Banfe. Aufgrund eines Schimmelbefalls zogen die Kinder der Banfer Kita nach Feudingen. Doch auch dort gibt es ein großes Problem.
Es ist ruhig auf dem Gelände des Banfer AWO-Kindergartens im Immenseifen – und das seit einigen Monaten schon. Die Kinder, die dort betreut werden, werden seit Ende Februar aufgrund eines Schimmelbefalls in Feudingen untergebracht. Doch von einer vorübergehenden Lösung kann kaum noch gesprochen werden – und sie könnte noch länger andauern. Und auch in Feudingen gab es nun eine Hiobsbotschaft für die Eltern im Banfetal, wie Jessica Ulbrich, 1. Vorsitzende des Elternbeirates der AWO-Kita in Banfe mitteilt.
Wie Ulbrich berichtet, soll eine Sanierung der Banfer Kita nicht mehr geplant sein. „Die Sanierung in Banfe inklusive Schimmelbeseitigung sei zu teuer, könne von der AWO nicht gestemmt werden.“ Stattdessen wolle man andere Optionen prüfen, zum Beispiel einen Neubau. Pläne, die bei den Eltern für Bauchschmerzen sorgen, so Ulbrich. Zudem müssten die Eltern dann ihre Kinder über einen noch längeren Zeitraum nach Feudingen bringen und abholen. „Der Großteil der Eltern ist berufstätig und viele Elternteile müssen statt zehn Minuten am Tag nun eine gute Stunde einrechnen. Zudem sind nicht in jeder Familie zwei Autos vorhanden. Hier stehen wir zum Teil vor großen logistischen Problemen.“
„Der Großteil der Eltern ist berufstätig und viele Elternteile müssen statt zehn Minuten am Tag nun eine gute Stunde einrechnen. Zudem sind nicht in jeder Familie zwei Autos vorhanden. Hier stehen wir zum Teil vor großen logistischen Problemen.“
Für den AWO-Kreisverband Siegen-Wittgenstein/Olpe war es ein „ein glücklicher Umstand“, dass das Kita-Gebäude in Feudingen zum Verkauf und damit leer stand. Nur so konnte kurzfristig die Betreuung für die Kinder weiter angeboten werden. So befinden sich die Kinder zwar in einer neuen Umgebung, aber im bekannten Gruppenkonstrukt mit vertrauten pädagogischen Bezugspersonen. Laut geltender Rechtssprechung und mit Absprache des Kreisjugendamtes ist eine Distanz „von bis zu sieben Kilometern oder eine Fahrtzeit von 30 Minuten“ zumutbar, so die AWO. Und Feudingen sei gerundet sechs Kilometer vom ursprünglichen Einrichtungsort entfernt. Die Belastung und die Unzufriedenheit der Eltern über den Fahrtweg ist dem Träger bekannt.
Schimmel auch in der Kita in Feudingen
Vor einigen Tagen kam aber die nächste erschreckende Nachricht für die Eltern: „Nachdem die Erkrankung eines Kindes womöglich auf Schimmelsporen zurückzuführen ist, wurden die Räume in Feudingen beprobt“, sagt Jessica Ulbrich. Das Ergebnis: Auch in Feudingen soll ein Schimmelbefall festgestellt worden sein. „Wir wünschen uns für unsere Kinder und die Mitarbeiter eine geeignete und schimmelfreie Übergangslösung im Banfetal.“
„Sollten die Rahmenbedingungen und Gegebenheiten eine sichere Betreuung nicht gewährleisten, ist der Betrieb nicht aufrechtzuerhalten. Um dem entgegenzuwirken, befinden wir uns bereits seit Beginn im engen Austausch mit der Kommune sowie dem zuständigen Jugendamt.“
Der Träger hat daraufhin Kontrolluntersuchungen angeordnet: „Es wurde eine geringe, unbedenkliche und nicht gesundheitsgefährdende Menge an Schimmelsporen im Mehrzweckraum des Interimsgebäudes festgestellt, auf die gemäß den Empfehlungen eines externen Gutachters bereits reagiert worden ist und die einer Nutzung nicht entgegenstehen“, so die AWO. „Wir haben den Raum aber vorsorglich gesperrt. Daraus entsteht keine Einschränkung für die Kinder, da die Kita in Feudingen für drei Gruppen ausgerichtet ist, Banfe aber nur zwei Gruppen hat“, ergänzt Laila Mahmood, stellvertretende AWO-Geschäftsführerin und Bereichsleitung Familien-, Kinder- und Jugendförderung. „Die erhobenen Vorwürfe, die AWO würde ihre Pflichten versäumen, weisen wir mit Bestimmtheit zurück“, so Mahmood weiter.
Wie Jessica Ulbrich jedoch berichtet, sei der Schimmel nicht in einem Mehrzweckraum festgestellt worden, sondern in der Turnhalle und im Flur. „Diese Information wurde uns schriftlich zugetragen und liegt entsprechend jedem vor.“ Ein Schreiben, das auch unserer Redaktion vorliegt. Und: „Auch wurden die Turnhalle und der Eingangsbereich nicht gesperrt, wie seitens der AWO dargestellt. Während des Elternabends teilte man uns mit, die Räume können weiterhin genutzt werden.“ Dieser Stand habe sich bisweilen nicht verändert, so Ulbrich. „Zudem wurde der Filter eben im besagten Flur aufgestellt - mit einer schriftlichen Notiz, man solle den Filter nicht ausschalten und die Tür zur Turnhalle geöffnet lassen.“
Wie geht es mit dem Kita-Gebäude in Banfe weiter?
Wie geht es nun also für die Kinder in Banfe weiter? „Aufgrund fehlender Flächen, die den Vorgaben des Landesjugendamtes entsprechen, ergaben sich bisher jedoch keine anderweitig realisierbaren Optionen“, teilt der AWO-Kreisverband mit. Maßnahmen zur kurzfristigen Sanierung des Gebäudes in Banfe wurden geprüft, werden aber nicht weiter in Betracht gezogen. „Sollten die Rahmenbedingungen und Gegebenheiten eine sichere Betreuung nicht gewährleisten, ist der Betrieb nicht aufrechtzuerhalten. Um dem entgegenzuwirken, befinden wir uns bereits seit Beginn im engen Austausch mit der Kommune sowie dem zuständigen Jugendamt.“
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Auch die Bad Laaspher Politik beschäftigt das Thema: „Die aktuelle und schwierige Situation mit der Kindertagesstätte in Banfe beschäftigt mich sehr und spiegelt nach meiner Meinung die große Problematik im Bereich des gesamten KiBiz wider“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Samir Schneider. Bei den finanziellen Mitteln für Investitionen und Instandhaltungsmaßnahmen herrsche Mangel. „Dies verschiebt Probleme in die Zukunft und belastet kommende Generationen. Letztlich investieren wir zwar viel Geld, doch oft in die falschen Bereiche“, findet Schneider deutliche Worte. „Wenn uns die frühkindliche Bildung nichts wert ist und wir die Augen vor den aktuellen Problemen verschließen, ist das ein Armutszeugnis. Andere Länder sind uns hier weit voraus.“
Bad Laaspher Politik beschäftigt sich mit der Kita Banfe
„Die Fraktion“ hat sich ebenfalls mit dem „Fall Banfe“ befasst, wie der Fraktionsvorsitzende Markus Schmidt mitteilt: „Unser Anspruch lautet, dass bis Ende Juli alle notwendigen Grundsatzentscheidungen zum zukünftigen Standort und zu einer Übergangslösung getroffen und öffentlich kommuniziert werden. Die AWO ist hier Dienstleister und steht nicht zuletzt aufgrund eigener Versäumnisse in der Pflicht, schnell zu handeln.“ Für ihn komme sowohl ein Neubau im Immenseifen, mit Revitalisierung des gesamten Bereiches als eine provisorische Container-Lösung infrage.
„Wenn uns die frühkindliche Bildung nichts wert ist und wir die Augen vor den aktuellen Problemen verschließen, ist das ein Armutszeugnis. Andere Länder sind uns hier weit voraus.“
Die Stadt Bad Laasphe habe dem AWO-Kreisverband Unterstützung im Rahmen einer Kita-Lösung in Banfe angeboten, wie „das Übertragen von Grundstücksteilen in unmittelbaren Anschluss an das bisherige Kita-Grundstück, wenn es für die Realisierung einer Neubaulösung hilfreich sei“, heißt es in einer öffentlichen Mitteilung in der Ratssitzung. Die Stadt selbst verfolge derzeit keine Planungen, eine Kita in Banfe zu betreiben oder ein Gebäude an einen Betreiber zu vermieten.