Die Ortsvorsteherin von Weide ist mit Leib und Seele Zustellerin. Was sie am Job liebt.
Regina Althaus ist den ganzen Tag unterwegs. Ob Zustellerin für die Westfalenpost und Westfälische Rundschau oder als Ortsvorsteherin ihres Heimatdorfs Weide. Hauptberuf und Ehrenamt ergänzen sich in diesem Fall vor allem im Winter perfekt. „Ich weiß dann schon, wo der Winterdienst war und wo er noch hin muss“, schmunzelt die Zustellerin der Funke Mediengruppe. Um 1.45 Uhr in der Nacht geht es für die 65-Jährige los. Gemeinsam mit ihrem Mann Gerd macht sie sich auf den Weg, um Westfalenpost, Westfälische Rundschau und Werbebeilagen in die Haushalte zu bringen.
„Wir versorgen das gesamte Obere Lahntal. Jeder trägt zwei Reviere. Das sind 50 bis 52 Kilometer Fahrtstrecke. Bei Regen, Schnee und Glatteis.“
Seit ein paar Jahren sind die Zusteller der Funke Mediengruppe mit Firmenwagen unterwegs. „Und Regina Althaus testet jetzt sogar ein E-Auto“, berichtet Teamleiterin Petra Ruskowski. Sie führt die 23 Mitarbeitenden in Wittgenstein, von denen acht in Vollzeit arbeiten, also mehr als sechs Stunden am Tag.
„Wir versorgen das gesamte Obere Lahntal. Jeder trägt zwei Reviere. Das sind 50 bis 52 Kilometer Fahrtstrecke. Bei Regen, Schnee und Glatteis“, erklärt Regina Althaus. „Glatteis ist das Schlimmste“, weiß sie. Dann müssen auch die Zusteller besonders aufpassen oder eben die Zustellung einstellen, wenn es zu gefährlich wird. Eine Kollegin hatte sich bei einem Sturz die Schulter gebrochen und fiel lange aus.
Sommerserie: Systemrelevante Menschen
Sie sind wichtig. Und ohne diese Menschen würde unsere Leben nicht funktionieren. In unserer Serie „Systemrelevant“ stellen wir Menschen vor. Sie machen Jobs, die nicht im Rampenlicht stehen. Dazu zählen beispielhaft Supermarktkassierer, Nachtwächter, Reinigungskräfte oder ehrenamtliche Sanitäter auf großen Festen. Wir wollen wissen, wer sind diese Personen, die oft im Verborgenen dafür sorgen, dass unser Leben reibungslos läuft.
Wenn es zu glatt ist, sind auch die Zeitungsabonnenten kulant. Wenn aber mal eine Zeitung zu spät oder falsch zugestellt wird, dann bekommen auch Regina Linde oder ihr Mann Anrufe. „Hier kennen die Menschen ihre Zeitungszusteller noch“, sagt sie. Der richtige Weg aber geht über den Leserservice und die kostenfreie Nummer 01802-404076.
Anspruchsvoll ist die Arbeit vor allem deshalb, weil es nicht nur Zeitungen sind, die ausgeliefert werden, sondern auch Werbezeitschriften und immer wieder kann sich auf den sonst so vertrauten Touren etwas ändern. „Einmal hat jemand an einem ganz großen Haus einfach die Zeitungsrolle versetzt, ans ganz andere Ende des Hauses. Die muss man dann im Dunkeln erstmal finden und wir haben pro Zeitung nur eine Minute Zustellzeit“, sagt Althaus. Das ist dann sportlich.
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Eine andere Herausforderung ist die Dunkelheit, wenn man viel mit dem Auto unterwegs ist. „Ich hatte schon zwei Wildunfälle mit Rehen. Und mein Fahrlehrer hat mir schon gesagt, dass man am Wochenende immer da aufpassen muss, wo Schützenfeste gefeiert werden.“ Der Spruch ist ihr im Gedächtnis geblieben und bewahrheitet sich im Sommer immer wieder: „Da habe ich schon oft dunkel gekleidete Menschen über die Straße wanken sehen“, sagt Althaus. Und manchmal helfen die Botinnen und Boten dem oder der einen oder anderen dann auch nach Hause.
Dass sie nachts arbeiten muss, findet Regina Althaus nicht schlimm. „Meine Mutter hat schon die Zeitung getragen. Und ich mache das jetzt seit 25 Jahren“, berichtet sie. Althaus ist inzwischen 65 Jahre alt und Rentnerin. „Ich muss den Job nicht mehr machen, ich mache ihn, weil er mir Spaß macht“, sagt sie. Und er ist gut für die Gesundheit: „Ich habe zwei neue Kniegelenke bekommen und bin ständig in Bewegung. Das hilft.“
Auch Petra Ruskovski mag ihren Job und vor allem die Zusammenarbeit: „Die Stimmung im Team ist gut. Wir haben auch Sommer und Weihnachtstreffen“, sagt Petra Ruskosvski über die eingeschworene Gemeinschaft der Nachtarbeiter.
