Bad Berleburg. Ein offenes Ohr für Jeden: Die grünen Damen und Herren der Vamed-Klinik in Bad Berleburg feiern Jubiläum mit Bundesvorsitzender Elke Grothe-Kühn.
„Das Klinikpersonal bezeichnet uns als ‚Grüne Engel‘“, erklärt Einsatzleiter Hartmut Weinhold, der sich sein Amt bei den Grünen Damen und Herren mit Bernd Mettbach teilt. Seit Anfang 2023 leiten die beiden die Gruppe in der Vamed-Rehaklinik in Bad Berleburg. Grüne Damen und Herren sind Ehrenamtliche, die unter dem Dach der Evangelischen Kranken und Altenhilfe (eKH) in Einrichtungen wie Krankenhäusern, Rehakliniken und Altenheimen aktiv sind. In Bad Berleburg gibt es eine solche Gruppe nur in der Vamed-Rehaklinik. Hierbei handelt es sich um eine Seltenheit: Von bundesweit etwa 500 Gruppen sind nur elf in Rehakliniken aktiv.
Viele Ehrenamtler in Siegen-Wittgenstein
„In Siegen-Wittgenstein engagieren sich überproportional viele Menschen ehrenamtlich“, sagt die Bundesvorsitzende der eKH Elke Grothe-Kühn. Die 66-Jährige erklärt, dass es sich bei der Berleburger Gruppe um einen Optimalfall handelt. Es gebe aktuell ausreichend Ehrenamtler und die Kooperation mit der Klinikleitung laufe hervorragend: „Der Geschäftsführer hier ist ein großer Glücksfall“, meint Grothe-Kühn. Auch die beiden Einsatzleiter sind sehr zufrieden mit der Unterstützung ihrer Arbeit. Sie haben ein eigenes Büro, die Klinik stellt ihnen ein Werbebanner zur Verfügung und es gibt bereits Pläne für eine klinikeigene Schulung der Ehrenamtlichen.
„Wir verstehen uns als hörende Unterstützung.“
Doch wie genau sieht die Arbeit der Grünen Damen und Herren aus? „Wir verstehen uns als hörende Unterstützung“, fasst die Bundesvorsitzende die Kernaufgabe zusammen. Konkret bedeute das, für bedürftige Menschen da zu sein. Dabei spielen Alter, Religion, Herkunft oder sonstige Merkmale keine Rolle. Auch wenn die Grünen Damen und Herren einem evangelischen Träger angehören, arbeiten sie überkonfessionell. „Man muss immer individuell auf die Patienten zugehen“, erklärt Grothe-Kühn, die neben ihren Aufgaben als Bundesvorsitzende auch selbst einmal in der Woche in ein Krankenhaus geht und dort Patientinnen und Patienten besucht. So kann die Arbeit ganz unterschiedlich aussehen, abhängig von der Station, die besucht wird und von den Bedürfnissen der Menschen. Neben Gesprächen begleiten Grüne Damen und Herren Personen zu Terminen und Therapien, verteilen Bücher, tätigen Einkäufe oder schenken einfach Aufmerksamkeit und Nähe.
Social Media ist großes Projekt
Auch wenn die Gruppe in Bad Berleburg im Moment genug Mitarbeitende hat, um an fünf Tagen die Woche aktiv zu sein, ist ein großes Ziel der eKH, ihren Internetauftritt zu erweitern. „Wir versuchen Social Media weiter aufzubauen, aber wir haben kaum personelle Ressourcen“, sagt die Bundesvorsitzende. Mithilfe eines Social-Media-Managers habe man kürzlich an Konzepten gearbeitet, um die Organisation bekannter zu machen. So fasse man für die Zukunft neben Instagram und Facebook auch einen TikTok-Account ins Auge, um speziell junge Menschen zur Mitarbeit im Ehrenamt zu motivieren. „Die klassische Altersgruppe ist ab 50 Jahren, wenn die Familienphase abgeschlossen ist“, weiß Grothe-Kühn. Es gebe zwar auch einzelne junge Leute, die sich als Grüne Dame oder Herr engagieren, dennoch vermutet Elke Grothe-Kühn, dass 98 Prozent die „Grünen Engel“ nicht kennen. Dabei hält sie ehrenamtliches Engagement für absolut essenziell: „Das Ehrenamt ist eine stabile Säule unserer freiheitlichen Grundordnung“, so die 66-Jährige. Die Grünen Damen und Herren haben Zeit für die Patientinnen und Patienten, die den Hauptberuflern oft fehlt.
„Das Ehrenamt ist eine stabile Säule unserer freiheitlichen Grundordnung.“
Leben von Menschen positiv beeinflussen
„Wir können durch Zeit, durch Aufmerksamkeit und ein offenes Ohr das Leben von Menschen positiv beeinflussen“, meint auch der Gruppenleiter Hartmut Weinhold aus Bad Berleburg. Neben den Patientinnen und Patienten profitieren aber auch die Ehrenamtler selbst von ihrem Engagement: „Es sind die bereichernden und erfüllenden Erfahrungen, Kontakte und Freundschaften, die weit über die Krankenhausflure hinausgehen“, so Weinhold über seine Motivation, jede Woche in die Rehaklinik zu gehen. Es gebe wahrscheinlich kein anderes Ehrenamt, in dem man eine solche Wertschätzung seiner Arbeit erfahre. Die Klinik habe nämlich ebenfalls erkannt, was für ein Privileg die Grünen Damen und Herren sind. Hartmut Weinhold spricht von einem „Qualitätsmerkmal“, was die 13 Frauen und 4 Männer der Berleburger Gruppe für die Vamed-Klinik darstellen. Seit Anbeginn seiner ehrenamtlichen Tätigkeit pflege man ein „sehr gutes Verhältnis“ mit der Klinikleitung und erfahre „vorbildliche Unterstützung“ von Klinik und eKH.
In Bad Berleburg reicht die Altersspanne der Ehrenamtler von 56 bis 81 Jahre. Bei regelmäßigen Treffen und Ausflügen stärkt die Gruppe ihren Zusammenhalt und möchte das Engagement attraktiver machen. Um die Grünen Damen und Herren speziell in Wittgenstein bekannter zu machen, findet noch in diesem Jahr eine Informationsveranstaltung in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Siegen-Wittgenstein statt. Außerdem kommen die Grünen Damen und Herren in das Heft der VHS. „Dann erreichen wir alle Haushalte“, freut sich Hartmut Weinhold.